Zulaufstrecke
Planungsvariante für Brenner Nordzulauf ausgewählt

Die Wahl der beiden Bahnen DB und ÖBB für den BBT-Nordzulauf ist auf die Trassenvariante "violett" gefallen. So könnte künftig die Verknüpfungsstelle Niederaudorf aussehen (Visualisierung).  | Foto: Deutsche Bahn
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  • Die Wahl der beiden Bahnen DB und ÖBB für den BBT-Nordzulauf ist auf die Trassenvariante "violett" gefallen. So könnte künftig die Verknüpfungsstelle Niederaudorf aussehen (Visualisierung).
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Entscheidung für Verlauf der Trasse für die Neubaustrecke der Eisenbahn für den Brenner-Basistunnel-Nordzulauf ist gefallen. DB und ÖBB legten Empfehlung für Verlauf vor.

BEZIRK KUFSTEIN, TIROL, ROSENHEIM (bfl). Es ist ein Jahrhundertprojekt, an dem die Deutsche Bahn (DB) und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bereits seit langem arbeiten. Es geht immerhin um die bedeutendste europäische Nord-Süd-Verkehrsachse von Skandinavien nach Italien, denn der Brenner-Basistunnel (BBT) soll künftig ein elementarer Bestandteil dieser sein. Die ÖBB sprechen nun von einem weiteren Meilenstein im Großprojekt, denn die Entscheidung der beiden Bahnen für eine Trassenvariante im Nordzulauf ist nun endlich gefallen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer stellte die Auswahltrasse gemeinsam mit der Deutschen Bahn am Dienstag, den 13. April vor. Von heimischen Politikern wurde dieser Schritt in einer ersten Reaktion unter anderem als "ein längst überfälliges Signal" bewertet. 

Lange Vorgeschichte 

Lange Vorarbeiten und Planungen gingen der Streckenfindung voraus – auch und vor allem im Bereich Kufstein bis Rosenheim, dem Nordzulauf des BBT. Im Juni 2018 präsentierten DB und ÖBB in Rosenheim dann eine Reihe von möglichen "Grobtrassen" für die Streckenfindung zwischen Rosenheim und Langkampfen. Betrachtet und untersucht wurden für die Varianten die Raumnutzung, Schutzgebiete, Geologie und der Wasserhaushalt. Im Juli 2019 verfolgten die Planer dann nur noch fünf Grobtrassen zwischen Schaftenau und einer Einbindung in die Bestandstrecke nördlich von Rosenheim, zuletzt waren es dann noch vier Varianten.

Wahl fiel auf Trassenvariante "violett" 

Gefallen ist die Entscheidung nun auf die "violette" Trassenvariante, die viele untertunnelte Streckenteile mit sich bringt. Rund sechzig Prozent der insgesamt 54 Kilometer langen Trasse verlaufen unterirdisch. Verlaufen soll diese Variante vom Ortsteil Schaftenau in Langkampfen bis nach Ostermünchen bei Rosenheim. Auf österreichischer Seite wird die Trasse östlich der geplanten Verknüpfungsstelle Schaftenau in den Talboden abgesenkt und verläuft als Tunnel in Richtung Staatsgrenze.
Der grenzüberschreitende Tunnel Laiming und der Tunnel Steinkirchen in Deutschland sind jeweils rund 13 Kilometer lang. Ein weiterer 5,5 Kilometer langer Tunnel unterquert das Gemeindegebiet von Stephanskirchen östlich von Rosenheim. Auch nördlich von Niederaudorf und bei Ostermünchen sind Verknüpfungsstellen mit der bestehenden Eisenbahnstrecke vorgesehen. Rund 47,5 Kilometer und damit der überwiegende Teil der Auswahltrasse „violett“ befinden sich im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Der österreichische Abschnitt ist rund 6,5 Kilometer lang.

Von vier Varianten auf eine: Die Wahl ist auf die Trassenvariante "violett" gefallen. Sie bringt viele unterirdische Teile mit sich.  | Foto: Deutsche Bahn
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Für Bahnen eine "gute" Zusammenarbeit

Dabei betont man seitens der ÖBB, dass man bei dem Projekt viel Wert auf eine gute Zusammenarbeit zwischen DB und ÖBB gelegt habe.

