Pilgern mit oder ohne Jakob
Jakobsweg im Weinviertel: 153 km durch Weinrieden, Wälder und Kellergassen machen glücklich.
BEZIRK (gdi). Sich auf den Weg machen: Pilger haben unterschiedliche Beweggründe, um den Weinviertler Jakobsweg zu gehen. Religiöses Wallfahrten, Auszeit vom Alltag, gemeinsame Tage mit Freunden oder Familie, sportliche oder spirituelle Einzelleistungen. So verschieden die Ausgangslage, so ähnlich sind die gemachten Erfahrungen. "Durch das Gehen kommen Körper und Geist in einen guten Rythmus, die Wahrnehmung wechselt zwischen Horizont und Details am Wegesrand, und die Befriedigung über die zurückgelegte Strecke steigt mit jedem Tag. "Eine Reise zu sich selbst, und das in wunderbarer Umgebung" sagt Pilgerin Benedikta Dorer. Variantenreiche Kombinationen des Pilgerns mit beispielsweise Fasten oder Schreibseminaren erweitern den Interessentenkreis. Julia Teis vom Weinviertel Tourismus sieht eine steigende Nachfrage nach dieser Art des Urlaubens und meint: "Vom Start weg war dieses Projekt ein Erfolg, Jährlich sind nun etwa 2000 Pilgerer unterwegs."
Eröffnung vor sieben Jahren
Der Jakobsweg war das erste Leader-Projekt, das von mehreren Regionen eingereicht wurde. Vor der Eröffnung am Ostermontag 2010 haben sich besonders Landtagspräsident Edmund Freibauer, Prälat Mathias Roch und der Direktor des Bildungshauses Großrußbach Franz Knittelfelder für die Umsetzung des Weinviertler Pilgerweges eingesetzt. "Es wurde Forschung betrieben, wo die historischen Pilgerwege sich mit den heutigen Wanderwegen deckten oder neu zu entdecken waren, und zu welchen Wallfahrtskirchen sinnvoll die Strecke führen sollte," so Knittelfelder. Es wurden die Gemeinden eingebunden, um die Wegerhaltung und Markierung zu gewährleisten. Durch die unterschiedlichen Besitzverhältnisse der einzelnen Strecken sind auch die Wegweiser verschieden, es gibt das gelb-blaue Zeichen der Jakobsmuschel und gelbe Pfeile mit Streckenangaben, gelb aufgemalte Pfeile an Bäumen oder Steinen, oder manchmal gilt die rot-weiß-rote Markierung eines bestehenden Wanderweges. Es empfiehlt sich auf jeden Fall der Kauf des Jakobswegweisers mit vielen nützlichen und interessanten Inhalten, der bereits in dritter Auflage erschienen ist.
Quartier vorher buchen
Doris Winkler vom Traubengarten in Niederhollabrunn beherbergt öfter Pilger und weiß, dass das Gewicht des Rucksackes auch eine zu starke Bürde sein kann. "Ich beobachte immer wieder, dass die Wanderer vor dem Abmarsch jeden unnötigen Zettel aus den Taschen ziehen, um nur ja kein Gramm zu viel zu tragen." Deshalb schlägt sie vor, eine Unterkunft zweimal zu benutzen um die Wanderug nur mit dem Tagesproviant zu ermöglichen. Die jeweilge Ausgangs- oder Endstation wird in diesem Fall mit einem Shuttlebus erreicht. Wolfgang Rieder bietet in Poysdorf direkt am Jakobsweg zwei Unterkünfte an, eine im ältesten Poysdorfer Gebäude, dem Eisenhuthaus. "Wir verzeichnen Pilgergäste aus fast ganz Österreich, heuer vermehrt Tiroler, und aus dem benachbarten Ausland wie Bayern und der Schweiz," so Rieder. Immer wieder hört er die Begeisterung über die schöne Landschaft, die gemütlichen Heurigen und den hohen Erholungswert eines nicht überlaufenen Tourismusgebietes. Pilgerherbergen entlang der Strecke sind im Internet und in den Broschüren des Weinviertel Tourismus ersichtlich und sollten auf jeden Fall vorher reserviert werden.
Vom Weinviertel nach Spanien
Wer am Weinviertler Jakobsweg so richtig auf den Geschmack kommt, kann gleich weiter marschieren. Wie zum Beispiel der Retzer Franz Kerbler, der von Nikolsburg (Mikulov) bei der Grenze zum Weinviertel, die gesamten 3500 km nach Santiago de Compostela pilgerte und bereits einige Vorträge über seine spannenden Erlebnisse gehalten hat. Mehr zu Franz Kerbler.
Mehr Info über den Weinviertler Jakobsweg, Strecken, Unterkünfte und Wissenswertes auf Weinviertel Tourismus.
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