Landwirtschaft
Bauern gingen in Langkampfen in Herbstkonferenz

Bauernbunddirektor Peter Raggl, Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler, Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner, LK-Präsident Josef Hechenberger und LK-Bezirksstellenleiter sowie Obmann der Tiroler Almwirtschaft, Josef Lanzinger (v.l.) informierten vor der Herbstkonferenz des Bezirks Kufstein. | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Bauernbunddirektor Peter Raggl, Bauernbundobmann LHSTv. Josef Geisler, Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner, LK-Präsident Josef Hechenberger und LK-Bezirksstellenleiter sowie Obmann der Tiroler Almwirtschaft, Josef Lanzinger (v.l.) informierten vor der Herbstkonferenz des Bezirks Kufstein.
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Bauernbund schloss Herbsttour in Langkampfen ab und informierte über aktuelle Themen der Landwirtschaft. Im Bezirk kämpft man um den Erhalt der Almwirtschaft und gegen Wildschweine in Brandenberg. Hinsichtlich Tierwohl und Klimaschutz nehmen die Bauernbundvertreter auch die Konsumenten in die Pflicht. 

LANGKAMPFEN/WÖRGL (bfl).  Der November stand für den Tiroler Bauernbund ganz im Zeichen der Information und des gegenseitigen Austausches. Mehr als 1.000 Entscheidungsträger erreichten die Obmänner im Rahmen ihrer Herbsttour durch Tirol. Den achten und letzten Stopp im Rahmen der Herbsttour machte Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler am Mittwoch, den 27. November in Langkampfen.
Was die Vertreter des Bauernbundes im Bezirk beschäftigt verrieten sie zuvor bei einem Pressegespräch in Wörgl. Herausforderungen sehen sie im Bereich Almauftrieb, Klimaschutz und die Wertschätzung regionaler Erzeugnisse. Gleichzeitig sollen die Herbstkonferenzen als eine Art Barometer dienen, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. 

Weniger Auftrieb auf Almen 

Drücken tut dieser im Bezirk Kufstein mitunter bei der Almwirtschaft. "Tirol ist das Almenland Österreichs, wir haben aber stagnierende Auftriebszahlen", sagt LK-Präsident Josef Hechenberger. 
Eine Alm kann nur aufrechterhalten werden, wenn sie entsprechend – mit genügend Tieren – bewirtschaftet wird. Die Zahlen des heurigen Jahres zeigen aber, dass genau diese immer weniger werden, berichtet der Obmann der Tiroler Almwirtschaft, Josef Lanzinger. Vor allem die Milchkühe fehlen auf den Almen: Im Vergleich zum Jahr 2000 zeigt sich, dass 2019 zehn Prozent weniger Milchkühe auf die Almen kamen. Auch Almauftreiber finden sich schwieriger, im Jahr 2019 waren es im Vergleich um zwanzig Prozent weniger. Am stärksten betroffen sind kleine Milchalmen mit bis zu zwanzig Milchkühen. Dort zeigt sich im Bezirk Kufstein und auch im Tirol-Durchschnitt ein Rückgang von rund fünfzig Prozent.
Das Problem: viele Almbetreiber haben Schwierigkeiten hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit. Sie benötigen für die Bewirtschaftung der Alm entweder Fremdpersonal oder müssen selbst vom Heimhof aus bewirtschaften. Das ist aber kostspielig und bedeutet letztendlich, dass der Ertrag nicht mehr ausreichend ist. Deswegen wird nun oft auf nieder gelegenen Milchalmen nicht mehr gemolken. Anstatt der Milchkühe werden dort viel mehr Jungrinder aufgetrieben und diese Jungrinder fehlen in der Folge auf den Hochalmen. Grasen diese dort nicht und werden die Almen damit nicht mehr ausreichend gepflegt, könnte sich die Gefahr von Lawinen und Muren erhöhen. Hier müsse man Anreize setzen, zeigt sich Josef Hechenberger überzeugt. 

Konsument ist in der Pflicht

Auch die Themen Klimaschutz und Tierwohl beschäftigen die Bauern im Bezirk. Die Gesellschaft, einzelne Parteien und Handelsketten üben immer mehr Druck aus und fordern immer noch strengere Vorschriften für die Landwirtschaft. Für die Bauernbundvertreter tun sie dies oft unter einem "Deckmantel von Klima oder Tierwohl". Hier fehle die Eigenverantwortung der Konsumenten.
Ein Beispiel dafür sei die seit 25. November laufende Unterschriften-Aktion der EU-Bürgerinitiative "Bienen und Bauern retten", bei der man per Unterschrift Bienenschutz unterstützen kann. Mit einer Unterschrift alleine könne man aber Bienen und Bauern nicht "retten". Nur eine Änderung des Kaufverhaltens beim Konsumenten könne hier die Lösung sein. "Die Landwirtschaft hat die Hausaufgaben längst gemacht", sagt Bezirksbauernobmann Hans Gwiggner. Nun seien die Konsumenten und die Handelsketten gefordert. "Der Konsument bekommt schon die Landwirtschaft, die er haben will. Aber nicht mit einer Unterschrift, sondern mit seinem Kaufverhalten". "Man muss das Bewusstsein wecken, dass die regionalen Kreisläufe immer wichtiger werden", sagt auch LHStv Josef Geisler. In der Produktion, will man sich nun vor allem auf Landesebene dafür stark machen, eine entsprechende Lebensmittelkennzeichnung einzuführen, betont LK-Präsident Hechenberger. "Der Konsument will wissen woher Lebensmittel kommen", so Hechenberger. 

Kufstein ist Bio-Vorzeigebezirk

"Wir sind hier sicher ein Vorzeige-Bezirk mit der umweltgerechten Landwirtschaft", sagt Gwiggner. Ein Drittel der Landwirtschaft im Bezirk setzt sich aus Biobauern zusammen. Die landwirtschaftliche Produktion besteht somit zu einem Drittel aus Bio-Produktion. Im Gegensatz dazu wurden im Lebensmittelhandel in Österreich im Jahr 2018 im Schnitt nur 8,9 Prozent als "bio" verkauft. Die Zahlen zeigen jedoch auch, dass sich Bio-Produkte immer größerer Beliebtheit erfreuen. Im Jahr 1997 lag der Marktanteil von Bioprodukten im Lebensmitteleinzelhandel beispielsweise nur bei 2,7 Prozent. 
 

Wildschweine sind im Anmarsch

Auch das Thema Wildschäden beschäftigt Bauern im Bezirk derzeit. Der strenge Winter des vergangenen Jahres bescherte einigen Landwirten Probleme mit Schneedruck, in der weiteren Folge kam es aber auch vermehrt zu Wildschäden. 
Hier machen auch Wildschweine den Bauern immer mehr zu schaffen. Gab es in der Vergangenheit nur hier und dort Schwarzwild, sieht die Sache heute ganz anders aus. "Letzten Winter wurden bereits zehn Wildschweine bei uns im Bezirk geschossen", sagt Gwiggner. Würden die Tiere beispielsweise in einem großen Eichenwald vermehrt auftreten, wäre das kein Problem – anders verhält es sich in einer Kulturlandschaft. Momentan sind in Brandenberg einige Wildschweine unterwegs, die für enorme Schäden sorgen. Beobachtungen aus dem vergangenen Jahr hätten gezeigt, dass die Tiere sogar auf Almen überwintern. Das Thema werde die Bauern in der Zukunft immer mehr beschäftigen, zeigt sich Gwiggner überzeugt.

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