Chronik
Höllische Gefahr durch "Großen Stein" in der Kundler Klamm

So sieht die Engstelle Talauswärts heute aus, auf welcher sich bis 1964 der große Stein ungefähr in der Mitte befand.  | Foto: Florian Haun
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  • So sieht die Engstelle Talauswärts heute aus, auf welcher sich bis 1964 der große Stein ungefähr in der Mitte befand.
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Vor 92 Jahren donnerte ein über 1500 m3 großer Felsblock in die beliebte Kundler Naturschlucht. 

KUNDL (flo). Jedermann kennt die beliebte Kundler Klamm. Viele kennen auch die uralte Sage über den Wildschönauer Drachen, der angeblich einst so wild mit seinem Schwanz herumschlug, dass er die Klamm aus dem Felsen schlug. Doch ein ganz besonderes Ereignis, welches sich vor genau 92 Jahren ereignete, nämlich der Sturz des "Großen Steins", ist sogar den meisten jüngeren Kundlerinnen und Kundlern gänzlich unbekannt.
Am 5. Juni 1929 löste sich wenige hundert Meter vor der Grenze zwischen Kundl und der Wildschönau vom sogenannten Steinertalbachgraben aus einer Höhe von rund sechzig Metern ein über 1500 m3 großer Felsblock. Dieses Ungetüm krachte in das unmittelbar an der Wildschönauer Straße gelegene Bachbett. Der Felsblock staute sogleich einen Großteil der Ache auf, sodass auf der rechten Bergseite ein Felsstück weggesprengt werden musste, damit dieser überhaupt abfließen konnte und keine Gefahr für Kundl bestand. Wie durch ein Wunder kamen damals auf der von vielen Holzkutschen befahrenen Straße keine Menschen oder Tiere um. Einzig die Kutsche des Frächters Johann Seisl aus dem Wildschönauer Mühltal wurde zerstört, weil sie dieser am Tag zuvor auf der durch eine Mur unpassierbaren Absturzstelle stehen ließ. Aufgrund der großen Gefahr von weiteren Abstürzen durften allerdings längere Zeit keine Holzfrächter die damals viel befahrene Straße passieren.

Man achte auf die beiden "winzigen" Radfahrer auf der linken Seite des "Großen Steins". Dies ist die wohl erste Postkarten-Aufnahme aus den 1930er Jahren.  | Foto: Archiv Haun
  • Man achte auf die beiden "winzigen" Radfahrer auf der linken Seite des "Großen Steins". Dies ist die wohl erste Postkarten-Aufnahme aus den 1930er Jahren.
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Überflutung folgte 1951

In den darauffolgenden Jahren war der riesige Felsblock ein beliebtes Fotomotiv und sogar mehrere Ansichtskarten existieren aus den 1930er und 1940er Jahren. Ein gravierendes Ereignis am 13. August 1951 änderte jedoch die Haltung der Bevölkerung gegenüber des "Großen Steins" dramatisch. Am späten Nachmittag dieses Tages ging nämlich ein sehr starker Wolkenbruch in der Wildschönau nieder und das von den Fluten mitgerissene Holz und Treibgut verklauste sich bei der engen Durchflusstelle des Felsblocks. Dort bildete sich ein großer See, welcher schließlich brach und einen Großteil des damaligen Kundler Ortszentrums fürchterlich überflutete.

Das wohl einzige Foto der unglaublichen Detonation im Jahre 1964.  | Foto: Hofer
  • Das wohl einzige Foto der unglaublichen Detonation im Jahre 1964.
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Stein wurde letztendlich gesprengt

Nach weiteren Sicherungsmaßnahmen wurde 1964 schließlich beschlossen, die Gefahr endgültig zu bannen und den Stein zu sprengen. Diese Aufgabe wurde von Sprengmeister Sepp Hofer aus der Wildschönau und Josef Achleitner übernommen. Letzterer war besser bekannt als "Weinschreiber Pepi" und zu jener Zeit bei der Gemeinde Kundl tätig. "Damals bin ich mit dem Gemeinde-Traktor in die Klamm reingefahren und musste mit dem Schremmhammer zwei große Löcher in den Stein bohren", erklärt der inzwischen beinahe 95-jährige Pepi.

Der beinahe 95-jährige Sprengmeister Assistent Josef Achleitner, vulgo "Weinschreiber Pepi", im Gespräch mit dem Kundler Hobby Historiker Florian Haun.  | Foto: Florian Haun
  • Der beinahe 95-jährige Sprengmeister Assistent Josef Achleitner, vulgo "Weinschreiber Pepi", im Gespräch mit dem Kundler Hobby Historiker Florian Haun.
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Nachdem beide Fahrtrichtungen und weitere kleine Wege weitum für Fußgänger und Fahrzeuge abgesperrt waren, wurde der Stein von Hofer mit zwei Dynamit Patronen geladen und die Sprengkabel so verlegt, dass sich die beiden an einer sicheren Stelle beim sogenannten Kalkofen in Sicherheit bringen konnten. "Zuerst wurde drei Mal gepfiffen und dann haben wir noch bis drei gezählt und dann hat es teuflisch geknallt und der Stein wurde so zerfetzt, dass nur mehr viele kleine Trümmer rumlagen", erinnert sich Weinschreiber bis heute und fügt hinzu, dass diese dann wohl irgendwann von der Ache weggespült wurden.

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