Theater in Langenlois: Die Welt ist ein Hotel
LANGENLOIS (mk) Mit seinem Stück „Hotel Gutmann“ ist Bello Benischauer im Rahmen von „Kultur in Langenloiser Höfen“ gleich dreimal dabei. Es handelt sich um ein „performatives Stück“, für das Benischauer auch die künstlerische Leitung, das Stückkonzept und die Live-Sound-Komposition übernommen hat. Für die theoretische und künstlerische Begleitung sorgt Elisabeth Eitelberger.
Mit „Hotel Gutmann“ setzt Bello Benischauer seine Verknüpfung von Performance, Sprache und Live-Sound fort. Dafür ist ein neuer Stücktext entstanden, der experimentell umgesetzt wird. Das Publikum findet sich für einen fiktiven Tag zwischen Hotelgästen und Hotelpersonal wieder. Doch keine Hotel-Komödie à la „Pension Schöller“ erwartet das Publikum, denn es ist kein konventionelles Theater angesagt, sondern experimentelles – mit verschiedenen Erzählsträngen, die oft genug gleichzeitig ablaufen mit Handlung, Dialogen und Monologen. Das ergibt für den einen eine faszinierende Performance, für den anderen aber eher ein ziemliches Durcheinander. Und so wird das von Pagen Josef Koller erträumte „Hotel Koller“ im Stück schnell zum Hotel-Koller – was die einen wiederum begeistert, andere aber eher irritiert.
Nun ist das Hotel oder die Herberge - wie auch das Schiff - in der Literatur immer wieder Symbol für die Welt – die Welt, die dort in möglichst vielen Varianten unter die Lupe genommen werden soll. So auch im „Hotel Gutmann“, in dem kaum eine der großen Problemstellungen der Gegenwart in den Gesprächen von Gästen und Personal ausgespart bleibt – ebenso wenig wie die vielen persönlichen Befindlichkeiten der Menschen dort. Diese Themenfülle mag den einen als Ausweis von gesellschaftlicher Relevanz gelten, anderen erschien sie eher als Verlust eines gewissen Fokus.
Die Regie setzt gern auf die große Geste: Hotelgäste, die auf Tische steigen und ihr Problem in die Welt hinausrufen, die über den Boden kriechen, die an Balustraden turnen, in den Fenstern sitzen … Und auch hier scheiden sich die Geister: Die einen konnten gar nicht genug davon bekommen, für die anderen wäre weniger mehr gewesen.
Auf jeden Fall stand am Ende der Vorstellung im Almstädter Hof ein ganz großer Schlussapplaus des Publikums, das mehrheitlich von der Vorstellung höchst angetan war. Wer sich selbst ein Bild machen möchte von diesem performativen Theaterstück, kann das am Freitag, 16. Juni 2017, ab 20 Uhr im Langenloiser Ursin Haus tun sowie am Freitag, 7. Juli 2017, ab 20 Uhr im Hof Almstädter, Bahnstraße 14.
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