Anrainer kämpfen gegen Riesen-Bau
Ein vermeintliches "Zweifamilien-Haus" sorgt in der Langenzersdorfer Tuttenhofstraße für Unruhe.
LANGENZERSDORF. Seit über zwei Jahren kämpfen die Bewohner der Tuttenhofstraße in Langenzersdorf nun schon gegen einen Wohnbau. Zahlreiche Einsprüche, wiederholtes Nachfragen bei der Gemeinde und unzählige Gespräche mit Verantwortlichen haben bis jetzt nichts gebracht. Tausende Euro hat man schon in Anwälte investiert, jetzt wartet man auf die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichtes.
Doch zurück zum Anfang: Im Jahr 2015 regte es sich auf dem betroffenen Grundstück, die Ausmessungsarbeiten wurden durchgeführt. Die Anrainer wurden aufmerksam, informierten sich. "Dann begann es mit einem konsenslos errichteten Rohbau, der seit 2015 immer weiter wucherte", erklärt GRÜNE-Gemeinderätin Renate Kolfelner, die die Bürgerinitiative unterstützt.
Der Abbruchbescheid
Die Anrainer wurden aktiv, besorgten sich einen eigenen Sachverständigen, ließen Plan und bereits errichteten Rohbau überprüfen. Eine Beschwerde führte letztendlich zu einer Überprüfung seitens der Gemeinde. Die Folge: Am 27. Oktober 2016 wurde ein Baustopp samt Abbruchbescheid erlassen. Zudem gab es Ungereimtheiten bezüglich des zuständigen "Bauführers", der so die Nachforschungen und Beobachtungen der Anrainer, nur auf Papier und Briefkopf existieren soll.
Der Bau schreitet voran
Trotz angeordnetem Baustopp samt Abbruchbescheid wuchs das "Zweifamilien-Haus" weiter. Höher und massiver, als es sich die Anrainer je in ihren schlimmsten Träumen ausmalen hätten können. Was ursprünglich einmal zwei Baukörper waren, entpuppte sich mit der Zeit als eine massive Einheit. Nicht nur das Einhalten der erlaubten Höhe wird angezweifelt, auch die Bebauungsdichte von 40 Prozent scheint überschritten zu sein. "Wir fragen uns auch, wie ein Zweifamilienhaus knapp 100 Fenster haben kann", so die besorgten Bürger.
Ein neuer Plan
Im Mai 2017 wurde ein neuer Plan bei der Gemeinde eingereicht, der am 24. November 2017 zu einer erneuten Baubewilligung führte. Und die Anrainer prangern an: "Von der Gemeinde hat niemand überprüft, ob das tatsächlich Gebaute mit dem Plan übereinstimmt." Es dauerte nicht lange, am 20. Dezember 2017 wurde wiederum, diesmal auf Grund fehlender Bauführung, ein Baustopp erlassen, der nur wenig später, am 10. Jänner 2018, wieder aufgehoben wurde.
Wenig Eingriffsmöglichkeiten
Das Brisante an der ganzen Angelegenheit ist, dass das Grundstück ausgerechnet im Besitz jenes FPÖ-Gemeinderates ist, der zudem Vorsitzender im Prüfungsausschuss ist. Vor kurzem ließ er verlautbaren, er habe das Grundstück verkauft, nichts mehr mit dem Bau zu tun. "Nur zwei Tage später haben wir ihn aber auf der Baustelle gesehen", erzählen die Anrainer.
Auch der Bürgermeister, Andreas Arbesser, hat hier keine anderen Informationen: "Er steht nach wie vor als Eigentümer im Grundbuch. Ich weiß nur von einer Absicht, das Grundstück zu verkaufen." Und wir fragen den Orts-Chef nach der Aufhebung des Baustopps: Laut Plan und entsprechenden Rückbaumaßnahmen sei der Bau bewilligungsfähig. "Der Rückbau war ok, die Baustellenüberwachung liegt in erster Linie beim Bauführer, nicht bei der Gemeinde. Natürlich führen wir Kontrollen durch, aber wir haben da relativ wenig Eingriffsmöglichkeiten", so Arbesser. Man wolle nun selbst die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichtes abwarten und danach entsprechend handeln.
Der Grundstücksbesitzer konnte bis Redaktionsschluss leider nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Die Bezirksblätter bleiben auf jeden Fall dran!
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