Bisamberg: Umweltverein startet Kampf gegen Bodenversiegelung
Die teilweise verheerenden Überschwemmungen der letzten Wochen in weiten Teilen NÖs zeigen, wohin die zunehmende Boden- und Flächenversiegelung geführt hat. Feuerwehren waren im Großeinsatz, großer Sachschaden ist entstanden.
BEZIRK KORNEUBURG | BISAMBERG. Der Umweltverein LELOG, der sich aus der Bürgerinitiative "Nein zum Logistikzentrum Langenzersdorf" entwickelt hat, will jetzt den Kampf gegen zunehmende Boden- und Flächenversiegelung in Niederösterreich aufnehmen. Laut Oberösterreichischer Umweltanwaltschaft hat Niederösterreich mit 215,9 Quadratkilometer die höchste versiegelte Baufläche österreichweit. Je mehr versiegelte Fläche vorhanden ist, desto weniger Wasser kann der übrige Boden aufnehmen – Überflutungen sind die Folge.
Alarmiert durch die zahlreichen Überschwemmungen, die es in den letzten Wochen in Niederösterreich gegeben hat, sieht der Umweltverein Handlungsbedarf. Hunderte Feuerwehreinsätze in den Bezirken Korneuburg, Tulln, Neunkirchen und Hollabrunn: Schwere Gewitter führten zu teils sintflutartigen Wassermassen, Straßen und Parkplätze waren überflutet, Keller standen unter Wasser.
Verbauung: Österreich ist Europa-Meister
Täglich wird in Österreich eine Fläche von rund 30 Fußballfeldern verbaut. Drauf wird Platz für Straßen, Industrie, Siedlungen und Geschäften geschaffen. Während in Österreich jährlich 0,5 Prozent der Agrarflächen verbaut werden, sind es im Nachbarland Deutschland – wo es, so LELOG, eine strukturierte Raumordnung gäbe – nur 0,25 Prozent, in Tschechien gar nur 0,17 Prozent.
Und noch eine Gefahr sieht der Umweltverein: Auf der einen Seite wird Österreich im Jahr 2050 rund 15 Prozent mehr Einwohner haben, auf der anderen Seite wird bei fortschreitender Verbauung das fruchtbare Ackerland um 20 Prozent minimiert. Das bedeutet, dass pro Kopf nur mehr 1.000 m2 Ackerfläche zur Verfügung stehen werden, obwohl jeder Europäer 3.000 m2 für die ausreichende Nahrungsmittelproduktion bräuchte.
"Wenn ich diese Zahlen lese, wird mir ganz mulmig zumute", meint Brigitte Etzelsdorfer, Obfrau des Umweltvereins LELOG. "Da ist es ganz verständlich, dass wir da die Menschen informieren müssen und da sind auch die Bürgermeister der jeweiligen Gemeinden gefordert, etwas zu unternehmen."
Zahlreiche Flächen liegen brach
Laut Umweltbundesamt gibt es in Österreich 130 Millionen m2 Industrieflächen, die brach liegen. Dies entspricht etwa der Fläche der Stadt Graz. Eine Rückführung dieser Brachflächen würde – ebenso wie die Revitalisierung von Ortskernen an Stelle von Neubauten am Stadtrand – die Verbauung verlangsamen.
LELOG fordert strukturiertere Raumordnung
"Wie kann es sein, dass immer mehr Flächen umgewidmet werden, wenn so viele vorhandene Flächen brach liegen? Diese Flächen gehören teilweise rückgewidmet beziehungsweise einer effizienten Nutzung zugeführt. Nur so bekommt man das in den Griff. Deutschland hat es uns mit einer strukturierten Raumordnung vorgemacht. Das fehlt in Österreich", ist Etzelsdorfer überzeugt.
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