Immer weniger Schlüssel am Bund

Bürgermeister i.R. Hubert Meisl und der Konsens als Kunst, das Richtige zu erreichen.

LANGENLOIS (mk) „Früher hatte ich ganz viele Schlüssel am Bund“, erzählt Hubert Meisl, Langenloiser Bürgermeister im Ruhestand. „Nun sind nur noch die privaten Schlüssel übrig!“ Das „Abnehmen“ des Schlüsselbundes ist Symbol für die Veränderungen im Leben des Bankers und Politikers Hubert Meisl.

1990 hatte Meisl mit der Rückgabe des Gemeinderatsmandats den Schwerpunkt seines Engagements von der Politik auf den Beruf verlagert. „Ich habe mich danach voll auf die Raiffeisenbank Langenlois konzentriert.“ Das war sozusagen die erste Schlüsselstellung des Finanzfachmanns. Zugleich nahm der Schlüsselbund zu – wie die Verantwortung, die ihm übertragen wurde. Doch noch als Bankdirektor hatte Meisl später eine zweite Schlüsselstellung angenommen: 2005 zog es ihn wieder in die Politik - zunächst Finanzreferent. Als dann 2008 die Bürgermeisterfunktion vakant war, überlegte er nicht lange und griff zu: „Für mich war das eine Herausforderung, der ich mich gern gestellt habe!“

Er schlug ein Koalitionsangebot aus und bildete eine Minderheitsregierung – nach dem Motto: „Wenn etwas vernünftig ist, finde ich dafür eine Mehrheit. Und wenn etwas unvernünftig ist, hilft eine Koalition auch nicht.“ „Gemeinsamkeit“ war das Schlüsselwort von Hubert Meisl in jenen Tagen. Und es ist seitdem sein Credo geblieben. In seinen Aussagen findet man immer wieder den Appell, Probleme gemeinsam zu lösen, Schwierigkeiten über Parteigrenzen hinweg zu lösen, die Einwohnerinnen und Einwohner einzubeziehen. Er war zugleich Motor und Moderator – und er verstand es immer, vernünftige Kompromisse herbeizuführen. Das kam an in Langenlois: Meisl und seine ÖVP gingen mit einem Erdrutschsieg aus den Wahlen von 2010 hervor.

Aber auch danach behielt Meisl seinen Politikstil bei, denn der war nicht aus der Not geboren, sondern Bestandteil seines politischen Selbstverständnisses. Natürlich gab es manchmal harte Auseinandersetzungen in den politischen Gremien, die mit knallharten Mehrheitsbeschlüssen beendet wurden. Dabei konnte der Konsens-orientierte Meisl im politischen Diskurs auch scharfe Worte finden – besonders, wenn er Inkompetenz witterte oder das Beharren auf Standpunkte wider besseren Wissens. Und natürlich: Er musste auch einiges einstecken dabei. Aber, typisch Meisl: Immer blieb für ihn der Konsens die Kunst, das Richtige zu erreichen. Und um das Bild des Schlüssels wieder aufzugreifen: Kaum ein Schloss, das Hubert Meisl so nicht öffnen konnte.

Die Wahlen von 2015 brachten zwar Verluste gegenüber 2010, doch Meisl behielt eine komfortable Mehrheit. Durch seine aufwendige persönliche Bevölkerungsumfrage vor den Wahlen hatte er danach ein Arbeitsprogramm, das sich strikt an den Interessen und Wünschen der Langenloiserinnen und Langenloiser orientiert. Der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung war auch hier wieder das gemeinsame Herangehen.

Mit seinem Rücktritt als Bürgermeister im Frühjahr 2018 hielt Meisl das Wort, dass er seiner Familie gegeben hatte – nämlich nach seinem beruflichen auch sein politisches Engagement auslaufen zu lassen. Inzwischen hat er die Rathausschlüssel abgegeben. Die Schlüsselrollen im neuen Leben von Hubert Meisl spielen jetzt seine Ehefrau Gerda, die Familie und die gemeinsamen Aktivitäten. Und da ist sie wieder: die Bedeutung der Gemeinsamkeit – Credo von Hubert Meisl und Lebensmotto weit über die Politik hinaus.