Thierseerin wird Tagesmutter aus Leidenschaft

THIERSEE (bfl/red). Mit Sonja Praschberger hat Thiersee eine neue Tagesmutter gewonnen, die nach rund 15 Jahren ihre Arbeit als Abteilungs- und Marktleiterin für ihren Traumberuf aufgegeben hat. Sie hat sich zur Tagesmutter ausbilden lassen, weil die Arbeit mit Kindern ihrem Berufswunsch entspricht. Die 35-Jährige traf damit eine unübliche Berufsentscheidung für Tagesmütter, da die meisten ihre eignen Kinder zuhause betreuen möchten und über die pädagogische Tätigkeit Beruf und Familie verbinden können.

Der Berufung gefolgt
Die Leidenschaft für die Kinderbetreuung wurde Praschberger dabei fast in die Wiege gelegt. Bereits als junges Mädchen war es – als älteste von fünf Kindern – ihre Aufgabe auf die Geschwister zu achten. Die Verantwortung übernahm Sonja dabei mit Freude und Stolz. Früher hatte die Familie auch eine kleine Jausenstation beim Hof, da sich das Haus bei einem Berg befindet. Der Fankhauser Hof wird bereits in der vierten Generation bewirtschaftet und auch heute wohnt Sonja in Thiersee noch sehr traditionell, nur wenige Schritte vom Elternhof entfernt in einem eigenen Haus.
Sonja arbeitete 15 Jahre im Sparmarkt des Dorfes, in welchem sie Abteilungsleiterin und später Marktleiterin war. In ihrer Freizeit betreute sie stets die Kinder ihrer Geschwister und Cousinen. Schlussendlich entschied sie sich, die pädagogische Arbeit zum Beruf zu machen. Ihre Wahl fiel dabei auf die Qualifikation "Tagesmutter", da hier auf die Persönlichkeit und Bedürfnisse des Kindes individuell eingegangen werden kann und die Betreuungsform familiennah ist: maximal vier Kinder werden in der Gruppe betreut.

Die Atmosphäre einer Großfamilie
Ihre Kunden im Spar zeigten sich überrascht: „Als Tagesmutter braucht man eine Ausbildung?" Hartnäckig hält sich das Gerücht, Kinder würden bei einer Tagesmutter einfach „nebenbei mitgenommen“, im Alltag einer Hausfrau.
Sonja absolvierte die dreimonatige Ausbildung zur Tagesmutter in Innsbruck und beschäftigte sich intensiv mit Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Kommunikation, Erster Hilfe und der professionellen Rolle als Tagesmutter. Im Dezember 2016 konnte sie die Ausbildung erfolgreich abschließen.
„Aus meiner Geschichte weiß ich, wie schön es ist, mit mehreren Kindern aufzuwachsen, sich aufgehoben zu fühlen", sagt die frischgebackene Tagesmutter. "Den Kindern heute die Atmosphäre der Großfamilie, wie sie bei uns hier im Hofensemble besteht, weiterzugeben, bietet sicherlich viel Wärme, Beständigkeit und auch einen guten Bezug zur Natur."
Heute kann Sonja den Kindern ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Mit regelmäßigen Fortbildungen, Erfahrungsaustausch und Supervisionen ermöglicht ihr Arbeitgeber, der Verein Aktion Tagesmütter, professionelles, pädagogisches Arbeiten. An ihre persönliche Erfahrung konnte sie in der Ausbildung zur Tagesmutter anknüpfen. Und Kinder sind jetzt ihr Beruf.