Hilfe für Helfer durch Euregio-Projekt mit Rosenheimern

Klaus Ritzer, Walter J. Mayr, Johann Gstir, Manuel Diller und Barbara Schwendenmann (v.l.) zum Auftakt des Projekts in Kufstein.
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  • Klaus Ritzer, Walter J. Mayr, Johann Gstir, Manuel Diller und Barbara Schwendenmann (v.l.) zum Auftakt des Projekts in Kufstein.
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KUFSTEIN/BEZIRK (nos). Am Dienstag, dem 7. November, präsentierte "Euregio Inntal"-Präsident Walter J. Mayr gemeinsam mit den Projektpartnern die neue Initiative "Über Grenzen hinweg lernen". Dabei geht es um grenzüberschreitende Workshops im Landkreis Rosenheim und in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel für Ehrenamtliche, die sich in der Betreuung von Flüchtlingen und Asylwerbern engagieren. Ziel ist, die Freiwilligen in ihrer Arbeit zu unterstützen, vorallem auch mental, und mit den Workshops eine Art Legitimation zu schaffen, mit der die Ehrenamtlichen etwa auch gegenüber Behörden ein besseres "Standing" bekommen.

Als Trägerverein für das EU-geförderte Projekt fungiert der Wörgler Verein "Komm.unity", mit dabei sind auch das Bildungswerk Rosenheim, das Landratsamt Rosenheim (Abt "Soziale Angelegenheiten") sowie das Land Tirol.

Johann Gstir, Leiter des Bereichs Integration in der Abteilung Gesellschaft und Arbeit im Amt der Tiroler Landesregierung, ist seit vielen Jahren mit dem Thema befasst. "Es hat sich unter den Ehrenamtlichen eine gewisse Professionalität aufgebaut", weiß Gstir, wir haben Viele, die mit großem Engagement mit arbeiten. Allein über die TSD GmbH seien rund 800 Freiwillige als Helfer registriert, hinzu kommen Caritas, Diakonie oder Rotes Kreuz.
Im Herbst 2015 sei "eine breite Bewegung durch die Zivilgesellschaft gegangen". Zwar hätte sich ein Teil der damaligen Helfer mittlerweile wieder zurückgezogen, dennoch sei das Engagement auf freiwilliger Seite weiterhin sehr hoch: "Ich stelle in Tirol keinen massiven Schwund an ehrenamtlichem Engagement fest." Mit dem Euregio-Projekt soll nun "Begleitung, Betreuung und Weiterentwicklung" für die Helfer angeboten werden. "Unser Weg ist, die zu stärken, die damit zu tun haben", erklärt Gstir.
Auch auf neue Herausforderungen möchte man in den Workshops eingehen, denn "jetzt gibt es Leute, die bleiben dauerhaft hier, darin steckt auch eine Chance", so Gstir.

"Wir haben im Moment deutlich rückgängige Asylwerberzahlen!"

Johann Gstir, Bereichsleiter Integration, Abt. Gesellschaft & Arbeit

"Wo es Begegnung gibt", erklärt Gstir weiter, "ist die Ablehnung gegenüber Geflüchteten weitaus geringer. Die ablehnende Haltung ist dort am stärksten, wo es gar keine Flüchtlinge gibt." 

"Der Kern der Helfer ist geblieben", kann auch Manuel Diller vom Landratsamt Rosenheim berichten. Nun gelte es auch, diese zu schützen, etwa vor einem Burn-out. "Diese Menschen sind Leuchtfeuer in den Gemeinden und sie brauchen nicht nur Anerkennung, sondern auch Unterstützung!", weiß Diller, zuständig für soziale Angelegenheiten im bayrischen Landkreis. "Wir sind auf beiden Seiten der Grenze auf Ehrenamtliche angewiesen, nicht in der Versorgung, aber in der Betreuung und in Sachen Integration", weshalb nun versucht wird "etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen".
deshalb werde nun ein Lehrplan für die Workshops entwickelt.
Bereits seit 2014 werden vom Bildungswerk Rosenheim gemeinsam mit Partnern Ausbildungskurse für Flüchtlingshelfer angeboten, die Module wurden dabei immer wieder an die Gegebenheiten angepasst. Seit März 2014 werden Ehrenamtliche auch in ihrer Arbeit begleitet, wie Barbara Schwendenmann vom Bildungswerk ausführt. Rund 2.000 Ehrenamtliche zählt der Landkreis Rosenheim, etwa 500 bis 800 davon seien "stark aktiv".

Klaus Ritzer bildet mit seinem Verein "komm.unity" gemeinsam mit dem Bildungswerk Rosenheim "die operative Klammer" des Workshop-Projekts. "Heute wollen wir uns ganz explizit Know-How abholen", erklärt der Wörgler im Vorfeld des Projektauftakts. Hauptthema des Treffens im Kufsteiner Rathaus war die Frage: "Was brauchen die Ehrenamtlichen?". 

"Das Projekt hat keinen Anspruch die Gesellschaft zu verändern. Natürlich macht es einen Unterscheid, ob Menschen mit Neuem konfrontiert werden, oder nur etwas gut finden müssen. Faktisch ist der Bevölkerung – weder in Österreich, noch in Deutschland – nichts weggenommen worden. Es wurden keine Steuern erhöht und keine Ausgaben gesenkt, um die Flüchtlingshilfe zu finanzieren", erklärt Diller. "Wir hoffen, dass sich langsam eine Breitenwirkung einstellt. Erfolgreich sind solche Gesellschaften, die Zuzug und Austausch pflegen", meint Gstir.
Euregio-Präsident Walter J. Mayr erinnerte daran, dass allein in der Stadt Kufstein zwischen 1945 und 1952 rund 6.000 Kriegsflüchtlinge in einem Lager lebten und dass die Jahrzehntelange Vernachlässigung Afrikas durch die Industriestaaten zur aktuellen Misere stark beitrage.

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