Kufstein & St. Johann gehen gemeinsame Wege in der Pflege

Freude über den Kooperationsvertrag zur neuen "Krankenpflegeschule Kufstein – St. Johann": Thomas Pollak, Rudi Puecher, Andreas Biechl, Paul Sieberer und Wolfgang Schoner (v.l.).
7Bilder
  • Freude über den Kooperationsvertrag zur neuen "Krankenpflegeschule Kufstein – St. Johann": Thomas Pollak, Rudi Puecher, Andreas Biechl, Paul Sieberer und Wolfgang Schoner (v.l.).
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KUFSTEIN/ST. JOHANN (nos). Bis vor vier Jahren war der Bezirk Kitzbühel ein "weißer Fleck" in der Pflegeausbildungslandschaft. Seit 2013 wird am Altenwohnheim Kitzbühel eine Pflegehelfer-Ausbildung angeboten. Mit einer Kooperation zwischen den Bezirkskrankenhäusern (BKH) Kufstein und St. Johann soll die Leerstelle nun Schritt für Schritt gefüllt werden.

In Kufstein besteht seit 1958 eine Pflegeschule, seitdem hat sich viel getan, zuletzt mit der Änderung des Krankenpflegegesetzes 2016. Dabei wurde die "alte" Pflegehelfer-Ausbildung zur einjährigen Pflegeassistenz-Ausbildung und die dreijährige Diplom-Krankenpflege zum Berufsbild "Krankenpfleger" mit Koppelung an eine Fachhochschuleausbildung mit Bachelor-Abschluss. Zudem wurde mit dem "Pflegefachassistenten" eine neue, zweijährige Ausbildung eingeführt. "Das Diplom kann nicht mehr ohne Anbindung an eine Fachhochschule angeboten werden", erklärt Andreas Biechl, Direktor der Krankenpflegeschule Kufstein und künftig Leiter der gemeinsamen Einrichtung. Um Diplomkräfte zu schulen, wurde eine Zusammenarbeit mit der Haller UMIT vereinbart. "Wir werden 2019 im Oktober mit der ersten FH-Ausbildung beginnen können", so Biechl.

Über den "Kirchturm" hinaus

Bis es in St. Johann so weit ist, müssen erst schrittweise die Voraussetzungen geschaffen werden. Ein erster ist der nun geschlossene Kooperationsvertrag der beiden BKH für eine gemeinsame "Krankenpflegeschule Kufstein – St. Johann". Damit sei die Kooperation "auf Schiene gebracht", wie die beiden Verbandsobmänner Rudi Puecher (Gemeindeverband BKH Kufstein) und Paul Sieberer (Gemeindeverband BKH St. Johann) am 25. Oktober berichten konnten. "2019 wird die Krankenpflegeschule ihre Tätigkeiten auf den Bezirk Kitzbühel, beziehungsweise auf das BKH St. Johann ausdehnen", so Puecher, "es ist einfach notwendig, mehr Pflegekräfte auszubilden."

"Uns wird vielfach vorgeworfen, dass wir nicht über die eigenen Kirchtürme hinaus denken", weiß der St. Johanner Obmann. In seinem Gemeindeverband fiel bereits 2012 die Entscheidung eine Krankenpflegeausbildung anzubieten, nach dem ersten kleinen Schritt in Kitzbühel sei nun "für uns ein langer Weg auf Schiene".

"Wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden, sondern können auf das Know-How aus Kufstein aufbauen!"

Paul Sieberer, Obmann BKH-Gemeindeverband St. Johann

"Wir sind bemüht, uns zu ergänzen, gerade in Zeiten in denen nicht jeder Alles haben kann, aber die Bevölkerung Alles erwartet", meint Sieberer, der St. Johann als "kleineren Partner" in der Kooperation sieht, wenngleich die beiden BKH im Kooperationsvertrag gleichberechtigt sind. Rechtsträger der neuen, erweiterten Schule wird allerdings der Kufsteiner Gemeindeverband sein, der mit dem St. Johanner Verband in einem eigenen, gleichmäßig besetzten Schulausschuss das Gesamtwerk beaufsichtigen wird und für die strategische und organisatorische Gesamtleitung verantwortlich zeichne.

