Projekt Marjam lässt Freundschaften im Tiroler Unterland entstehen

Patin Julia Sevenich, Zohra Estiri und Isabella Ortner (v.l.). | Foto: Eberharter
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BEZIRK (be). Wie funktioniert Österreich? Welche Beratungseinrichtungen für Frauen gibt es in Tirol? Das Projekt "Marjam" soll dazu beitragen, dass geflüchtete Frauen sich besser integrieren können. Bei Julia Sevenich und Zohra Estiri funktioniert das bestens.
Julia ist seit 30 Jahren in Tirol und ist erfolgreiche Weinjournalistin. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie schwierig es ist, in einem anderen Land Fuß zu fassen, denn ihre ursprüngliche Heimat ist die USA. Als sie vom Projekt „Marjam“ hörte, stand für sie fest, dass sie sich dabei engagieren will. Bei ihrem ersten Besuch im Begegnungscafe in Kufstein kam die Iranerin Zohra auf sie zu und es war klar: die Beiden haben sich gesucht und gefunden.
Julia wurde Zohras Patin und seither haben die beiden einen regen Austausch. Obwohl Julia beruflich viel in der ganzen Welt unterwegs ist, versuchen die Frauen, sich einmal wöchentlich zu treffen. Dabei werden gemeinsame Unternehmungen gestartet, manchmal mit der ganzen Familie. Sie kochen zusammen, dabei erfährt Julia viel über die iranische Küche und Zohra über die österreichischen Spezialitäten. Vor allem aber gehen sie regelmäßig zum Laufen.

Aus Patenschaft wurde Freundschaft

Zohra war Lehrerin im Iran, ihr Mann war Leiter eines größeren Unternehmens. Vor einigen Jahren erklärte man ihr, dass sie in der Schule nicht mehr gebraucht würde. Unterkriegen ließ sich die Mutter von zwei Kindern allerdings nicht und so organisierte sie von daheim aus eine Produktion von Taschen. Genäht wurden diese von Frauen, deren Schicksal es ebenfalls war, daheim zu sitzen und zu warten. Schließlich verlor auch ihr Mann die Arbeit und das war der Zeitpunkt, dass sie beschlossen aus ihrer Heimat zu flüchten.
Julia ist nicht mehr nur Patin von Zohra, die beiden sind Freundinnen geworden. Stolz erzählte Zohra von der Taufe, die sie und ihre Familie nun endlich erhalten konnten, denn sie sind Christen und konnten ihren Glauben im Iran nicht leben. Ihre Buben haben sich für die Taufe einen christlichen Namen aussuchen dürfen und wollen seither nur mehr damit angesprochen werden.
Obwohl die Eltern und Geschwister weiterhin im Iran leben, steht für Zohra und ihre Familie fest, dass sie sich in Österreich eine Zukunft aufbauen wollen. Zohra ist dankbar für alles und sie engagiert sich bereits bei karitativen Einrichtungen.
„Viele Patinnen haben selbst Migrationshintergrund“, erzählt Isabella Ortner vom Freiwilligenzentrum Tiroler Unterland. Üblicherweise geht es darum, dass die Patin bei behördlichen Dingen unterstützt und dass man den geflüchteten Frauen zeigt, wie man hier in Österreich lebt und handelt. Das Projekt dauert in der Regel sechs Monate, doch nicht selten werden daraus Freundschaften, die das Leben der Familien bereichern. Wer sich für eine Patenschaft interessiert, kann sich direkt mit der Koordinatorin Isabella Ortner in Verbindung setzen. Tel.: 0650-4301151.

Patin Julia Sevenich, Zohra Estiri und Isabella Ortner (v.l.). | Foto: Eberharter
Gemeinsam rodeln – das hat allen Spaß bereitet. | Foto: Eberharter
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