Der Waxenberg: eine sagenumwobene Stätte
Während unserer Osterwanderung auf den Waxenberg, den etwas größeren Nachbarn des Göttweigers, pumpten wir unsere Lungen mit frischer Waldluft voll.
Da war es auch nicht weiter schlimm, dass eine dichte Wolkendecke den Blick auf die Sonne vernebelte. Denn der Blick auf Göttweigs attraktive Kehrseite entschädigte uns für das Wetter, das nicht unbedingt dazu einlud, sich aus der dicken Wanderkleidung zu schälen.
Was die Volkssage über den Waxenberg erzählt
Der Waxenberg ist allerdings nicht einfach nur irgend so ein Bergerl, das zufällig in der Nähe des Stiftes herumsteht. Es ranken sich die skurrilsten Sagen um den wilden Berg.
Wussten Sie, dass die Gründer des Stiftes Göttweig ursprünglich vorhatten, es auf dem Waxenberg zu errichten? Zumindest will uns dies eine alte Volkssage verklickern.
Die Baustelle war also auf dem höheren der Berge eingerichtet, der Grundriss des Prachtbaus ausgesteckt, Löcher für die Fundamente ausgehoben und die ersten Grundmauern aufgestellt.
Was passierte über Nacht?
Die Bauarbeiter kamen am nächsten Morgen auf den Waxenberg, um ihr Werk weiter zu führen. Doch es waren keine Grundmauern mehr da. Alles weg, als ob niemals eine Baustelle hier gewesen wäre.
Nach langem Suchen und Grübeln entdeckte einer mit besonders scharfem Blick die Grundmauern auf dem anderen Berg, der sich heute "Göttweiger" nennt.
Waren sie betrunken gewesen? Aber nicht doch. Nicht der ganze Bautrupp. Da konnte es nicht mit rechten Dingen zugehen.
Auftrag war Auftrag: Das Stift sollte nunmal auf dem Waxenberg aus dem Boden gestampft werden und nicht drüben auf dem kleineren Berg.
War DAS eine Anstrengung, alles wieder auf den Waxenberg rüberzuschleppen.
Als die Handwerker ihr Tagwerk vollendet und sogar Überstunden geschoben hatten, legten sie sich zufrieden schlafen.
Was geschah am nächsten Tag?
Erraten Sie es?
Ganz genau.
Die Baustelle hatte sich wie von Geisterhand wieder auf den anderen Berg verzupft.
Das gibt´s doch nicht, oder?
Jedenfalls ließen sich die fleißigen Bauarbeiter nicht beirren und taten jeden Morgen das Gleiche. Und zwar: Die Mauern, die sich über Nacht auf den Göttweiger begeben hatten, wieder auf den Waxenberg zu tragen und weiter zu bauen.
Tja, und irgendwann hatten Bauleiter, Architekt und sogar Altmann die Nase gestrichen voll. Es ging ja unter diesen mysteriösen Umständen nichts weiter mit dem Bau. Also fügten sie sich den übersinnlichen Machenschaften.
So kam es dazu, dass das Stift Göttweig auf dem kleineren Berg seinen Platz fand.
Zumindest berichtet das eine alte Volkssage.
Und wir waren gestern auf dem Platz, wo das Stift ursprünglich hätte stehen sollen und schauten da hinüber, wo es sich selbst immer wieder hingepflanzt hatte.
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