Sagzahnschmiede & Steinmetzbetrieb Guggenberger feierte Betriebsjubiläum
120 Jahre Tiroler Handwerkstradition

Von links: Sagzahnschmied Hans Guggenberger, Birgit Schneitter (Tod), Alfred Nigg (Vogt), Eva Hafele (Krämerin), Siegmund Kogler (Präsident der Europäischen Totentanzvereinigung). | Foto: Martin Reiter
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  • Von links: Sagzahnschmied Hans Guggenberger, Birgit Schneitter (Tod), Alfred Nigg (Vogt), Eva Hafele (Krämerin), Siegmund Kogler (Präsident der Europäischen Totentanzvereinigung).
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Mit einer ungewöhnlichen Feier zum 120-Jahr-Firmenjubiläum begeisterte die Familie Guggenberger am 28. September eine illustre Gästeschar. Nicht wie meist üblich in einen Festsaal, sondern in die Basilika Mariatal in Kramsach waren die Jubiläumsgäste geladen. Dort ging pünktlich um 19 Uhr das Licht aus und die Anwesenden wurden nicht von Festreden sondern von einer Totentanzaufführung des Schauspiele Kauns überrascht. Warum ein makabrer Totentanz und nicht ein feuchtfröhliches Fest zum Firmenjubiläum? Das erklärte Moderator Martin Reiter so: „Die Firma Guggenberger bedient mit Schmiede, Schlosserei, Vergolderei und dem Steinmetzbetrieb ein weites Feld handwerklichen Könnens. Der Schwerpunkt liegt jedoch im religiösen Bereich, in Form von Grabanlagen, Kirchenrenovierungen und auch Neuem wie Altären und Amben. Tod und Kirche sind im Geschäftsablauf allgegenwärtig. Somit passt also die Festveranstaltung in die Basilika und eben auch der Totentanz dazu.“ Die Gäste zeigten sich von der Aufführung begeistert. Unter ihnen Alt-Erzbischof Alois Kothgasser und Weihbischof Hansjörg Hofer, NR Franz Hörl und LAbg. Barbara Schwaighofer, die Bürgermeister Bernhard Zisterer (Kramsach), Ing. Rudi Puecher (Brixlegg), Josef Ritzer (Ebbs), Anton Engl-Wurzer (Metnitz) sowie Matthias Schranz (Kauns), welcher sogar als Landsknecht beim Totentanz mitspielte. Gekommen waren auch Siegmund Kogler, Präsident der Europäischen Totentanzvereinigung, Bildhauer Markus Thurner sowie viele weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kultur.
Sagzahnschmied Hans Guggenberger verwies auf die Gründung des Unternehmens im Jahr 1899 durch seinen Großvater Karl in Hall, die Übersiedlung nach Brixlegg sowie den Neuanfang nach der Zerstörung der Werkstätte in Brixlegg durch einen Bombenangriff am heutigen Firmensitz in Kramsach. Sogar Patente gab es in den 120 Jahren, eines für einen Sparherd und eines für eine Kinderschaukel. Heute freue er sich, dass mit Tochter Angelika sowie deren Gatten Christian bereits die 4. Generation die Geschäftsführung übernommen habe und Enkel Julian wohl einmal in fünfter Generation in die Fußstapfen treten werde. Angelika Guggenberger verwies auf die emotionale Ebene bei der Gestaltung von Grabanlagen. Gerade hier müsse man im Kontakt mit den Angehörigen Verstorbener äußerst feinfühlig sein, denn man sei mit den verschiedensten Schicksalen konfrontiert. Seniorchefin Olga Guggenberger kann davon ein jahrzehntelanges Lied singen. Besonders schlimm sei es bei verstorbenen Kindern und Unfallopfern. Man sei aber auch stolz darauf, dass auf jedem Tiroler Friedhof ein Grab aus der Sagzahnschmiede stehe. Inzwischen seien dies wohl an die über 10.000 Grabstätten, von denen jedes individuell entworfen und gestaltet wurde. Das weitest entfernte Grabkreuz aus der Kramsacher Werkstätte stehe übrigens am Grab der Eltern des UNO-Botschafters von Tansania in Afrika.
Neben der Werkstätte hat sich die Familie Guggenberger aber auch mit dem Museumsfriedhof Tirol einen Namen gemacht. Das weltweit einzigartige Freilichtmuseum wird jährlich von über 180.000 Gästen besucht und das 365 Tage im Jahr bei freiem Eintritt. Im dortigen Arkadenhof stehe auch der derzeit monumentalste Totentanzzyklus der Welt neben den Weltfriedensglocken sowie dem Weltfriedenskreuz.
Den Abschluss der Jubiläumsfeier bildete schließlich ein humorvolles Gedicht vom Leiter der städtischen Friedhöfe in Innsbruck, Mag. Alexander Legniti, der Wilhelm Buschs Gedicht „Der Schmied und der Teufel“ zum Besten gab. Anschließend unterhielt man sich bei einer Agape mit süßen „Totenbeinli“.

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