Millionenschaden durch Krypto-Betrug: Hausdurchsuchung in Kufstein

Noch bis vor kurzem residierte das Kufsteiner Unternehmen im Festungsstädter Finanzamt.
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WIEN/BEZIRK (nos). Mindestens zwei Sachverhaltsdarstellungen, eine der Finanzmarktaufsicht und eine der Wiener Rechtsanwaltskanzel "Lansky, Ganzger & Partner", gingen im Februar und März bei der Staatsanwaltschaft (StA) Wien ein. Mittlerweile ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen insgesamt sieben Beschuldigte sowie unbekannte Täter wegen des Verdachts des gewerbsmäßig schweren Betruges (§§ 146, 147 Abs 3, 148 Fall 2 StGB), Ketten- oder Pyramidenspieles (§ 168a Abs 1 und 2) sowie des Vergehens nach § 15 KMG ("Verstoß gegen die Prospektpflicht"). Die Spur der Ermittler soll dabei auch nach Kufstein führen. Nationalen und Internationalen Medienberichten zufolge sollen bis zu 10.000 Personen geschädigt worden sein, um Bitcoins im Wert von bis zu 115 Millionen U$-Dollar.

Im Fokus der Fahnder steht "Optioment", eine Art Fonds für Kryptowährungen. Das Produkt wurde im Internet beworben und bot laut Website Investoren Renditen von bis zu vier Prozent wöchentlich, wenn sie ihr Investment zwei Jahre lang an den Fonds binden würden. In Niederösterreich fand dazu auch eine Werbeveranstaltung in der "Pyramide Vösendorf" statt. Wenig später war die Website offline und das Geld offenbar verschwunden, wie "Die Presse", "der Standard" und "Bloomberg" berichteten. Der Vorfall fand als "Austrian Bitcoin Scam" auch Einzug in die internationale Medienlandschaft.

Kufsteiner im Visier

170 Geschädigte hatten sich bisher allein bei der Wiener Kanzlei "Lansky, Ganzger & Partner" gemeldet, 70 Mandanten vertritt Anwalt Ronald Frankl in diesem Fall. "Hier geht es darum, dass eine Art Finanzprodukt auf der Basis von Bitcoin angeboten wurde. Den Interessenten wurden Renditen von 1,5 Prozent bei sechsmonatiger, 2 Prozent bei einjähriger und als Aktion 4 Prozent bei zweijähriger Bindung offeriert – und zwar wöchentlich! Das wären 208 Prozent pro Jahr", erklärt Frankl gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN. "Das sollte so funktionieren, dass die Kunden wöchentlich ausbezahlt würden, einen Teil aber re-investieren sollten. Hinter 'Optioment' sollte ein sogenannter 'Bot' stehen, der diese Margen erwirtschaften sollte."
Bei den eigenen Recherchen im Zuge der Sachverhaltsdarstellung an die StA Wien stellte die Kanzlei fest, dass die Spur des "verschwundenen" Produkts wohl nach Tirol und in den Bezirk Kufstein führen dürfte. Ein Mitbegründer eines heimischen, auf Kryptowährungen spezialisierten Unternehmens, soll ihrer Ansicht nach "eine relevante Rolle" bei "Optioment" spielen. Auf einschlägigen Websites und Foren wird Christopher R. als "Designer" des Produkts identifiziert. Ob "Optioment" der hiesigen GmbH zurechenbar sei, könnte noch nicht gesagt werden. "Das Ganze hat absolut Aspekte eines Schneeballsystems", erklärt Frankl weiter.

Hausdurchsuchung in Kufstein

Albert Sperl, Marketingleiter des betreffenden Unternehmens, erklärt auf Anfrage der BEZRISKBLÄTTER, Christopher R. habe "seine Anteile an die drei Geschäftsführer verkauft und hält keinerlei Anteile mehr". Eine Verbindung zur Causa "Optioment" stellt das Unternehmen klar in Abrede, nun kam es am 12. April zu einer Hausdurchsuchung in Kufstein, wie eine Sprecherin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN bestätigt, "im Rahmen des Verfahrens betreffend 'Optioment'. Grund war, dass es Hinweise gab, dass 'Optioment' Dienste dieses Unternehmens als Schnittstelle für die Zahlungsabwicklung verwendete", so die Staatsanwältin, "wir ermitteln gegen insgesamt sieben natürliche Personen und gegen unbekannte Täter."

Das Unternehmen "wurde im November 2015 als 'Online-Exchange' in Kufstein gegründet", erklärt Sperl, "schnell wuchs der Kundenstock auf über 4.000 Kunden aus mehreren europäischen Ländern an. Momentan haben wir 30.000 registrierte User auf unserer Homepage und circa 90.000 monatliche Transaktionen an unseren Terminals, ", so Sperl.

R. "war einer der Gründer und maßgeblich am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Seit Beginn dieses Jahres widmet er sich allerdings anderen Projekten", erklärt Sperl weiter, "natürlich sieht man sich aber noch hin und wieder auf Messen im Ausland oder er besucht uns in einem unserer Büros, schließlich war das Unternehmen ja sein 'Baby'."

Es gilt die Unschuldsvermutung.

Noch bis vor kurzem residierte das Kufsteiner Unternehmen im Festungsstädter Finanzamt.
Ronald Frankl, Anwalt der Kanzlei "Lansky, Garzger & Partner", vertritt etwa 70 Geschädigte in Sachen "Optioment". | Foto: LGP
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