Acht Gemeinden als Vorbildregion für ganz Tirol

Die Teilnehmer der "Kick-Off"-Veranstaltung in Kundl. | Foto: PV29
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BEZIRK (red). Im Projekt “Wie heizt Tirol 2050? Pilotgebiet Planungsverband Wörgl und Umgebung” wollen die acht Gemeinden des Planungsverbandes 29 – Angath, Bad Häring, Kirchbichl, Mariastein, Angerberg, Breitenbach, Kundl und Wörgl – in Zusammenarbeit mit der "Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs GmbH" und den Stadtwerken Wörgl untersuchen, wie die zukünftige Wärmeversorgung in der Region frei von fossilen Energieträgern funktionieren kann. Die Gesamtkosten für dieses Projekt betragen netto 120.000 Euro und werden zu 44 Prozent vom Land Tirol und 56 Prozent von den Gemeinden des Planungsverbandes getragen. Der Projektstart erfolgte am 22. Mai mit einem "Kick-Off-Workshop" im Kundler Sozialzentrum „Mitanond“.

Planungsverband 29 übernimmt Vorreiterrolle

Als Vertreter der Gemeinde Kundl eröffnete Vzbgm. Michael Dessl den Workshop und zeigte sich stolz, dass es gelungen sei, alle Gemeinden des Planungsverbands sowie die Stadtwerke Wörgl an einen Tisch zu bringen und zur aktiven Teilnahme zu animieren: „Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann die Energiewende erreicht wer­den. Der Planungsverband kann damit eine Vorreiterrolle für ganz Tirol einnehmen.“
Die Bürgermeisterin der Stadt Wörgl und Obfrau des Planungsverbandes 29, Hedwig Wechner, stellte das Projekt und die Motivation des Planungsverbandes vor. Sie sieht im Projektansatz vor allem den Vorteil, dass Wär­meversorgungslösungen auch übergemeindlich angedacht und aufgrund von Synergien umgesetzt wer­den können, die auf Gemeindeebene betrachtet unter Umständen keine Chance auf Ver­wirklichung hätten: „Der Planungsverband ist ein guter Boden für eine Pilotregion – sind doch bereits fünf der acht Gemeinden als E5-Gemeinden aktiv und verfolgt die Stadt Wörgl seit 2012 einen konkreten Energieentwicklungsplan.“
Insgesamt sind sechs Gemeinden im Planungsverband E5-Gemeinden.

Umsetzung der Landesstrategie auf Gemeindeebene

„Das Erreichen der Energieziele ist eine große Herausforderung“, stellte Energiereferent LHStv. Josef Geisler klar. „In den vergangenen Jahrzehnten ist der Energiebedarf Tirols exponentiell gestiegen. Seit 2005 allerdings stagniert der Energiebedarf – und das bei steigenden Bevölkerungszahlen und steigender Wirtschaftsleistung. Nun geht es darum, die Wende hin zu einem sinken­den Energiebedarf zu schaffen“, so Geisler.
Aktuell werden noch mehr als 40 Prozent der Energie in Gebäu­den eingesetzt. Daher verstärke das Land Tirol zukünftig auch seine Aktivitäten in diesem Sektor – und hier vor allem in der Wärmeversorgung. „Im Wärmebereich sehen wir noch sehr große Potenziale zur Energieeinsparung. Diese liegen vor allem in der umfassenden Sa­nierung von Gebäuden, aber auch in der optimierten Wärmebereitstellung“, so Geisler, der sich aus der Initiative des Planungsverbandes wichtige Rückschlüsse für das ganze Land erwartet, „denn schließlich muss die Energiestrategie nicht nur auf dem Papier bestehen sondern in allen Gemeinden umgesetzt werden“.

Gemeindeübergreifende Lösungen für die zukünftige Wärmeversorgung

Die acht Gemeinden zählen insgesamt rund 33.000 Einwohner und 8.472 Gebäude. Darunter sind sechs "E5-Gemeinden": Wörgl, Kundl, Angerberg, Breitenbach, Bad Häring und Kirchbichl.
Rupert Ebenbichler, einer der zwei Geschäftsführer der "Wasser Tirol", stellte das Projekt inhaltlich vor und erklärte die konkreten nächsten Schritte: „In der ersten Projektphase werden wir das Energiesystem und speziell den Wärmesektor in den Gemeinden detailliert analysieren. Anschließend werden wir in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Energieteams standortspezifische und gemeindeübergreifende technische Lösungen für eine lang­fristige Wärmeversorgung in Übereinstimmung mit den Energiezielen Tirols entwickeln“.
Die "Wasser Tirol – Wasserdienstleistungs-GmbH" ist ein "nach ÖNORM EN ISO 9001 zertifiziertes Unternehmen für die Entwicklung, Abwicklung von Projekten, Betrieb von Anlagen, Forschung und Ausbildung sowie ein Labor für Qualitätssicherung, welches als Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle nach ÖNORM EN ISO/IEC 17025, ÖNORM EN ISO/IEC 17020 und ÖNORM EN ISO/IEC 17065 akkreditiert ist". Die Geschäftsführung liegt bei Rupert Ebenbichler und Dietmar Thomaseth.
Das Projekt ist über eine Laufzeit von einem Jahr angesetzt.

Für Stephan Oblasser, Energiebeauftragter des Landes Tirol, müsse die Energie­wende "von unten, aus den Gemeinden heraus", erfolgen und könne nicht nur "von oben herab über Regulatorien" erreicht werden: „Der Planungsverband Wörgl und Umge­bung bietet hier aus meiner Sicht ein besonders gutes 'Testfeld', umfasst das Gebiet doch neben städtischen und ländlichen Bereichen auch Industrie-, Wohn- und Mischgebiete so­wohl in Tal- als auch in Hanglagen. Hier ist einfach alles geboten, was wir in anderen Bereichen Tirols auch finden.“

Reinhard Jennewein, Geschäftsführer der Stadtwerke Wörgl liegt als Mitinitiator des Projektes besonders am Herzen, "dass die Wertschöpfung in der Region bleibt". „Anstatt viel Geld für fossiles Öl und Gas ins Ausland zu schicken, sollten wir daran arbeiten die eigenen Ressourcen für die eigene Energieversorgung zu nutzen und die Wertschöpfung im Land zu behalten“, so der Stadtwerke-GF.

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