Passionsspiele
Thierseer gehen mit neuem Bühnenbild in die Spielsaison – mit Video
Die Proben für die Thierseer Passionsspiele laufen auf Hochtouren: Drei Jesus-Darsteller, neue Musik, neuer Text und ein neues Bühnenbild warten auf Zuseher im Jahr 2022. Premiere ist am 12. Juni.
THIERSEE. Die Temperaturen im Thierseer Passionsspielhaus sind noch recht kühl. Dennoch Proben die Darsteller der heurigen Passion bereits eifrig vor Ort, dies für einige Akteure sogar fünfmal die Woche. Es ist eine von vielen Neuerungen, die die Aufführungen im Jahr 2022 mit sich bringen. Das im Jahr 1926 errichtete Haus erwartet am 12. Juni eine besondere Premiere. Die Thierseer Passionsspiele gehen mit einer Neuinterpretation inklusive einer neuen musikalischen Komposition in die Spielsaison.
Das verlangt auch von den Darstellern vieles ab. Über 250 Thierseer spielen mit und stehen alle sechs Jahre auf der Bühne. Hinzu kommen noch knapp 50 weitere Akteure abseits der Bühne. Damit wirken rund zehn Prozent der Bevölkerung der Gemeinde bei den Passionsspielen mit.
"Sie haben fünf Jahre Pause, aber wenn dann das Passionsspieljahr wieder beginnt, dann genügt meistens nur ein Anruf oder ein Plakat und sie kommen",
beschreibt Obmann Michael Juffinger den Zusammenhalt unter den Mitwirkenden.
Dreimal Jesus und neuer Text
Juffinger steht als Jesus-Darsteller gemeinsam mit Christian Juffinger (ebenfalls als Jesus) auf der Bühne. Zudem wird es heuer neben den zwei sich bei den Vorstellungen abwechselnden Jesus-Darstellern, noch einen dritten Darsteller geben, der Jesus als Kind spielen wird. Im Stück zu sehen sein werden in den Aufführungen tatsächlich aber immer alle drei Jesus-Darsteller: Jesus, der auferstandene Jesus und Jesus als Kind.
"Es ist alles moderner und zeitgemäßer geworden und es ist, so glaube ich, unwahrscheinlich gut, dass man auch mit der Zeit geht und den Zuschauern etwas Neues bietet",
sagt der ehemalige Obmann und jetzige Obmann-Stv. Hans Kröll.
So gibt es erstmals seit 100 Jahren eine neue Textfassung. "Der neue Passionsspieltext orientiert sich natürlich auch an den vier Evangelien", sagt Regisseur Norbert Mladek, der für die Passion sogar vorübergehend nach Thiersee gezogen ist. Wichtig sei aber, "dass diese Geschichte erzählt wird", sagt Mladek. Die Passion zeige heuer den Werdegang von Jesus, der Fokus liegt auf einer sehr menschlichen Jesus-Figur. "Wichtig ist, dass die Geschichte auch für eine Aktualität birgt, die für heute wichtig ist", sagt Mladek abschließend.
Neues Bühnenbild und Musik
Im Zentrum der Neuheiten steht auch ein neues, imposantes Bühnenbild. 14 Tonnen Holzplatten und rund 1.500 Stunden in Eigenleistung durch den Verein wurden für das aufwendige Bühnenbild investiert. Mladek will mit Sternen-förmigen Elementen unter anderem an das Judentum erinnern, aus dem das Christentum entstanden ist. Darüber, an der Decke, spannen sich beleuchtete Stephans-Bögen, die aus dem Zuschauerraum "weitergezogen" wurden und die Bühne zu einer Art Kathedrale machen. "Wir haben auch einen anderen Probenbetrieb wie die Jahre zuvor", erklärt Mladek weiters. Vorweg wurden schon Text- und Leseproben gemacht, seit dem 18. März proben die Darsteller vor Ort im neuen Original-Bühnenbild.
Auch in musikalischer Hinsicht erwartet die Zuhörer Neues: Der Kapellmeister und musikalische Leiter Josef Pirchmoser hat eine neue Komposition für die heurige Spielsaison erschaffen. "Zum einen muss die Musik natürlich zu den Szenen passen, aber auf der anderen Seite war es mir ganz wichtig, dass man das Publikum auch berührt und das geht auch nur mit eingängigen Melodien", sagt Pirchmoser.
Solidarisch mit der Ukraine
Besonders und anders sind die Passionsspiele Thiersee auch in Anbetracht des aktuellen Ukraine-Krieges. Im Jahr 1799 gelobten die Thierseer und Thierseerinnen das Spiel jedes Jahr in der Fastenzeit aufzuführen. Dadurch sollte das Tal vor den Schrecken des Krieges bewahrt werden. „Unsere Spiele werden seit jeher als Solidaritätsbekundung verstanden, sind sie doch schließlich aus dem Wunsch heraus entstanden, Kriege zu vermeiden. Leider ist dies im Schatten des Krieges in der Ukraine heuer ein besonders aktueller Aspekt, der bei allen 25 Aufführungen nicht außer Acht gelassen werden soll“, sagt Obmann Michael Juffinger.
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