"Theater unterLand" holt Asylwerber ins Rampenlicht
BEZIRK (red). Das "Theater unterLand" rund um Obfrau Irene Turin bringt Asylwerber aus dem Bezirk Kufstein auf die Bühne. Unter dem Titel „fremd daheim. daheim fremd.“ verpacken die Jugendlichen ihre Eindrücke von kulturellen Unterschieden, Stereotypen und Vorurteilen in acht heitere, aber auch skurrile Szenen. „Theater hat ein immenses Potential, Sprache aber auch das Verständnis für andere Kulturen spielerisch zu vermitteln“, findet Turin. Aufführungstermine sind von 21. bis 23. Juni im Komma Wörgl sowie am 25. und 28. Juni in der VS Ellmau.
„Ich wollte mehr, als einfach nur Deutsch unterrichten. Mit der Freude am Spielen entwickeln die Jugendlichen ein ganz neues Selbstbewusstsein. Auf der Bühne wagen sie sich in Rollen aus ihnen fremden Kulturen, was freilich auch das Verständnis und den Respekt für diese fördert“, meint die pensionierte AHS-Lehrerin, die in der Tiroler Amateurtheaterszene seit Jahrzehnten immer wieder neue Akzente setzt.
Die insgesamt neun jungen Asylwerber stammen aus Afghanistan und sind zwischen 10 und 25 Jahre alt. Ihre Flucht führte sie von Afghanistan über den Iran und die Türkei bis nach Europa, wo sie schließlich in den Flüchtlingsunterkünften in Ellmau und Wörgl untergebracht wurden. Seit Jahren sind sie – egal wo sie sich befinden – nur eines: fremd.
„Was interessiert euch, was fällt euch auf, das anders ist?“ lautete die Ausgangsfrage für die gemeinsame Theaterarbeit. Als Themen nannten die sieben Jungs und zwei Mädchen das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Pünktlichkeit und Bildung. Nach ersten pantomimischen Übungen wurden über die Interessen der Teilnehmer schnell acht Szenen gefunden, deren Handlungen zum größten Teil auf den Ideen der Darsteller beruhen.
„War es anfangs absolut undenkbar, dass einer der Männer eine Frau mit Kopftuch spielt, sind die Perücken und Schals mittlerweile absolut begehrte Requisiten“, erzählt die Regisseurin. Wichtig war es, Vertrauen zu gewinnen und Hemmungen zu überwinden. Nach einigen Wochen blühten alle Darsteller auf und präsentieren sich jetzt souverän im Rampenlicht.
So offenbart eine emsige Tochter ihrem patriarchalischen Vater, dass sie studieren möchte, in einer anderen Szene will der der geldgieriger Vater seine Tochter als Ehefrau verkaufen, ein weiterer Ausschnitt zeigt, dass ein Schulbesuch gar nicht so selbstverständlich ist, wenn man sich die nötigen Bücher und Schuluniformen nicht leisten kann.
„Es ist spannend zu sehen, wie die Jugendlichen Dinge, die für uns ganz selbstverständlich sind – wie etwa Bildung – erleben und bewerten“, verrät Turin über die Aufführung.
Geholfen haben dabei freilich auch die Kostüme – der Kleiderladen des Roten Kreuz in Wörgl stellte den Neo-Schauspielern beispielsweise passende Kleidung zur Verfügung, Unterstützung gab es auch von der Stadtgemeinde und der Stadtbühne Wörgl.
Welche Szenen ein Happy End finden, gibt es am 21., 22. und 23. Juni im Komma in Wörgl (20 Uhr) bzw. am 25. Juni (20 Uhr) und 28. Juni (19 Uhr mit anschl. Platzkonzert) in der VS Ellmau zu sehen.
Kartenvorverkauf für Wörgl: im Komma, beim InfoEck, bei Bücher Zangerl & Papier Zangerl oder unter theaterunterland@gmx.at;
Kartenvorverkauf für Ellmau: TVB Wilder Kaiser (Ortsbüro Ellmau) oder unter theaterunterland@gmx.at.
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