Wirtschaftsbund auf Tour: Kitz und Kufstein im Blick

WB-Landesobmann NR Franz Hörl, LA Barbara Schwaighofer (Bezirksobfrau KU), Landesgeschäftsführerin Daniela Kampfl, NR Josef Lettenbichler und Peter Seiwald (Bezirksobmann KB, v.l.)
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BEZIRK (nos). Der Tiroler Wirtschaftsbund (WB) ist auf "Sommertour" und gab in Itter einen Abriss zum aktuellen "Stand der Dinge" aus Sicht der Unternehmervertretung für die Bezirke Kitzbühel und Kufstein. Neben den Bezirksobleuten LA Barbara Schwaighofer (Kufstein) und Peter Seiwald (Kitzbühel) waren auch Landesobmann NR Franz Hörl und NR Josef Lettenbichler bei der wirtschaftspolitischen Standortbestimmung dabei.

Seiwald zur Lage in Kitzbühel

"Wir sind die echte Arbeitgeber- und Unternehmervertretung in Tirol", stellte Seiwald mit Blick auf "irgendwelche amerikanischen Netzwerke" klar, die im Bezirk derzeit auf Mitgliederaquise gehen.
Im Bezirk Kitzbühel sei die Stimmung "ausgezeichnet", die Konjunktur brumme, besonders Handwerksbetriebe freuen sich über volle Auftragsbücher, so der WB-Bezirksobmann. Die Arbeitslosenquote sei im Mai um 23,7 Prozent gesunken, das ist der stärkste Rückgang in Tirol. Rund 5.000 Unternehmer und beinah 25.000 unselbständig Beschäftigte zählt KB aktuell. Dagegen hätten "nur" 1.203 Personen im Bezirk keinen Job, sind also arbeitslos gemeldet.
Um dem vielzitierten Fachkräftemangel entgegen zu wirken will der WB in Kitzbühel nach "konkreten Verhandlungen mit Innsbruck" nächste Schritte unternehmen: Um die Flexibilität von Arbeitskräften zu erhöhen, denke man an die Einrichtung von "Personalhäusern, die für Gewerbe da sind". Gerade touristische Betriebe, die keine Nachfolger finden, könnten in Kooperation mehrerer Unternehmer für deren Belegschaft adaptiert werden, meint Seiwald. Auch möchte man Menschen in Teilzeitbeschäftigung "mehr Arbeit ermöglichen", wofür es auch mehr Kinderbetreuungsplätze brauche und der WB deshalb "betriebsübergreifende Kindergärten" schaffen möchte. Vorbild sei die Pletzer-Gruppe, dann könnten arbeitstätige Mütter ihren Nachwuchs auch "am Abend mal in Betreuung geben und arbeiten".
"Wir müssen schauen, dass die Leute mobil werden beziehungsweise mobil bleiben", findet Seiwald und mache sich deshalb für einen Ausbau von Busverbindungen, etwa "für Lehrlinge zwischen Kössen und St. Johann" stark. Sowohl für Arbeitnehmer als auch aus touristischer Sicht könne er sich auch die Einbindung von Bussen im "Werksverkehr" vorstellen.

Schwaighofer zur Lage in Kufstein

"Die Arbeitszeitflexibilisierung ist mir ganz wichtig, weil ich auch Frauensprecherin bin", meinte LA Barbara Schwaighofer. Dieses Reizthema schalge ihr auch bei Betriebsbesuchen entgegen, es gäbe eine große Verunsicherung und abnehmendes gegenseitiges Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Belegschaft. "Wir haben hier viel zu verlieren, nämlich die gelebte Sozialpartnerschaft", meint die Kufsteiner WB-Bezirksobfrau, "Fakt ist, der 12-Stunden-Tag bedeutet keine Mehrarbeit."
Das große Thema der kommenden Jahre sei für sie die Betriebsübergabe. Dies träfe bald rund 27 Prozent der Unternehmen in Tirol mit etwa 65.000 Beschäftigten.
Im Bezirk Kufstein sank die Arbeitslosenquote um 19 Prozent im Mai. Im Bälde erwarte man rund 400 freie Lehrstellen im Bezirk, in den etwa 600 Lehrbetrieben würden aktuell 1.648 Lehrlinge ausgebildet.

