Schlachtgesänge bis Mitternacht im Schlafzimmer
BEZIRK (don). Schlachtgesänge bis weit nach Mitternacht im Schlafzimmer. Funkstille ab 18 Uhr zwischen den Partnern. Und im abendlichen Match ums Flachbild-TV führen Ronaldo, Neymar und Mertesacker 30:0 gegen die "Desperate Housewifes". Bei vielen Paaren herrscht derzeit Ausnahmezustand, der teilweise schon an einen Bürgerkrieg grenzt. Grund: Manche (meist männliche) Partner sind akut vom "febris brasiliensis", dem gemeinen WM-Fieber befallen. Die Bezirksblätter Krems sprachen mit betroffenen Paaren aus dem Bezirk über ihre Taktik, Abwehrstrategien und den Halbzeit-Stand im Hausfriedens-Match. Und Paartherapeuten aus dem Bezirk geben als Schiris Tipps, wie man in 32 harten Spieltagen grobe Fouls und die rote Karte vermeidet, damit man nach dem Finale nicht als Single aufwacht.
Johannes N. aus Krems ist ein glühender Fußballfan. Er gönnt sich fast täglich zu mindest ein Spiel und genießt dieses zwar nicht im Schlafzimmer aber im gemeinsamen Wohnzimmer mit seiner Partnerin. Freundin Orlanda teilt die Fußball-Leidenschaft mit ihrem Freund. Deshalb sind die gemeinsamen Fußball-Abende vor dem Fernsehgerät kein Problem für die beiden. Anders sieht es bei seinem Bruder Jakob und dessen Lebenspartnerin Paula H. aus. Aber von Streit kann keine Rede sein. Denn Jakob und Paula verzichten gleich ganz auf die WM-Abende und nützen die Zeit für anderes. „Mich interessiert Fußball nicht wirklich. Und da ich im Moment für meine Prüfung auf der Uni lerne, habe ich sowieso anderes zu tun", gesteht der Student. Am Bahnhofsplatz in Krems befragen die Bezirksblätter Wolfgang Hynek. "Ich gehöre zu den 39 Prozent der Österreicher, die in einem Single-Haushalt leben", schmunzelt der Junggeselle und sagt: "Und meine Eltern halten und hielten es so, dass der Vater im Wohnzimmer Fußball sieht und die Mutter im Schlafzimmer etwas aussucht, das ihr gefällt. Eine Streitigkeit wegen einer Fußball-WM habe ich nie bemerkt."
Einen Tipp wie Frauen von WM-süchtigen Mänern am besten mit der Situation umgehen sollten, gibt es von Paartherapeutin Birgit Weissenbacher. „Am besten sie organisieren sich möglichst viele Feundinnen und unternehmen gemeinsam mit diesen etwas Schönes“, rät Weissenbacher, die ihre Praxis in der Herzogstraße in Krems führt. Sie erklärt, dass es Frauen oft leicht fällt ihrem Partner die Fernsehabende alein oder mit Freunden zu gönnen. „Schwierig wird es , wenn Frauen stark unter Stress stehen und Neid entwickeln, weil sich ihr Mann diese Auszeit leistet“, so die Expertin abschließend.
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