Mangel
Unternehmen im Bezirk Kufstein suchen dringend Lehrlinge
Betriebe kämpfen mit Lehrlingsmangel und haben Schwierigkeiten offene Stellen zu besetzen – das könnte auch der Pandemie geschuldet sein.
BEZIRK KUFSTEIN. "Schwierig" – so bezeichnen Unternehmer im Bezirk Kufstein aktuell die Suche nach neuen Lehrlingen, und dies in beinahe allen Sparten. "Wir bekommen durch die Bank die Rückmeldung, dass das Angebot sehr dürftig ist, was die potentiellen Lehrlingskandidaten betrifft", sagt Patrick Schönauer von der Wirtschaftskammer, Bezirksstelle Kufstein.
Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Lehrstellen zu besetzen. Darüber hinaus ist auch das Niveau der potentiellen Kandidaten oft nicht sehr hoch.
Pandemie verhindert Orientierung
Ein Grund dafür könnte sein, dass Veranstaltungen rund um die Berufsorientierung in den letzten eineinhalb Jahren Pandemiebedingt nicht oder nur in geringem Ausmaß stattfinden konnten. Es konnten Schulen also einerseits keine Betriebe besuchen, aber andererseits konnten auch Messen für junge Menschen rund um Lehrstellen, Beruf und Co nicht stattfinden. Auf Grund des vermehrten Homeschoolings sei auch die Berufsorientierung in der Schule selbst zu kurz gekommen. Das zeige nun seine Wirkung, vermutet man seitens der Wirtschaftskammer Kufstein.
Gastgewerbe besonders betroffen
Besonders händeringend nach Lehrlingen sucht aktuell das Gastgewerbe im Bezirk Kufstein. Dies obwohl Kufstein nicht ganz so stark abhängig vom Tourismus ist, wie andere Bezirke in Tirol. Hier gibt es noch weniger Lehrlingsbewerber als in allen anderen Branchen, wobei die Sparte bereits vor der Pandemie Probleme hatte, Lehrlinge zu finden. Gründe für den Mangel dürften die "alten" Probleme sein, erklärt Schönauer: Dazu gehören die unregelmäßigen Arbeitszeiten, die für viele junge Menschen dieser Tage nicht mehr so attraktiv sind.
Viele Betriebe haben mittlerweile reagiert und begriffen, dass sie Maßnahmen setzen müssen, um das Gastgewerbe für Lehrlinge zu attraktivieren. So haben einige Unternehmen in der Sparte im Bezirk bereits ein flexibles Zeitmodell eingeführt, sodass Mitarbeiter nicht jeden Samstag oder Sonntag arbeiten müssen, sondern beispielsweise nur jedes zweite Wochenende.
Sehr viele Betriebe zahlen mittlerweile zudem bereits weitaus mehr als jene Lehrlingsentschädigung vorsieht, die im Kollektivvertrag verankert ist. "Die Anreize wären schon da, aber die Leute bzw. die Bewerber fehlen einfach noch", sagt Schönauer.
Allgemeines Problem
Abseits der Situation im Gastgewerbe, sei der Lehrlingsmangel aber immer noch ein allgemeines Problem. "Was immer noch in den Köpfen vieler Eltern drinnen ist, ist dass sie glauben, man muss dem Kind eine Matura und ein Studium ermöglichen, um ihm etwas zu bieten", sagt Schönauer. Mittlerweile stehe man – was die Lebenssituation betrifft – mit einer Lehre nicht schlechter da, als mit einer Matura und einem Studium. (bfl)
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