Mini Med Kundl: Gesund durch den Sommer trotz Zecken und Co.

Univ. Prof. Dr. Dieter zur Nedden (Wissenschaftlicher Leiter Mini Med Tirol) und Referent Priv. Doz. Dr. Gernot Fritsche | Foto: Haun
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KUNDL (flo). Passend zu den warmen Außentemperaturen referierte Dr. Gernot Fritsche im Rahmen des zweiten Mini Med Studiums dieses Sommersemesters, das unlängst im Visitor Center der Sandoz in Kundl stattfand, über das menschliche Immunsystem sowie Zeckenbisse und ihre möglichen Folgen.

Dr. Dieter zur Nedden, wissenschaftlicher Leiter von Mini Med Tirol, zeigte sich über die Tatsache erfreut ,dass sich trotz Österreichs EM-Spiel gegen Island zahlreiche Gäste zum Vortrag einfanden, merkte allerdings an, dass die Anzahl der Frauen den Männern überwiegt. Danach stellte er den Referenten des Abends, Dr. Gernot Fritsche, vor und übergab ihm das Wort. Fritsche, Geschäftsführender Oberarzt der Universitätsklinik für Innere Medizin 6 in Innsbruck, erklärte den Gästen, dass der Begriff Immunsystem von Immunität abgeleitet ist und soviel wie geschützt oder befreit bedeutet. "Durch das Immunsystem besitzt jeder Körper die Fähigkeit sich selbst vor Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten zu schützen!", betonte er.

"Das Immunsystem kann man auch mit einer Burg und ihrem Abwehrsystem vergleichen!" fuhr Fritsche fort. Barriere Maßnahmen wie intakte Haut und Schleimhaut verhindern das Eindringen von Erregern während durch die Schleimhäute auch der Abtransport nach draußen gefördert wird. Die Magensäure schützt unseren Körper ebenfalls und Bakterien sowie Pilze schützen die Darmflora während alle dieser Barriere Maßnahmen miteinander kooperieren. Jeder Mensch besitzt ein angeborenes Immunsystem, welches sobald es einen Eindringling bemerkt sofort zum Einsatz kommt. Durch Impfungen wird der Körper mit einer spezifischen Erregerabwehr ausgestattet denn Gedächtniszellen ermöglichen es gleiche Erreger auch nach vielen Jahren noch zu erledigen. Weiters erklärte der Referent dass durch die Aktivierung des körpereigenen Komplementsystems Bakterien für Fresszellen schmackhaft gemacht werden. Anschließend erläuterte er dass man durch eine Immundefizienz, wobei man zwischen der seltenen primären (angeborenen) und der sekundären, welche hauptsächlich nach Transplantationen oder Tumorerkrankungen auftritt unterscheidet eine erhöhte Anfälligkeit für herkömmliche Erreger aufweisen kann. Erkrankt jemand jährlich vier Mal oder öfter an einer Antibiotika pflichtigen Infektion oder an zwei schweren Infektionen so sind dies allarmierende Anzeichen für eine Immundefizienz.
Anschließend erklärte Fritsche den Unterschied zwischen einer passiven und einer aktiven Impfung. Unter passiven Impfungen versteht man eine Impfung mit Antikörpern gegen einen bestimmten Erreger, beispielsweise nach einem Biss von einem tollwütigen Tier. Bei einer aktiven Impfung werden dem Körper im Vorhinein Erregerbestandteile verabreicht damit Antikörper produziert werden können. Auch weit verbreitete Allergien hängen mit Antikörpern zusammen fuhr Fritsche fort, denn im Fall einer Allergie produziert der Körper bei Kontakt mit bestimmten Allergenen wie etwa Pollen oder Hausstaubmilben zu viele Antikörper. Während ein Heuschnupfen beispielsweise relativ harmlos ist kann es beim Kontakt mit Allergenen wie Bienengift bei Betroffenen zu einem lebensbedrohlichen Schock kommen. Ehe er zum zweiten Teil seines Vortrags wechselte gab der Referent allen Anwesenden noch einige Tipps um ihr Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise nachhaltig zu stärken. So empfahl er beispielsweise rund 150 Minuten moderaten Sport oder rund 75 Minuten stärkere sportliche Aktivität pro Woche als gesundes Mittelmaß. Auch die Ernährung, welche schon als Embryo im Mutterleib beginnt spielt eine große Rolle beim Immunsystem und so sind Fehl- und Überernährung auch mitverantwortlich für Autoimmunerkrankungen und Allergien.
Anschließend erklärte der Referent alles über Zeckenbisse, welche besonders im Sommer häufig vorkommen und ihre möglichen Folgen. Eine der gefährlichsten von Zecken übertragenen Krankheiten ist die Borreliose, welche eine Inkubationszeit von zwischen drei und 30 Tagen aufweist und dann im ersten Stadium ausbrechen kann. Im ersten Stadium tritt eine massive langsam fortschreitende Hautrötung rund um den Biss auf die bis zu einem halben Meter groß werden kann und rund zwei Tage bis 10 Wochen andauert. Auch grippale Symptome können als Begleiter auftreten sowie Nervenentzündungen, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und vieles mehr erklärte er weiters. Gegen diese Krankheit ist bisher keine Impfung auf dem Markt und Patienten werden im Frühstadium für rund drei Wochen mit Antibiotika behandelt während die Behandlung im Spätstadium hauptsächlich intravenös erfolgt. Wird die Zecke früh genug entfernt ist das Risiko einer Borreliose allerdings relativ niedrig beruhigte Fritsche alle Anwesenden nur ist es wichtig die Zecke beim rausziehen auf keinen Fall zu zerquetschen da die Erreger sonst übertragen werden können. Auch FSME und die relative seltene Ehrlichiose können von Zecken übertragen werden, beide sind aber heutzutage mit Antibiotika gut behandelbar. Abschließend stellte sich der Referent noch den Fragen des Publikums ehe er allen einen gesunden Sommer wünschte.
Univ. Prof. Dr. Dieter zur Nedden, der wissenschaftliche Leiter von Mini Med Tirol erklärte abschließend dass er bereits das Programm fürs kommende Wintersemester zusammengestellt habe. In diesem werden unter anderem die Themen Psyche, Blutdruck, Lungenerkrankungen sowie Hormone und Schilddrüse behandelt.

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