In Gedenken an die Gefallenen

Csar erstellt ein Verzeichnis der Gefallenen- und Vermissten.
  • Csar erstellt ein Verzeichnis der Gefallenen- und Vermissten.
  • hochgeladen von Marion Pertschy

KLOSTERNEUBURG/ BEZIRK TULLN (mp). Er ist 36 Jahre alt, hat Biotechnologie studiert, arbeitet in einem Unternehmen, das an Impfstoffen forscht und ist erst letztes Frühjahr mit seiner Lebensgefährtin von Klosterneuburg nach Königstetten übersiedelt. Genug ist das für Patrick Csar jedoch noch nicht. "Ich wollte immer entweder Biologie oder Geschichte studieren. Auf Rat meines Vaters habe ich mich für Biotechnologie entschieden. Die Geschichte ist dafür jetzt mein Hobby", erzählt er.

Heimatforschung

Csar betrieb Ahnenforschung nach dem Bruder seines Großvaters, der im Zweiten Weltkrieg fiel. "Viele wissen nicht, was mit ihren Ahnen passiert ist. Auch sie wollen, dass Väter, Söhne und Brüder, die in einem der beiden Weltkriege als Soldaten ihr Leben ließen, nicht vergessen werden", meint Csar. Dies nahm er zum Anlass seine Forschungen aufzunehmen, um ein Gefallenen- und Vermisstenverzeichnis des Ersten und Zweiten Weltkrieges für den Bezirk Tulln zu erstellen.
Erster Anhaltspunkt dafür sind die Kriegerdenkmäler aller Gemeinden und Katastralgemeinden.
"Man kennt sie und fährt einfach daran vorbei", weiß der Heimatforscher. Csar hält stattdessen an und notiert sich die darauf verzeichneten Namen, um sie später in seinem Verzeichnis zu vermerken und ihrem Verbleib mithife der Gemeinden, diversen regionalen und überregionalen Archivstellen wie dem Stadtarchiv Klosterneuburg oder dem Österreichischen Staatsarchiv nachzugehen.

Schicksale der Soldaten

Im Namensregister konnte er bislang 1571 Tote des 1. Weltkriegs und 3286 Tote des 2.Weltkriegs im Bezirk Tulln verzeichnen. "Die Dunkelziffer ist viel höher", so Csar. Einer von ihnen ist etwa der Klosterneuburger Rudolf Zweigelt – Sohn von Friedrich Zweigelt. Jener Mann, der 1922 die Zweigelttraube züchtete und somit dem Rotwein seinen Namen gab. Von 33 Vermissten in Klosterneuburg Stadt oder zum Beispiel gleich vielen in St. Andrä-Wördern weiß er derzeit.
Öffentlich ist das gesamte Register jedoch noch nicht, da seine Website "im-gedenken.jimdo.com" ein begrenztes Datenvolumen hat.
Nach einer anderen Domain und vielleicht nach einem Verlag für das Endprodukt ist er noch auf der Suche.

Lebenswerk

Seine Nachforschungen beschränkt der gebürtige Südburgenländer auf den Bezirk Tulln und teilweise auf seinen Heimatbezirk Oberwart, denn pro Ortschaft von 1000-2000 Einwohnern rechnet er mit 2 bis 3 Jahren, um seine Liste – soweit das natürlich möglich ist – zu vervollständigen. Das aus 22 Gemeinden im Bezirk Tulln folgert, dass er sein Lebenswerk erst in frühestens 44 Jahren beenden können wird, stört den leidenschaftlichen Heimatforscher nicht. "Im Sommer habe ich viel draußen an unserem Haus gearbeitet. Jetzt im Herbst kann ich mich wieder der Geschichte widmen. Andere sitzen gerne vorm Fernseher und schauen Fußball, ich sitze stattdessen lieber vorm Laptop und recherchiere", verrät er.



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