"Der grenzüberschreitende Charakter macht das Projekt für die ÖBB zu etwas ganz Besonderem. Die gemeinsame Suche nach einer gesamthaft besten Trassenplanung hat eine vernünftige Lösung zu Tage gebracht. Dabei hat auch die länderübergreifende Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Das Ergebnis unserer Planungen unterstreicht den europäischen Charakter des Projektes: Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, den Verkehr klimafreundlich zu gestalten", 

sagt Reinhold Hödl, Leiter Projektumsetzung, ÖBB-Infrastruktur AG.
Abseits der Zusammenarbeit der beiden Bahnen haben dennoch Politiker, besonders in Bayern, immer wieder die Notwendigkeit des Ausbaus der Bahnstrecke zwischen München und Langkampfen in Frage gestellt. „Es ist nach wie vor noch nicht entschieden, ob es tatsächlich eine neue Strecke braucht“, so Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) Anfang März dieses Jahres. 

Viele Foren und Diskussionen

Hinter sich hat man seitens der Bahnen aber viele "Dialogforen" und Diskussionen mit regionalen Vertretern. Im Vorfeld der Trassenentscheidungen haben die Bahnen zu 174 Arbeitssitzungen und 33 Planausstellungen in der Region eingeladen. 110 konkrete Vorschläge von Gemeinden, Bürgerinitiativen und Privatpersonen sind dabei in die Arbeit für dieses zukunftsweisende Projekt eingeflossen. Insgesamt 155 Personen aus den Projektgemeinden in Deutschland und Österreich haben sich in den Arbeitsgruppen engagiert.

Die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig zeigt sich über die Trassenwahl erfreut, im Bild mit Andreas Scheuer, dem deutschen Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, der die gewählte Trasse mit der DB am 13. April präsentierte. | Foto: Büro Daniela Ludwig
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Ludwig: "Guter Tag für unsere Region"

Die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, die das Projekt seit 16 Jahren "begleitet", zeigte sich erfreut und wertet das Ergebnis als Erfolg für die Region rund um Rosenheim. "Heute ist ein guter Tag für unsere Region und ein Meilenstein für das Jahrhundertprojekt Brennernordzulauf", so Ludwig in einer Presseaussendung. Die Trasse sei die bestmögliche Lösung für Mensch und Umwelt, vor allem wegen des unterirdischen Verlaufs, aber auch wegen der Wirtschaftlichkeit und der optimalen Nutzung der topographischen Verhältnisse.

"Seit 16 Jahren begleite ich dieses europäische Projekt und habe es dabei den Bundesverkehrsministern auch nicht leicht gemacht. Dieser Druck hat sich ausgezahlt, sonst gäbe es die violette Trasse - mit bereits zum jetzigen Stand 60 Prozent Untertunnelungen - nicht. Andreas Scheuer hat mit uns in der Region an einem Strang gezogen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger zur Chefsache erklärt. Der Planungsdialog hat sich gelohnt. Diese Lösung wäre ohne eine Beteiligung der betroffenen Gemeinden, Verbände und Bürger nicht zustande gekommen",

so Ludwig.
Dennoch gebe es noch Abschnitte, die dringend überarbeitet und verbessert werden müssten, räumt die Bundestagsabgeordnete ein.

So geht's weiter

Die Trassenauswahl ist ein erster Schritt im Planungsprozess zum Brenner-Nordzulauf. In Deutschland folgt nun die Vorplanung, auf österreichischer Seite finden die Planungen zur Einleitung der Umweltverträglichkeitsprüfung statt. In dieser Phase untersuchen die Ingenieure weitere Optimierungen und befassen sich mit Planungsdetails. Auch in den nächsten Phase, so die DB und ÖBB, wolle man den Dialog mit den Menschen in der Region des Planungsraumes fortsetzen. Ziel ist, die neue Strecke bis 2038 fertigzustellen.

Glaubst du, dass die neue Bahnstrecke bis 2038 fertig gestellt sein wird?

Mehr Infos zu den Plänen findest du auf: www.brennernordzulauf.eu
Weitere Beiträge zum Thema findest du hier.

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