Münster plant Gemeindezentrum um 6,5 Millionen Euro

Die Habacher Anrainer hatten wenig Verständnis für die Prioritäten der Gemeinde Münster.
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MÜNSTER (nos). Viel zu berichten hatte Bürgermeister Werner Entner am 1. August bei der Gemeindeversammlung im Turnsaal der Volksschule. Dass Einiges davon auch den Münsterern unter den Nägeln brennt, ließ sich an der Teilnehmerzahl erkennen: die Gemeinde konnte sich über ein "volles Haus" freuen.

Insgesamt 14 Punkte nahm sich Entner für seine Präsentation vor, berichtete über die Finanzlage der Gemeinde, die Situation der Wasserversorgung und des Freischwimmbads, die Kompostieranlage, Bevölkerungsentwicklung und einiges mehr. Die zentralen Punkte, die auch die meisten Zuhörer zur Versammlung bewegten, waren die Erweiterung des Rehabilitationszentrums und die Pläne für den Neubau des Gemeindezentrums im Dorfkern.

Reha wächst weiter

Das Reha-Zentrum (RZ) Münster ist nicht nur ein finanzieller Segen für die Gemeinde. Seitdem die Anlage in Betrieb ging, stiegen die Kommunalsteuereinnahmen in Münster stetig an. Nicht nur das RZ selbst sorgt für mehr Geld im Dorf, auch zahlreiche Betriebe konnten direkt oder indirekt profitieren. "Wir sind laut dem aktuellen Gemeindefinanzbericht die neuntreichste Gemeinde in ganz Tirol", freute sich der Bürgermeister über den "sensationellen Wert". Mit rund 6,9 Millionen Euro Jahresbudget (Stand 2015) lassen sich infrastrukturelle Maßnahmen ebenso leichter umsetzen, wie diverse Förderungen für Vereine, Institutionen und Familien. Mit den Transferleistungen von Bund und Land zeigt sich die Gemeinde allerdings nicht zufrieden: Seit 1990 stiegen die Ausgaben um 554 Prozent, die Einnahmen allerdings nur um 433 Prozent, trotz RZ.
Nachdem die Eigentümerschaft des RZ in eine Holding umgewandelt wurde, plant der Betreiber nun einen weiteren, stetigen Ausbau. In naher Zukunft sollen 50 weitere Plätze am RZ Münster entstehen, damit gibt es dann 300. Mittelfristig sollen es 400 bis 500 Reha-Betten in Münster werden, so Entner. Die Patienten und Gäste sorgen nicht nur für Belebung im Dorf, sondern auch für Umsatz.

Dorfzentrum "neu"

Um den Bürgern und RZ-Gästen entsprechend entgegenzukommen und die gesetzlichen Bestimmungen zur Barrierefreiheit zu erreichen, braucht Münsters Gemeindeamt einen Neubau. Dieser soll nur wenige dutzend Meter vom aktuellen Standort entfernt entstehen. Insgesamt drei Baukörper planen Gemeinde und "DinA4"-Architekten im Ortskern: Ein modernes Gemeindeamt inklusive Flächen und Büros für die Ortschronisten, einen neuen Musikpavillon und ein Mehrzwecksaal mit Bühne, Garderoben, Küche und Schank. Verbunden werden sollen die Teile oberirdisch durch laubenartige, überdachte Wandelgänge sowie unterirdisch durch eine Tiefgarage und Lagerräume. So entstehen auch zusätzliche Parkmöglichkeiten im Dorf, die sind nämlich Mangelware und werden oft von Dauerparkern blockiert, weshalb die Gemeinde laut über eine Parkraumbewirtschaftung nachdenkt.
In dieser Woche (KW32) trifft sich die Gemeindeführung mit Architekten und Vereinen, um in die Detailplanungen des Projekts zu gehen, so Entner. Dabei soll unter anderem auch geklärt werden, ob die Freifläche zwischen den Baukörpern bzw. den Laubengängen, der Platz vor dem neuen Musikpavillon, mit einer mobilen Überdachung ausgestattet werden soll. Als Vorbild dafür dient ein ähnliches Projekt in Mils, das von den selben Architekten geplant und von der Gemeindeführung bereits in Augenschein genommen wurde. Allerdings will Münster das gesamte neue Zentrum selbst betreiben, auch Küche und Schank im Mehrzwecksaal sollen nicht verpachtet, sondern bei Veranstaltungen von den Vereinen betrieben werden.
6,5 Millionen Euro will Münster für den Neubau in die Hand nehmen, das Auftragsvolumen sei auf diese Summe gedeckelt, erklärte der Bürgermeister: "Die Hauptaussage ist: Münster kann es sich leisten!"

Dass es einigen Bürgern nach einen Unterschied zwischen "leisten können" und "leisten wollen" gibt, zeigte sich in der anschließenden Diskussion. Während Einige ihre Einwände gegen die geplanten Flachdächer artikulierten, fühlten sich die Bewohner des an Kramsach grenzenden Ortsteils Habach "einmal mehr übergangen". Dort warte man seit 1985 auf einen versprochenen Gehsteig, die Wasserleitung sei gefährlich, da sie aus Eternit bestehe und bei Starkregen sei der namensgebende Habach eine große Gefahr. "Wir brauchen einen Bachverbau, beim letzten Mal hatten wir Glück, dass der Habach nach Kramsach ausbrach", meinte ein Anrainer. Zudem "trauen sich die Alten nicht mehr über die Straße", da an der Landesstraße der Gehsteig fehle und keine Verkehrsberuhigung spürbar sei.
Zu allem Überfluss finden sich genau in jenem Ortsteil auch die vom Wasserverband Mittleres Unterinntal (Pill/Vomp bis Reith/Kramsach) geplanten Retentionsflächen für den Hochwasserfall. Hierzu berichtete Entner, dass seit Ostern diesen Jahres keine Verbandssitzung mehr stattgefunden habe. Er gehe zudem davon aus, dass bis zu den Landtagswahlen auch keine stattfinden werde: "Die trauen sich nicht". Für einen Verbau des Habachs wäre außerdem die Wildbach- und Lawinenverbauung des Landes zuständig. Diese sähe, so Entner, "in Habach keine Menschenleben in Gefahr", weshalb dort keine Priorität herrsche. Der Bürgermeister gab weiters zu bedenken, dass ein Projekt an diesem Gewässer wohl eine Renaturierung nach sich ziehe und der aktuell stark kanalisierte Habach dann als Mäander geführt würde. "Das verschlingt dann etliche Hektar an Grund" meinte Entner.
Die Habacher forderten – nicht zum ersten Mal – eine Pumpe, um im Hochwasserfall ihre Gründe trocken zu legen, was laut Gemeinde in dieser Form nicht möglich sei: "Dafür bräuchten wir dutzende Pumpen", retournierte Entner. "Für das Gemeindezentrum hast du über sechs Millioenn und für uns nicht einmal 50.000 Euro", meinte eine Anrainerin. Bürgermeister Eentner versprach den Anrainern der Siedlung ein Treffen mit Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung, eventuell in Form einer Ortsteilversammlung. "In der Gemeinde Münster wird es nicht am Geld scheitern", so Entner, "aber die Gemeinde darf hier nicht planen, es ist eine Rote Zone".

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