Festspiele Erl wollen "mit voller Kraft voraus", investieren und planen Neues

"2016 steht eine eigene Familienvorstellung auf dem Programm"
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ERL (nos). Unter dem Motto "Mit voller Kraft ... voraus!" gehen die Tiroler Festspiele Erl in den Sommer 2016. Bei der Präsentation des Programms für den Juli 2016 sparten Hans Peter Haselsteiner und Gustav Kuhn nicht mit Visionen. Dass der Titel nicht ohne Grund gewählt wurde, bewiesen die beiden umgehend.

China Rück- und Ausblick

"Der Erfolg war durchschlagend, wir bekamen große Resonanz", freute sich Hans Peter Haselsteiner über das eben erst beendete Gastspiel der Festspiele im Reich der Mitte. Nicht nur die Aufführungen selbst waren für die Verantwortlichen dabei besonders erfreulich, sondern auch die Auszeichnung Gustav Kuhns als "Künstler des Jahres" durch das Beijing Music Festival. "es ist eine große Herausforderung und freude, dass wir wieder eingeladen sind", ergänzt Kuhn. Besonders spannend sei für ihn die Wagner-Zielgruppe in China – 30 bis 35 Jahre alt ist das Opernpublikum dort, "blutjung und fanatisch", wie Kuhn meint. Auch aus Hongkong gab es eine weitere Einladung zu einem Gastspiel.

Erl und die Flüchtlinge

"Wir haben unser Garagengebäude als Notunterkunft zur Verfügung gestellt", erklärte Haselsteiner den versammelten Freunden der Festspiele und nahm Kritikern und Unkenrufen den Wind aus den Segeln. "Wir hören immer wieder Stimmen, wir könnten im Winter nicht spielen weil Flüchtlinge hier wären oder unser Parkhaus stünde nicht zur Verfügung. All denen kann ich nur sagen: 'Hoit's die Goschn!'", fand Haselsteiner markige Worte. Eher überlegen die Festspiele in Erl untergebrachte Flüchtlinge, "das sind arme Hund", zu Proben einzuladen, um ihnen ein wenig Zerstreuung zu bieten "damit sie nicht nur das nackte Überleben haben". Platzprobleme werde es sicherlich keine geben, meinte Haselsteiner, "für jedes Auto stehen im Winter zwei Garagenplätze zur Verfügung", keiner müsse "Angst um seinen Nobelschlitten" haben. "Dass wir das gemacht haben, war für uns selbstverständlich, wir sind allesamt dem Land etwas schuldig, da ist es recht und billig hier zu helfen", meint Haselsteiner.

Neubau für Künstler

Sorgen bereite den Festspiele-Verantwortlichen auch die Unterbringungssituation ihrer eigenen Künstler. Rund 500 "Nomaden" zählen die Festspiele im Jahr, also Künstler die Während Proben und Aufführungen Quartiere in der Umgebung benötigen. Hier gebe es einen Mangel, erklärte Haselsteiner: "Wir haben ein veritables Problem sie alle unterzubringen." Auch im Umkreis, in der Unteren Schranne, dem Kaiserwinkl und dem benachbarten Bayern bekomme man nicht genügend freie Zimmer. "Wir nehmen den Hoteliers und den Vermietern, die sich angestrengt haben, nichts weg", so Haselsteiner. Den untätigen, die sich aufgrund des Mangels ausgeruht hätten allerdings schon, fügte er bei.
In der Nähe der "Blauen Quelle" werde deshalb eine – zweckgewidmete – Künstlerherberge mit rund 200 Betten entstehen, kündigten Haselsteiner und Kuhn an. Im März 2016 wolle man die Bebauungspläne einreichen, die Gemeinde habe eine Umwidmung des Grunds bereits zugesagt, der Baubeginn ist für April/Mai 2016 angesetzt, "es wird sich aber nicht ausgehen für nächstes Jahr", meinte Haselsteiner mit Blick auf eine Errichtungsdauer von etwa 16 Monaten. "Im Winter 2017 sollen die Künstler eine Herberge haben", freute sich Gustav Kuhn.

Neues in und an den Spielhäusern

Auch das Passionsspielhaus Erl darf sich über eine Investition freuen: 1,6 Millionen Euro stecken Passionsspielverein, Verein der Freunde der Festspiele sowie die Haselsteiner-Privatstiftung in eine Verbesserung der Sicherheit und der Beleuchtungsanlage. "Es ist zwar kein neues Haus, aber in der technischen Ausrüstung ab Sommer am Stand der Technik", so Haselsteiner.
Das Festspielhaus-Dach wird im kommenden Sommer wassergekühlt. Um der Gemeinde einen Versorgungsengpass zu ersparen, werde ein eigener Grundwasserbrunnen geschlagen und das Wasser dann aufs Dach gepumpt. Durch die Berieselung soll das Haus um vier bis fünf Grad Celsius heruntergekühlt werden können.

Das Programm und ein neuer, zweiter Aufhänger

Das Passionsspielhaus wird auch im Sommer 2016 wieder fleißig von den Festspielen bespielt, mit Tschaikowsky und Strauss (9.7.) und den vier Teilen des "Rings" (Rheingold 14.7., Walküre 15.7., Siegfried 16.7., Götterdämmerung 17.7.). Der "Ring" zieht bereits jetzt stark bei den Zuschauern: Am 10. November waren nur noch 35 Karten zu haben! Darum wird es auch in der Folge-Saison wieder einen Ring geben.
Gustav Kuhn sieht die Akustik des Festspielhauses "ideal für Belcanto", darum "stürzen wir uns nun auch auf Rossini", so der Maestro, "Rossini wird so zentral für uns ab jetzt wie Wagner!" Die "extremste Auseinandersetzung (Rossini gegenüber Wagner, musikalisch wie stimmlich) interessiert uns zutiefst", die Aufnahme von Rossini-Werken als zweites Aushängeschild neben Wagner sei ein logischer Weg seit dem ersten Einakter, der 2000 aufgeführt wurde. Am 8. und 22. Juli wird Gioacchino Rossinis "Guglielmo Tell" auf die Erler Bühne gebracht – auf italienisch, wie sich die Verantwortlichen nach längerem für und wider einigen konnten. "Die Festspiele brauchen ein zweites Charakteristikum neben Wagner", erklärte Hans Peter Haselsteiner. "Wir wollen Rossini nicht 'halt auch in irgendeiner Form' spielen", das passiere schon an genügend anderen Häusern. "Die Leute sollen bei Erl an Wagner, Rossini und umfangreiche Kammermusik denken", wünscht sich der Mäzen.
Zur Wiederaufnahme der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart (23., 28. und 30.7.) findet am 28. Juli eine Familienvorstellung statt. Dafür werden die Karten ermäßigt angeboten, 50 Euro auf allen Plätzen, Kinder bis zehn Jahre bekommen freien Eintritt, Jugendliche, Präsenz- und Zivildiener sowie Studierende unter 30 Jahren bezahlen nur 25 Euro.
"Wir wollen uns ein Publikum heranziehen, das sonst nicht in die Oper geht", erklärt Gustav Kuhn. Rossini und Mozart seinen leichter musikalisch verdaulich als etwa Wagner, gemeinsam bilde dies einen "geilen Gegensatz", so Kuhn.

Das komplette Programm und ale Infos finden Sie auf der Website der Tiroler Festspiele Erl.

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