Gemeinsame Schule, getrennte Neubauten

Ab 2019 soll ein erster Lehrgang in St. Johann starten, die "Pflegeassistenz"-Ausbildung werde dann künftig nur mehr dort stattfinden. Dies wiederum sei Teil einer "natürlichen Entwicklung", meint Sieberer, an deren Ende auch in St. Johann alle Pflegeberufsbilder angeboten werden sollen. 
Zuvor muss allerdings gebaut werden, und zwar sowohl in Kufstein, als auch in St. Johann, wo bereits der Architektenwettbewerb zum Neubau am BKH läuft. "Wir möchten den Wettbewerb noch heuer zu Ende bringen und nächstes Jahr bauen", erklärt Verbandsobmann Sieberer, "den Bau müssen wir sauber hinbekommen, dann können wir mit der Ausbildung starten." Es sei "wichtig, dass die Leute vor Ort sind", erklärt er. "Möglichst Wohnort-nah" soll die Pflegeausbildung angeboten werden, meint auch Kufsteins BKH-Verwaltungsdirektor Wolfgang Schoner. Darum bauen beide BKH eigene Pflegeschul-Standorte, anstatt einer gemeinsamen Schule. Das sei, besonders für ältere Interessierte eine zusätzliche Motivation und "auf jeden Fall ein Vorteil für die Bevölkerung", wie Pflegeschuldirektor Biechl beipflichtet.

Während man in Kufstein beim Pflegeschulneubau die Kosten auf rund 8 Millionen Euro schätzt, möchte man in St. Johann erst die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs abwarten, bevor man über die Kosten mutmaßt.
Kufsteins Verbandsobmann Rudi Puecher sieht mittlerweile auch einen Zeithorizont für den vor drei Jahren angekündigten Zubau ans BKH. 2018 soll nun mit den Detailplanungen begonnen werden können. Nicht nur die Verbandsgemeinden stellten sich bislang aufgrund der finanziellen Beiträge quer, auch habe sich der Bettenplan durch die Vorgabe des Landes für eine Ausweitung ambulanter Angebote und eine Rücknahme stationärer Betten geändert. "Wir müssen die Finanzierung garantieren und müssen auch auf die Vorgaben von Bund und Land Rücksicht nehmen, wir können ja nicht einfach irgend etwas bauen", so Puecher.

St. Johann plant mit der Hälfte

Zwischen 60 und 120 Bewerber zähle man jährlich an der Kufsteiner Pflegeschule für die maximal 30 angebotenen Plätze, erklärte Direktor Biechl. Zu den zehn Lehrkräften (in sieben Vollzeitstellen) kommen 40 bis 70 externe Referenten, je nachdem, welche weiteren Ausbildungen angeboten werden. Hier reicht die  Bandbreite vom Praxisanleiter über Gipsassistenz bis zur Sonderausbildung für psychiatrische Pflegekräfte. In Kufstein werden derzeit rund 150 Schüler in sechs Klassen unterrichtet – vier Diplomklassen und zwei zur Pflegeassistenz. Seit etwa sieben Jahren besteht darüber hinaus die Möglichkeit zum "Kombistudium", also einer Ausweitung der drei- auf eine dreieinhalbjährige Ausbildung die auch Pflegewissenschaften an der UMIT in Hall oder der "FH Gesundheit" in Innsbruck vorsieht und mit einem "Bachelor"-Grad abschließt.
Nach dem geplanten Betriebsbeginn zum Schuljahr 2019/20 mit einem Pflegeassistenz-Lehrgang sind in St. Johann dann drei Klassen mit etwa 75 Schülern geplant. Dort sollen später dann Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz angeboten werden sowie die genannten Zusatzausbildungen.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.