Rund 15.600 Waffen im Bezirk Tulln
Insgesamt gab es zu Jahresbeginn 285.275 Pistolen, Gewehre und Flinten im Bundesland Niederösterreich.
KLOSTERNEUBURG (mp). Die Niederösterreicher sind Österreichs Waffennarren: Insgesamt gab es zu Jahresbeginn 285.275 Pistolen, Gewehre und Flinten im Bundesland. Mit 4,2 Prozent Zuwachs in Österreich ist damit ein steigender Trend zu erkennen.
Zur Abschreckung
2016 waren es noch rund 15.000 Schusswaffen, jetzt sind es 15.598, die laut Bezirkshauptmannschaft für den Bezirk Tulln registriert sind. Wobei "es da sicher noch mehr gibt, auch illegale", ist sich der Klosterneuburger F.Z. sicher. Auch er besitzt zwei Waffen, die er sich zum Schutz und zur Abschreckung bereits 1971 zugelget hatte. Sein Waffenpass erlaubt ihm, die Waffe geladen am Körper zu tragen. "Ich war früher in Wien Taxler, dann auf einer Tankstelle und danach Chefportier im Stift. Besonders am Abend und im Winter sind immer wieder angs'offene Sandler ungut geworden und da hab ich ihnen nur meine Waffe zeigen müssen, dann war Ruhe. Auch wenn ich am Abend in Wien mit der U-Bahn fahre, habe ich sie zur Sicherheit dabei. Schießen musste ich zum Glück nie", erzählt er. "Es ist kein Wunder, dass die Zahlen steigen, wenn man mal die Zeitung aufschlägt. Eine Waffe zu besitzen ist aber eine riesen Verantwortung. Es ist wichtig, dass man damit umgehen kann. Labile Charaktere bekommen eh keine", stellt der Klosterneuburger fest.
"Psychotest" für Anwärter
Dass eben solche labilen Charaktere nicht die Berechtigung zum Besitz einer Waffe bekommen, dafür sorgt unter anderem Eva Maria Grisar. In Klosterneuburg und St. Pölten führt sie eine Begutachtungsstelle für Anwärter, die sich einem "Psychotest" unterziehen müssen, bei dem "etwa ein Aggressionsfragebogen beantwortet werden muss und in einem persönlichen Gespräch bspw. über die Vergangenheit, Krankheit etc. gesprochen wird. Der Test klärt jedoch keine Verlässlichkeit in Bezug auf Waffen“.
Zu den gestiegenen Zahlen der Schusswaffen und Waffenbesitzer weiß sie: „Der Anstieg 2016 war eklatant - fast um das 10-fache. Begonnen hat es September 2015. Gründe dafür sind natürlich auch indirekt der Flüchtlingsstrom, der dumpfe Ängste und Unsicherheit in der Bevölkerung hervorruft, die man gar nicht artikulieren kann. Parallel wurde aber auch die Verschärfung des Waffenrechts stark kolportiert und da haben sich wahrscheinlich viele gedacht ‚Was ich hab, das hab ich‘. 2017 hat es bei mir wieder deutlich abgenommen - ein Drittel weniger als im Jahr 2016 - das hab ich auch von meinen Kollegen gehört."
Was bewirkt hat, dass gerade in Niederösterreich die meisten Waffen verzeichnet wurden ist für sie hypothetisch leicht erklärbar. „In Niederösterreich hat es denke ich auch etwas mit der politischen Couleur zu tun. Es gibt viele Jäger, das rustikale ist da irgendwie stärker verankert und der Waffenbesitz wird denke ich nicht so stigmatisiert. In städtischen Gebieten hat der Waffenbesitz wahrscheinlich mehr mit Sicherheit zu tun und bekommt einen aggressiveren Touch." Die Stadtgemeinde Klosterneuburg könnte hier ihrer Ansicht nach jedoch schon wieder eher in den städtischen Bereich fallen.
Subjektive Sicherheit
Davon, dass möglicherweise die Konstruktion der Wirklichkeit, die der Bevölkerung von den Medien übermittelt wird einen Einfluss auf die Zahlen haben könnte, ist auch Chefinspektor Johann Baumschlager überzeugt. „Fakt ist, ja es hat sich erhöht. Die Zahl der Waffenbesitzkarten sind gestiegen.
Das subjektive Sicherheitsgefühl ist, unter anderem auch durch mediale Umstände (Berichte von Einbrüchen etc.), verfälscht und beeinträchtigt. Wir setzen jedoch Maßnahmen um dieses Sicherheitsgefühl wiederherzustellen", so Baumschlager und betont das Risiko, das von einer Waffe ausgehen kann, "Wir warnen davor bei Kontakt mit einem Täter eine Waffe zu ziehen. Der Täter befindet sich in psychischem Ausnahmezustand und es besteht die Gefahr, dass er wenn man eine Waffe zieht ebenfalls tätlich wird."
Und auch Bezirkskommandantin Sinja Fiegl weiß: "Vielleich erhöht eine Waffe das persönliches Sicherheitsgefühl eines Menschens, aber aus meiner Sicht nicht die objektive Sicherheit. Einbrüche in Wohnhäuser und Wohnungen haben sich nicht gesteigert. Wir leben in einem sicheren Bezirk."
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