Kuh, Corona und Wolf
Wildschönau blickt Almsaison mit Stirnrunzeln entgegen

Barnabas Haas, Thomas Breitenlechner, Johann Schönauer, Christian Weißbacher und Toni Breitenlechner (v.l.) blicken einem etwas anderen Almsommer entgegen. | Foto: Silberberger
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  • Barnabas Haas, Thomas Breitenlechner, Johann Schönauer, Christian Weißbacher und Toni Breitenlechner (v.l.) blicken einem etwas anderen Almsommer entgegen.
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Betreiber von Milchalmen im Bezirk haben in Zeiten wie diesen gleich mit mehreren Sorgen zu kämpfen, denn neben Fragen rund um den Almauftrieb im Corona-Jahr und kürzlichen Wolfssichtungen, geistert auch das Kuhurteil "Pinnistal" in den Köpfen der Landwirte herum – ein Lokalaugenschein in der Wildschönau. Josef Mayr, Almobmann der "Schönanger-Alm“ in der Wildschönau, redet in Sachen "Wolf-Ansiedelung" Klartext. 

WILDSCHÖNAU, REITH I.A., BEZIRK KUFSTEIN (bfl/red). Corona macht auch vor der Almwirtschaft nicht halt. Die "Schönanger Alm" in der Wildschönau stellt eine der großen Milchalmen des Landes, rund 315 Stück Vieh wurden dort vor kurzem aufgetrieben. Was der Beginn einer sorglosen und ruhigen Zeit auf der Alm sein sollte, ist im Corona-Jahr der Anfang einer von Sorgen geprägten Zeit. Nicht nur der besondere Almauftrieb in Corona-Zeiten, sondern auch das Kuhurteil vom „Pinnistal" und die Ausbreitung der Wolf-Population sind ein heißes Thema.
Das Urteil rund um die tödliche Kuh-Attacke, zu der es am 28. Juli 2014 im Pinnistal kam, wird vielen Landwirten wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte ja vor kurzem die jeweilige Teilschuld von Landwirt und Hundehalterin bestätigt. Ob nun die so oft zitierte Eigenverantwortung der Wandere, die Verhaltensregeln sowie die neuen rechtlichen Bedingungen die Bauern in der heurigen Saison beruhigen können, ist zweifelhaft. Hinzu kommt die besondere Situation im Angesicht des Coronavirus. 

Coronavirus brachte Absagen

Rund 17 Tonnen hochwertigsten Almkäse erzeugt Käsemeister Johann Schönauer während der Sommermonate auf der „Schönanger Alm“, und verkauft diesen zum größten Teil direkt "ab Alm". Es sind nicht nur die großartigen Wandermöglichkeiten für Jung und Alt, sondern auch die hervorragenden Produkte des preisgekrönten Almkäsers Johann Schönauer, die tausende Besucher in den Alm-Monaten in die Wildschönau locken. Und im Alpengasthaus "Schönanger Alm" umsorgen Maria und Fredi mit ihrem Team, die Gäste mit feinem aus Küche und Keller.
Den Heurigen Almsommer sieht Johann Schönauer mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. „Käserei-Führungen wird es heuer keine geben, es gibt Absagen von hunderten Reisebus-Unternehmen, die einen Großteil der Gäste bringen“, sagt Johann Schönauer. Aber man sei zuversichtlich, "vielleicht ändert sich dann doch das eine oder andere", warnt aber wegen Corona auch vor „Sorglosigkeit“, das könne man sich nicht mehr leisten.

Wolf treibt sein Unwesen

Almobmann Josef Mayr hat aber noch ganz andere Bedenken, und diese kreisen im den Wolf. Das Tier treibt sein Unwesen – dies nicht nur in den Köpfen von Schafzüchtern und Landwirten. Mit 20. Mai zählte man in Serfaus insgesamt acht tote Schafe – die meisten von ihnen sollen von einem Wolf gerissen worden sein. Aber auch aus dem Gemeindegebiet von Reith im Alpbachtal liegt eine Meldung über ein totes Lamm vor. Vom Rissbild her kann laut Martin Janovsky, Beauftragter des Landes Tirol für große Beutegreifer, auch hier ein Wolf nicht ausgeschlossen werden. Wie auch bei anderen Fällen wurde in Reith eine Probe für die genetische Untersuchung entnommen.
„Jeden, der den Wolf befürwortet, stufe ich als Tierquäler ein. Das Land muss Maßnahmen schaffen, dass der Wolf aus unserem Lebensraum entnommen werden kann“, so Mayr, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Territoriale Wölfe hätten im urbanen Bereich oder alpinen Regionen keinen Platz. Dort sei das Konfliktpotenzial zu hoch und ein Schutz von Nutztieren schier unmöglich. „Wir füttern nicht unsere Schafe, daß diese dann vom Wolf in grausamer Art und Weise schwer verletzt werden, und letztendlich qualvoll verenden – das kann es nicht sein“.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Käsemeister Johann Schönauer, der selber Jäger ist: „Tirol ist kein Lebensraum für dieses wilde Tier, der hat hier keinen Platz. Ich hätte Angst, Kinder alleine in den Wald zu schicken“, sagt der Alminger.

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Urteil zur tödlichen Kuhattacke vom OGH bestätigt
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