"Vergessene" Kindergartengebühren: Nachzahlung erst ab Jahr 2014/15
Von der Stadt Wörgl neun Jahre lang "vergessene" Kindergartengebühren müssen lediglich ab dem Jahr 2014/15 nachgezahlt werden.
WÖRGL (mel). Eine unfreiwillige Form von Gratiskindergarten gab es in den vergangenen neun Jahren in Wörgl. Die Stadt hatte es schlichtweg vergessen, die Gebühren für den Ganztageskindergarten einzuheben. Aufgefallen ist das Missgeschick bei der Vorschreibung der Kindergartengebühren am Berger-Kindergarten. Dort machte ein Mitarbeiter darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmen könne.
Kostenstelle nicht existent
"Gemeinsam mit unserer Finanzdirektorin bin ich dem Ganzen sofort auf den Grund gegangen", so Bgm. Hedi Wechner. Bei den Nachforschungen stellte sich heraus, dass die Kindergarten-Ganztagestarife (aktuell 127 Euro pro Monat) von der Stadt neun Jahre lang nicht vorgeschrieben wurden. Die Halbtageskinder wurden jedoch normal abgerechnet.
Es sei ein "erklecklicher Betrag", der der Stadt laut Bgm. Hedi Wechner durch diesen Verwaltungsfehler entgangen sei, in Summe handelt es sich um 200.000 Euro. "Wenn man die Budgets von 2007 bis heute anschaut, entspricht diese Summe aber nur 0,09 Prozent des Gesamthaushalts", so Wechner.
Und da die Kostenstelle schlichtweg nicht existiert hat, seien auch niemandem die fehlenden Eingänge aufgefallen. Auch dem Rechnungshof, der 2013 die Stadt Wörgl prüfte, dürfte das folgenschwere Missgeschick entgangen sein.
Keine Vertuschung sondern Schutz des Mitarbeiters
Warum die Causa im Gemeinderat zunächst nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wurde, erklärt die Bürgermeisterin folgendermaßen: "Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Ich will hier niemanden kreuzigen, zumal es sich bei dieser Person um einen äußerst sorgfältigen Mitarbeiter handelt."
Schadensersatzforderungen brauchen die betroffenen Eltern aber keine befürchten: "Der Fehler liegt klar bei uns. Wir werden lediglich die Gebühren ab dem Jahr 2014/15 einheben", sagt Wechner. Die Stadt bietet diesbezüglich auch Einzelgespräche für die betroffenen Eltern an.
Zudem werde man in Zukunft einheitlichere Formulare sowie eine zusätzliche Stelle im Controlling schaffen. Derzeit besuchen etwa 330 Kinder die Wörgler Kindergärten, davon nutzen 40-50 das Ganztagesangebot.
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