Baur zu Traglufthallen im Bezirk Kufstein: "Noch nichts spruchreif"

Die Fläche in Brixlegg wird für einen Holz verarbeitenden Betrieb vorbereitet. | Foto: Haberl
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BEZIRK KUFSTEIN (nos). Das Rätselraten um die Standorte der beiden von Landesrätin Christine Baur angekündigten Traglufthallen geht vorerst weiter. Gerüchte machen die Runde, etwa zu Ebbs-Eichelwang und Brixlegg, aber aus dem Büro der Landesrätin heißt es vorerst: "Eine Verortung ist nicht spruchreif".

"Es gab mit den betreffenden Gemeinden Vorgespräche hinsichtlich einer technischen Realisierbarkeit. Mögliche Standorte befinden sich in technischer Prüfung. Das bedeutet, dass sie noch nicht fixiert sind. Eine technische Prüfung entscheidet auch über eine allfällige Realisierbarkeit."

Baustellen werden Baseballplatz und Gewerbehalle

Gemunkelt wird beispielweise über den Ebbser Ortsteil Eichelwang. Dort befindet sich ein forstwirtschaftliches Gelände, das in Landeseigentum steht. Zudem wird direkt an den Gasthof "Zur Schanz" angrenzend seit einigen Wochen fleißig planiert, Rohrleitungen verlegt und anderen Arbeiten durchgeführt.
"Es handelt sich dabei um einen Baseballplatz", stellt Corinne Dobler vom Büro der Landesrätin klar. Auf dem Gelände sollen in Zukunft die derzeit recht heimatlosen "Vikings" eine neue Heimstätte finden.

Auch in Brixlegg wird im Nahebereich des Bahnhofs zur Zeit eine Fläche baulich vorbereitet, auch hier machten bereits erste Gerüchte um einen Traglufthallenstandort die Runde. Auf Nachfrage der BEZIRKSBLÄTTER erklärte Bürgermeister Rudi Puecher, dort entstehe eine Firmenhalle für ein in Alpbach tätiges, Holz verarbeitendes Unternehmen.

Traglufthalle oder Holzmodulbau?

Eine Alternative zu Traglufthallen, etwa modulare Holzbauten, wie von der Firma Egger konzipiert, sind laut Landesrätin Baur nicht möglich. "Es handelt sich bei den Traglufthallen um akute Notplätze mit enger zeitlicher Befristung. Die Errichtungskosten je Unterbringungsplatz betragen in einer Traglufthalle etwa 5000 Euro. Bei Holzbauten gehen wir von rund 20.000 Euro (pro Platz) aus – diese Kosten stehen nicht in Relation zu Notunterbringungsquartieren", heißt es auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER.
Die Traglufthallen seien für rund 240 bis 360 Bewohner ausgelegt, für eine Dauer von etwa sechs Monaten. "Es handelt sich um Notplätze. Ziel ist eine Unterbringung in festen Flüchtlingsunterkünften in den Gemeinden für die Dauer des Asylverfahrens", so Corinne Dobler. Für die Betreuung der Untergebrachten wird die Tiroler Soziale Dienste GmbH verantwortlich sein.

"Wir verstehen die Sorgen der Bevölkerung hinsichtlich großer Unterkünfte. Wir sind bemüht, diesen Sorgen im Vorfeld so gut als möglich im direkten Austausch zu begegnen. Im Hinblick auf die Befürchtungen bezüglich einer Verlagerung der Flüchtlingsrouten sind wir als Land Tirol in der Pflicht, Vorsorge zu treffen, um eine ausreichende Zahl von Plätzen in Notquartieren zur Verfügung stellen zu können", so die Sprecherin der Landesrätin.

Kritik von Liste Fritz und FPÖ

„Massenquartiere in Form von Traglufthallen, die in Hall und Innsbruck nicht funktionieren, sind auch für den Bezirk Kufstein keine Lösung und daher falsch. Das Konzept Massenquartiere mit Traglufthallen zur längerfristigen Unterbringung von Flüchtlingen ist gescheitert, die schwarz-grüne Landesregierung soll daran nicht länger stur festhalten. Solche Traglufthallen sind vor allem für eine längerfristige Unterbringung für die Flüchtlinge eine Zumutung und sie werden auch von den Anrainern abgelehnt. Wir vertreten die Strategie, kleinere Einheiten in mehreren Tiroler Gemeinden – am besten auf Basis einer Bezirksquote – zu schaffen. Das kommt den Anrainern zu Gute, aber vor allem nützt es einer guten Unterbringung und leichteren Integration der Flüchtlinge!“, hält Liste Fritz-Landtagsabgeordnete und Bezirkssprecherin von Kufstein Isabella Gruber fest.
Die Liste Fritz hat die zuständige Landesrätin Baur aufgefordert, die bisher noch nicht aufgestellten drei Traglufthallen, nicht mehr zu errichten und sie stattdessen zu verkaufen und lässt das Kostenargument nicht gelten: „Bei den Traglufthallen in Hall und Innsbruck stimmt auch das finanzielle Argument, wonach ein Großquartier günstiger wäre als drei kleine Quartiere, längst nicht mehr. Ein Massenquartier in Form einer Traglufthalle kostet in der Errichtung rund 1,6 Millionen Euro, der Betrieb ist sehr aufwendig und sehr teuer. Dazu kommt, dass aufgrund von Anrainerprotesten in Innsbruck ein zusätzliches Sicherheitspaket um 4,5 Millionen Euro von der Landesregierung geschnürt werden musste."

Für FPÖ-Bezirksobfrau NAbg. GR Carmen Schimanek ist das eine "dubiose und kontraproduktive Hinhaltetaktik": „Landesrätin Baur schürt zunehmend Unsicherheit in der Bevölkerung. Sie muss uns endlich die Wahrheit sagen. Wenn sie dazu nicht in der Lage ist, soll sie endlich Einsicht haben, dass sie diesem Amt nicht gewachsen ist und zurücktreten. Das bisherige Vorgehen der Landesregierung, die Bevölkerung bei der Errichtung von Massenquartieren immer kurzfristig vor vollendete Tatsachen zu stellen, stößt immer auf Unmut und Unverständnis. Diese Taktik ist sofort abzustellen und man muss auf Transparenz setzen.“ Verwundert zeigt sich Schimanek über die Liste Fritz. Diese hat über die Medien die Errichtung der Traglufthallen lautstark kritisiert, da man Massenquartiere für nicht sinnvoll erachtet. „Im Landtag hat die Liste Fritz dem Ankauf der fünf Traglufthallen noch zugestimmt und nun kritisieren sie die Landesregierung, weil diese aufgestellt werden. Das ist ein falsches Spiel und zeugt von der Doppelzüngigkeit dieser Chaostruppe“, so Schimanek.
Der ehemalige FPÖ-Landtagsabgeordnete und frühere Gemeinderat von Kufstein, Anton Frisch, stellt zur "Flüchtlingsrätin" fest: "Die bisher gar nicht befassten Ebbser werden sich hoffentlich gegen den geplanten Standort einer Traglufthalle für 200 Personen in geeigneter Weise wehren."

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