Lettenbichler: "Klimapolitik wird eine andere sein"

VP-Nationalrat und Energiesprecher der Fraktion Josef Lettenbichler hat sich Klimastrategie udn Klimapolitik auf die Fahnen geschrieben. "Dieser Regierung ist es ernst mit dem Klimaschutz", meint der Mandatar. Nicht durch Verbote, sondern durch Anreize wolle man die Klimaziele erreichen. Die "Treffsicherheit der Förderungen" solle erhöht werden, ebenso die Quote erneuerbarer Energien im Stromverbrauch. Bis 2030 wolle man komplett auf fossile Energieträger verzichten können, wofür auch das "bestehende Wasserkraftpotenzial in Tirol um 15 Prozent erhöht" werden solle. Photovoltaik-Anteile möchte er verzehnfacht sehen. "Wir sind bemüht das Energiegesetz völlig neu aufzusetzen", sagt Lettenbichler. Die "Eigenstromsteuer", die bei der Produktion ab über 25.000 KW/h anfalle, solle beseitigt werden. Auch der Verfassungsausschuss des Parlaments verspreche eine "Deregulierung" für die Wirtschaft, besonders durch die von BM Moser angekündigte Streichung beinah 2.500 Vorschriften, Verordnungen und Gesetzen. "Du musst auch mal den Keller ausräumen, wenn du ihn neu einrichten willst", so Lettenbichler.
Weiter vorantreiben will er – wie bereits vor etwa zwei Wochen angekündigt – den Aubau von Elektro-, Wasserstoff und Gastankstellen. Er gab auch zu, die VP sei selbst "nicht unschuldig daran gewesen, dass hier in der letzten Regierung nichts mehr weitergegangen ist."

Hörl: "Die sollen nicht so empfindlich tun"

Sehr zufrieden mit der Bilanz des WB zeigte sich Landesobmann Franz Hörl. In der VP-Fraktion im Nationalrat sei man stark vertreten, im Landtag ebenso, beide Regierungsprogramme seien "relativ unaufgeregt", der "Bund ist einfach ein Traum".
"Speed kills eben nit", meinte Hörl in Anspielung auf VP-Altmeister Andreas Kohl. Vieles sei passiert zur Vereinfachung der Gewerbeordnung, für "ganz wichtige Projekte" sei ein "Standortsicherungsgesetz" in Arbeit, der "Familienbonus Plus" komme "den Leistungsträgern zugute", immerhin bezahlen diese ja Steuern, so Hörl, und zum Thema "Betriebsbeauftragte" meinte er, man werde prüfen was von EU-Seite her als Mindestmaß verlangt werde und "der Rest kommt weg!" Hörl glaubt auch, dass "für viele Mindestsicherungsbezieher" Arbeit ein "Einkommensverlust" sei.

"Bei der Arbeitszeitflexibilisierung geht es nicht darum Überstunden oder Kosten zu sparen", so Hörl, "das ist alles eine Lüge! Die Leute können das auch ablehnen, die freiwilligkeit kommt noch ins Gesetz: Wir tun nur das, was die reale Arbeitswelt abbildet." Zudem werde bei den Kollektivverträgen in den nächsten Verhandlungen nachgearbeitet, kündigt der Gerloser an. In Richtung Gewerkschaften und SPÖ-Opposition meint er: "Die sollen nicht so empfindlich tun, die wollten ja keine Einigung mehr, als sie die sechste Urlaubswoche forderten. Das hätte zu viel Geld gekostet!" Hörl meint: "Die Sozialpartnerschaft muss sich neu erfinden, die ist es auch wert behalten zu werden."

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