Kälteeinbruch: Viele zittern um die Ernte im Bezirk Kufstein

Bei "Floberry" in Reith wurde in der Plantage eingeheizt um die Blüten zu retten. | Foto: Floberry
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BEZIRK (bfl/nos). Landwirte, Obstbauern, Gärtner und Pflanzenliebhaber im Bezirk zittern schon seit Ostermontag. Nicht, weil ihnen der aktuelle Kälteeinbruch mit eisigen Temperaturen und Schneestürmen selbst zu schaffen machte – sie fürchten um ihre heurige Ernte.
Temperaturen von teilweise unter -5°C ließen die Produzenten mit schlaflosen Nächten zurück. Durch die vorhergehende Wärmeperiode im März setzte die Vegetation und damit auch die Obstblüte stellenweise bis zu drei Wochen früher ein als gewohnt, was nun verheerende Folgen für die Anbauer haben könnte. Eine ähnliche Kältewelle im Vorjahr bescherte in Ostösterreich stellenweise Ernteausfälle von bis zu 99 Prozent.
Im Vergleich zur Region um Innsbruck und dem Tiroler Apfelmekka rund um Haiming ist Kufstein kein besonders starker Obstbaubezirk, doch auch hier mussten zahlreiche Fruchtproduzenten bangen oder erfinderisch werden.

Die Beerenprofis heizten ein

Zwischen Gut Matzen und St. Gertraudi in Reith im Alpbachtal säumen hunderte Beerenpflanzen die Bundestraße. Die "Floberry"-Plantagen von Naomi und Florian Hechenblaikner standen in voller Blüte, als die Hiobsbotschaft von der Kältewelle eintraf. Mit dem Temperatursturz begannen dort auch die Gegenmaßnahmen: Die blühenden Stauden wurden in mühseliger Handarbeit abgedeckt, um sie gegen den Frost zu schützen. In den Nächten vom 19. bis zum 21. April blieb Florian Hechenblaikner gleich überhaupt bei seinen Pflanzen und versuchte mittels kleiner kontrollierter "Feld-Öfen" die Luft rund um seine Schützlinge zu erwärmen. "Wir müssen das auch über's Wochenende weiter im Auge behalten und stehen jedenfalls auch nachts bereit", erklärte Naomi Hechenblaikner. "Floberry" produziert Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren und veredelt diese auch zu Marmeladen, Chutneys, Sirup und Likör.

Auch das beliebte "Erdbeerland" bei Radfeld versuchte sich mit Planen und Decken gegen die Minusgrade zu helfen, wie ein Lokalaugenschein vor Ort ergab.

Vom Baum bis zur Flasche

Aber nicht nur die Beerenpflanzer hatten alle Hände voll zu tun, wie Angerbergs OGV-Obfrau Andrea Malzer zu berichten weiß: "Viele unserer Mitglieder haben ihre Beerenstauden und Obstbäume eingehüllt so gut es geht, aber bei den hohen Bäumen, wie der Kirsche, da hat man leider fast keine Chance, da kommt man nicht ran."

"Unsere Baumwärter stehen mit Rat und Tat zur Seite, die nächsten Nächte werden wohl ganz entscheidend für die heurige Ernte werden!"

Mit dem Ertrag der Obstbäume wackelt nicht nur die direkte Fruchtausbeute, sondern beispielsweise auch die kommende Saft- und Schnapsproduktion. Auf die vielfach prämierten Brenner im Bezirk kommen unruhige Nächte in ihren Streuobstwiesen zu. Manfred Höck, "Crownhill Destillery", hat am Kronbichl in Schwoich rund 200 Obtbäume, "keine Chance" diese abzudecken und damit wenig Hoffnung für manche Früchte: "Ich rechne damit, dass mir die Zwetschken das zweite Jahr in Folge ein Totalausfall werden!" Bitter, denn die wären ihm die Wichtigsten gewesen. Schon im Vorjahr hatte Höck ähnlich zu kämpfen. Gerade einmal 50 Kilogramm Birnen anstatt einiger Tausend fielen 2016 für ihn ab. Ob die Birne heuer überlebt? Höck zweifelt, auch wenn sich die Bienen um die vollen Birnenblüten bemühen: "Das wird wohl nicht viel heuer." Dafür hofft Manfred Höck auf die Apfelernte, seine spät blühenden Sorten könnten ihm hier zugute kommen:

"Der Apfel packt's!"

Auch die Küchenkräuterprofis der Gärtnerei Strillinger am Eiberg zwischen Schwoch und Söll hatten "ein mords G'strappl" in den letzten Tagen. Jeden Abend mussten die kälteempfindlichen Geschmacksbringer ins Glashaus gepackt werden. "Wir heizen zur Zeit wie die Wahnsinnigen, damit wir Alles gut über die Runden bringen", war von Strillinger zu erfahren. Die Gärtnerei versorgt unter anderem "Spar" mit frischen Küchenkräutern.

Nachdem Obst- und Gemüsepreise schon in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich stark stiegen, könnte nun mit einem gröberen Ernteausfall eine noch höhere Teuerung eintreten. Derzeit ist das aber eher noch Kristallkugel-Schauerei. Die kommenden Tage und Nächte entscheiden über Sein oder Nichtsein in den Gärten und auf den Feldern im Bezirk.

"Die Stiefmütterchen stehen drauf"

Keine Probleme mit der Kälte hatte hingegen die Stadtgärtnerei Kufstein. Ein Grund dafür ist, dass man hier kaum kälteempfindliche Obstbäume zu schützen hatte, da man hauptsächlich mit "robusteren" Gewächsen arbeitet. "Die Stiefmütterchen beispielsweise sind sehr widerstandsfähig. Die mögen das sogar, wenn sie zugeschneit werden", sagt Stadtgärtner Siegfried Eschlböck. Die Pflanzen würden sogar acht bis zehn Minusgrade aushalten.

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