Rattenberg bereitet sich auf den Hochwasser-Ernstfall vor

Entlang der Innmauer bei der Rattenberger Innbrücke wurden die 33 Zentimeter hohen Schutzelemente von der Stadtfeuerwehr Rattenberg montiert. | Foto: Haun
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  • Entlang der Innmauer bei der Rattenberger Innbrücke wurden die 33 Zentimeter hohen Schutzelemente von der Stadtfeuerwehr Rattenberg montiert.
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RATTENBERG (flo). Die erste große Hochwasserschutzübung der Stadt führte Rattenberg am Donnerstag, den 26. April durch. "Seit mehr als drei Jahren wird über die Gründung des Wasserverbands verhandelt, aber da dieser ja in absehbarer Zeit nicht gegründet wird bereitet sich Rattenberg nun selber auf den Ernstfall vor, da das Hochwasser ja irgendwann wirklich kommen wird", sagte Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger am Donnerstagabend.
Bereits gegen 17:30 Uhr wurde das große Notstromaggregat der Stadtfeuerwehr Rattenberg an das Pumpwerk neben der Innbrücke angeschlossen, damit dieses im Notfall mit Strom versorgt wird. Um 19:10 Uhr forderte der Bürgermeister per Funkspruch die Leitstelle Tirol auf, die Feuerwehr Rattenberg über ihre Pager zur Hochwasserschutzübung zu alarmieren.

Maßnahmen im Ernstfall

Die Feuerwehrmänner rückten umgehend aus und montierten entlang der Innmauer ab der Rattenberger Innbrücke einige ihrer 33 Zentimeter hohen Schutzelemente. Entlang der Innmauer beim Westparkplatz wurden einige der 50 Zentimeter hohen Schutzelemente montiert, da diese durch die Innkurve dort mehr gefährdet ist. "Beim großen Hochwasser im Jahre 2005 haben unsere Schutzelemente gerade noch genügt, aber da war es schon so knapp, dass das Wasser komplett eben war", erinnert sich der Bürgermeister. Würde der Wasserverband gegründet werden stünden der Stadt Rattenberg wesentlich wirkungsvollere Schutzelemente mit einer Höhe von 1,5 Metern zur Verfügung.
In der selben Zeit rückte das neue Tanklöschfahrzeug der Wehr, welches über ein Containersystem mit Wassersauger und Pumpen verfügt, in die Stadt aus, da ja einige der tieferliegenden Häuser im Ernstfall bereits unter Wasser stehen würden. Wäre bereits Wasser in der Stadt, würde dieses in den Oberflächenkanal reingepumpt und von der durch das Notstromaggregat betriebenen Rattenberger Pumpstation weiter ins Radfelder Klärwerk des Abwasserverbandes gepumpt werden. Normalerweise wird das Regenwasser vom Oberflächenkanal in den Inn gepumpt, was aber im Hochwasserfall natürlich nicht der Fall sein darf. Deshalb wurde die Lösung mit dem Klärwerk des Abwasserverbandes erarbeitet.

Übung zur Bewusstseinsbildung


"Mit dieser Übung wollen wir die Bewusstseinsbildung in den anderen Gemeinden stärken, dass das Hochwasser irgendwann kommt und deshalb dringender Handlungsbedarf gegeben ist", betonte Freiberger nach der Übung. Auch der anwesende Katastrophenschutz-Experte Franz Sollerer aus Wörgl verwies auf die Tatsache, dass die große Schneelage auf den Bergen bei wärmeren Temperaturen zu viel Schmelzwasser führen könnte. Wenn es dann noch ein paar Tage regnet, könnte der Ernstfall eintreten. Weitere Übungen, welche künftig in Rattenberg abgehalten werden, bauen auf diesem Szenario auf und es wird darüber nachgedacht ein Sandsilo anzukaufen.

Radfeld lehnt Verbandsbeitritt weiterhin ab

Die Nachbargemeinde Radfeld lehnt den Beitritt zum geplanten Wasserverband auch weiterhin strikt ab, wie auch in der Gemeinderatssitzung am selben Abend betont wurde. Am 5. April präsentierten Fachleute des Landes dort der Gemeindeführung das überarbeitete Projekt und am 11. April fand eine Sitzung mit Vertretern aller acht betroffenen Gemeinden sowie der Infrastrukturträger in der Bezirkshauptmannschaft statt. Seitens der Gemeinde Radfeld nahmen Bürgermeister Josef Auer und Vize-Bürgermeister Friedrich Fischler daran teil und stellten auch dort ausdrücklich klar, dass der Radfelder Gemeinderat dem derzeitigen Hochwasserschutzprojekt auf keinen Fall zustimmen wird. Fünf der betroffenen Gemeinden stimmten zu und Kundl sowie Angath stellten einige Fragen. Laut eigenen Worten kam es Auer und Fischler so vor, als wären auch Kundl und Angath nun bereit dem geplanten Wasserverband beizutreten. "Beim derzeitigen Projekt gibt es zwar ein paar Verbesserungen, aber wichtige Anregungen wurden nach wie vor nicht berücksichtigt", betont Auer und verweist darauf, dass Radfeld keinerlei Zustimmung geben wird, wenn unter anderem die viel zu niedrige Autobahnbrücke nicht adaptiert wird.

Radfeld macht Alternativvorschlag

"Wir sind auch in einem ständigen Gespräch mit den Ortsbauern, die ja durch die geplanten Retentionsflächen am meisten betroffen sind", fährt Auer fort, fügt aber hinzu, dass sich die Gemeinde natürlich einen funktionierenden Schutz wünscht, da der Hochwasser Ernstfall ja jederzeit eintreten kann.
"Würden Rückhaltebecken in den Seitentälern geschaffen, könnte die gesamte Situation auch dadurch entschärft werden", schlägt Auer vor und nennt die Kraftwerke im Zillertal als Paradebeispiel, welche im Hochwasserfall bei richtiger Steuerung auch als wirksamer Schutz verwendet werden können.
Weiters wird auch derzeit mit der Feuerwehr Radfeld ein Einsatzplan ausgearbeitet wie im Ernstfall vorgegangen werden müsse. "Bei der Hochwasser Kathastrophe im Jahre 2005 wurden die Feuerwehrler von einigen wütenden Bürgern die keine Sandsäcke bekommen haben stark beschimpft und das darf sich auf keinen Fall mehr wiederholen", stellt der Bürgermeister klar, deshalb wird unter anderem festgelegt wo mit den Aufräumarbeiten bei einer erneuten Kathastrophe begonnen werden soll.

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