Kramsach zwischen Euphorie und Ernüchterung

Großes Interesse herrschte beim Thema Lift bei der jüngsten Kramsacher Gemeinderatssitzung. | Foto: Florian Haun
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KRAMSACH (flo/bfl). Der Antrag für ein Bekenntnis und eine finanzielle Unterstützung der Gemeinde für ein neues Liftprojekt auf das Sonnwendjoch wurde im jüngsten Kramsacher Gemeinderat abgelehnt. Das Thema "Sonnwendjochbahn" sorgte jedoch für eine eineinhalbstündige Diskussion mit teils hitzigen Debatten.
Die Kramsacher Gemeinderatssitzung am 5. Februar wurde von vielen mit Spannung erwartet, nicht zuletzt auf Grund der am 1. Februar präsentierten Machbarkeitsstudie des Vereins "Naturjuwel Rofan" (die BEZIRKSBLÄTTER berichteten). Dabei wurden von der schweizer Firma Bartholet Seilbahnen vier Lift-Varianten inklusive Kosten präsentiert.
Die Fraktion GFK-Gemeinsam für Kramsach stellte nun bei der Gemeinderatssitzung einen Antrag für ein Bekenntnis der Gemeinde zu einer finanziellen Unterstützung für das Liftprojekt. Dieses Bekenntnis der Gemeinde wollte man erwirken, bevor man an die Nachbargemeinden herantrete. "Wir Kramsacher müssen jetzt endlich ein Zeichen setzen, dass wir bereit sind für einen Neustart unserer Sonnwendjochbahn auch Geld in die Hand zu nehmen", sagte GR Markus Vögele (GFK). Vor den zahlreichen Zuhörern im Kramsacher Gemeindesaal forderte er alle Gemeinderäte auf, den sofortigen Beschluss zu fassen, dass sich die Gemeinde mit 20 Prozent an den Baukosten für die billigsten Aufstiegshilfe, nämlich einen Doppelsessellift, beteiligen. Der in der Machbarkeitsstudie von Bartholet präsentierte Doppelsessellift wurde mit 4,8 Millionen Euro beziffert. Ein Einsersessellift würde 5, 33 Millionen Euro kosten.
"In der Zwischenzeit haben wir die Studie auch schon beim Planungsverband allen Bürgermeistern vorgestellt, aber keine andere Gemeinde wird das große Geld bereitstellen, wenn wir selbst nichts tun", fuhr Vögele fort. Sogar der Tourismusverband habe bereits vor ungefähr eineinhalb Jahren den Beschluss gefasst, sich mit rund 20 Prozent am Projekt Sonnwendjochbahn zu beteiligen. 

Abstimmung erst wenn Studie da ist

"Einen Lift zu bauen ist der erste Schritt aber noch lange nicht alles, denn er sollte wenigstens seine eigenen laufenden Kosten decken", mahnte GR Manfred Lechner. Bevor man irgendwelche Beschlüsse mache, solle man zumindest auf die ohnehin vom Verein in Auftrag gegebene Wirtschaftlichkeitsstudie warten. Lechner stellte deshalb den Antrag erst abzustimmen wenn die Studie da ist.
Zudem wurde in der Gemeinderatssung laut, dass man anhand der Ergebnisse des derzeit laufenden Gemeindeentwicklungsprozesses mit der Communalp sehen werde, wie wichtig den Bürgern der Sonnwendjochlift überhaupt sei. Es gebe auch andere wichtige Projekte wie etwa Volksschule, Kindergarten, Kinderhort, Turnhalle oder den Hochwasserschutz für welche man ja auch Geld benötigt gebe. Deshalb solle man sich mit solchen voreiligen Beschlüssen doch noch ein paar Wochen Zeit lassen. "Wir in Kramsach versäumen immer alles, weil wir alles viel zu spät beschließen", sagte GR Andreas Gang (FPÖ). Gang verwies auf die Dringlichkeit der Entscheidung, da die Liftstützen laut in der billigsten Doppelsesselliftvariante weiterverwendet werden können, diese aber am 30. Juni dieses Jahres abgebaut werden müssen.

Mindestens 55.000 Fahrten pro Jahr notwendig

Eine Anfrage beim Kufsteiner Kaiserlift ergab, dass es 55.000 Fahrten pro Jahr brauche, um die laufenden Kosten zu decken. Laut einer Studie beförderte die Sonnwendjochbahn allerdings durchschnittlich nur 30.000 Gäste pro Jahr. Durch dieselbe Studie wurde auch bekannt, dass es mindestens 100.000 Beförderungen im Fall einer Gondelbahn brauche, was derzeit schier unmöglich scheint. "Auch wenn mir eine zeitgemäße, barrierefreie Gondelbahn mit der man bei jedem Wetter fahren und auch Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle nach oben transportieren könnte lieber wäre, bin ich für jede andere Aufstiegshilfe dankbar", betonte GR Lechner, welcher auch die "Arbeitsgruppe Lift" des Gemeinderats leitet.
Auf die Frage, was die Gemeinde nun als Alternative zum Projekt des Vereins auf den Tisch legen können, verwies die Bürgermeisterliste Zisterer (Team Zisterer) auf die Präsentation aus dem Jahr 2016, bei der ein Gondelprojekt mit einer völligen neuen Trasse auf die Rosswies präsentiert wurde. Außer dieser seien bis dato allerdings keine neuen Fakten am Tisch. Nach wie vor gebe es auch keine Wirtschaftlichkeitsprüfung dieser Variante, sowie wurde laut GR Lechner (Bürgermeisterliste) erklärt und bestätigt, für das 17,5 bis 20 Millionen teure Liftprojekt keinen Investor bei der Hand zu haben.

Wirtschaftlichkeit steht im Zentrum

Laut der zuständigen Behörde des Landes brauche es für die Sonnwendjochbahn ein neues Konzessions- und Bauverfahren sowie eine neue Betriebsbewilligung, sagte Vize-Bürgermeisterin Karin Friedrich. Diese Betriebsbewilligung könne aber erst ausgestellt werden wenn die Wirtschaftlichkeit der Bahn nachgewiesen ist. Zudem könne der Antrag dafür auch nicht vom Verein "Naturjuwel Sonnwendjoch" gestellt werden. Weiters brauche es natürlich dann auch einen Betreiber für die Bahn, denn ein "Bürgermeisterlift", welcher dann der Gemeinde auf der Tasche liegt, sei nicht sehr sinnvoll merkten einige an. Ein weiteres gravierendes Problem: Das Sonnwendjoch hat laut einer Studie keinerlei Alleinstellungsmerkmal. In der Umgebung gibt es zudem 13 Mitbewerber mit denselben Merkmalen. Einige Gemeinderäte wunderten sich indes über den voreiligen Antrag. "Warum habt ihr mit eurem Antrag nicht gewartet bis euch die Wirtschaftlichkeitsstudie vorliegt und dann die Bombe platzen lassen?"
"Bitte haltet zusammen Kramsacher, wenn die Zillertaler einen Lift für über 200 Millionen Euro bauen können, werden wir doch einen für 4,8 Millionen schaffen", appelierte "Naturjuwel Rofan" Obmann Sepp Kreidl an alle Anwesenden.
Von der Bürgermeisterliste ÖVP, sowie Grünen wurde der Antrag der Fraktion GFK mit der Liste der Freiheitlichen nach einer mehr als eineinhalb Stündigen Diskussion mit elf zu sechs Stimmen vorerst abgelehnt bis die Wirtschaftlichkeitsstudie präsentiert wird. Diese wird aber erst in rund drei Wochen vorliegen.

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