Wolfgang Böhmer las im Tagungshaus Wörgl

Berührende Lesung in Wörgl – v.l. Berti Mussner, Leiterin der Öffentlichen Bücherei Wörgl, der Journalist und Buchautor Wolfgang Böhmer und Sabine Peinsipp-Hölzl vom Tagungshaus. | Foto: Veronika Spielbichler
  • Berührende Lesung in Wörgl – v.l. Berti Mussner, Leiterin der Öffentlichen Bücherei Wörgl, der Journalist und Buchautor Wolfgang Böhmer und Sabine Peinsipp-Hölzl vom Tagungshaus.
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WÖRGL (vsg). Lesen ist mehr als Information und Wissenstransfer – lesen ist Herzensbildung. Das vermittelte eine Lesung mit dem Journalisten Wolfgang Böhmer im Tagungshaus Wörgl. Die Lesung fand im Rahmen der Aktion „Österreich liest“ auf Einladung der Öffentlichen Bücherei Wörgl und des Tagungshauses statt. Gefolgt sind ihr auch drei Klassen der Neuen Mittelschule Kirchbichl.
Am 24. Dezember 2001 schaffte es der zwölfjährige Hesmat aus Afghanistan nach über einem Jahr Flucht, über den Grenzfluss nach Österreich zu schwimmen. Mit viel Glück überlebte das Kind, das sich nach dem Tod seiner Eltern allein auf den gefährlichen Weg nach Europa machte. Auf der Suche nach einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte lernte der Journalist Wolfgang Böhmer, der seit mehr als zwei Jahrzehnten für den ORF im In- und Ausland tätig ist, den Buben im SOS Kinderdorf Telfs kennen, gewann sein Vertrauen und schrieb seine leidvolle Fluchtgeschichte auf.

Gefährliche Flucht durch elf Länder

Hesmat erlebte auf seiner Flucht zu Fuß über den Hindukusch, durch elf Länder über Moskau bis nach Österreich grausame Gewalt, sah Menschen sterben, wurde geschlagen, beraubt, gequält und misshandelt, landete immer wieder in Gefängnissen und in den Händen brutaler Schlepper. Nach dem Tod seiner Mutter und der Ermordung seines Vaters durch die Taliban war auch Hesmats Leben bedroht – ihm blieb keine Wahl, er musste fliehen.
„Kinder auf der Flucht sind oft Opfer der Organmafia, werden als Drogenkuriere missbraucht oder zur Prostitution gezwungen“, wies Böhmer, der als Berichterstatter Afghanistan, Pakistan, den Kosovo und andere Bürgerkriegs- und Katastrophengebiete kennt, auf die vielen Verbrechen hin, die täglich passieren. „Afghanistan wurde zurückgebombt ins Mittelalter“, erfuhr er bei seinen Aufenthalten im Land, von denen er auch Bilder mitgebracht hat. Gefahr geht nicht nur von Kämpfen aus, auch von Minen.

Aus Buchprojekt entstand Freundschaft

Er appelliert für einen menschlichen Umgang mit den Geflüchteten und hält es für einen „unerträglichen Zustand, dass jahrelang keine Entscheidung darüber getroffen wird, ob diese Menschen hier bleiben dürfen oder nicht.“
Aus der Zusammenarbeit fürs Buchprojekt mit Hesmat wurde eine Freundschaft, die bis heute andauert. Hesmat schaffte die Elektrikerlehre, absolvierte die Meisterprüfung und arbeitet in Innsbruck bei einem Hörimplantat-Produzenten. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und in Österreich seine zweite Heimat gefunden.

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