Wenn Hilflosigkeit sich breit macht

Univ. Prof. Dr. Stefanie Auer: "Demenz darf kein Tabu-Thema sein."
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Es beginnt meist im letzten Lebensabschnitt und läutet für Betroffene und deren Angehörige emotional aufreibende Zeiten ein: Alzheimer und Demenzen. In Ihrem Mini Med-Vortrag widmete sich Univ. Prof. Dr. Stefanie Auer einem Thema, das nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu darstellt.

Zustände wie Trauer, Ratlosigkeit, Verwirrung, Zorn, Abhängigkeit und Angst belasten jene, die unter Demenz leiden gleichermaßen wie solche, die sich um sie kümmern.

An erster Stelle der Demenzformen steht Alzheimer, benannt nach dem gleichnamigen Neurologen, der 1906 die unterschiedlichen Symptome einer einzigen Erkrankung zuordnete (Morbus Alzheimer). Bild gebende Diagnostik ermöglichte später die Erkenntnis, dass sich das Gehirn durch die Erkrankung verändert. In Kombination mit dem Verhalten der Betroffenen wurden sieben Demenz-Stadien definiert. Verlaufen die ersten beiden nahezu unauffällig, machen sich im 3. Stadium Orientierungsprobleme bemerkbar. Die nächsten beiden Stadien zeigen Probleme bei der Durchführung komplexer Aufgaben und die Unfähigkeit, sich situationsabhängig anzukleiden. Stadium 6 und 7 - schwere und sehr schwere Demenz - bedeuten schließlich den Verlust grundlegender Alltags-Funktionen, der Sprache und Motorik. Zwischen erstem und letztem Stadium können bis zu 20 Jahre vergehen, was Langlebigkeit und Pflegeerfordernis von Demenz deutlich macht.

Zu den Risikofaktoren für jene Krankheit, an der statistisch jeder Neunte über 65 erkrankt und jeder Dritte Österreicher stirbt zählen (u.a.) das Lebensalter, genetische Faktoren, Depressionen, niedrige Schulbildung sowie körperliche, geistige und soziale Inaktivität. Zurzeit leiden weltweit 46,8 Mio. Menschen an Demenz, diese Zahl verdoppelt sich alle 20 Jahre (alle 7 Sekunden ein neuer Demenzfall) - nicht zuletzt aufgrund der seit 1990 um mehr als fünf Jahre stark steigenden Lebenserwartung, bis 2060 wird die Zahl der >65-Jährigen bei 79 Prozent liegen.

Die WHO will dieser Entwicklung durch Früherkennung und Unterstützung für Betroffene, die zuhause leben, entgegen wirken; eine vorzeitige Verbesserung der Lebensqualität kann den Krankheitsverlauf deutlich abschwächen. Lag in den letzten Jahrzehnten die Hoffnung auf Verhaltens-Therapien und Medikamenten, setzt man heute auf Früherkennung, gesellschaftliche Öffnung und Imagkorrektur. Oder, wie Dr. Auer es abschließend auf den Punkt bringt: „Lernen Sie lebenslang, fördern Sie soziale Kontakte und wagen Sie Neues.“

Infos

Univ. Prof. Dr. Stefanie Auer
Mini Med Studium Niederösterreich

Wo: Donau-Universität Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems an der Donau auf Karte anzeigen

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