"Wellness für Alle" – Wörgler "Wave" steckte 900.000 Euro in neue Anlage

Andreas Ramsauer im Sportbereich des "Wave", am Eingang zu "Bathai".
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WÖRGL (nos). "Nicht die zweihundertste alpine Wellness, sondern etwas ganz Anderes", hatte "Wave"-GF Andreas Ramsauer im Sinn. Ein riesiger handgeschnitzter Torbogen ziert seit Kurzem die Sportschwimmhalle in den "Wörgler Wasserwelten". Von dort geht es nun in die neueste Attraktion des "Wave": "Bathai" – ein Kunstwort aus bath und thai – lautet der Name der Entspannungsoase, die vor rund einer Woche in den Probebetrieb ging. 900.000 Euro steckte das "Wave" in den Um- und Ausbau, 700.000 Euro kamen dabei von einem der Gesellschafter des Bads, dem Tourismusverband "Ferienregion Hohe Salve" (TVB Hohe Salve). "Kein Pagoden-Kitsch", verspricht der Geschäftsführer.

Kleine Handwerksbetriebe, vornehmlich aus Thailand, kümmerten sich um die zahlreichen Blickfänge im "Bathai". "Das wäre ohne unsere direkten Kontakte sicherlich nicht möglich gewesen", erklärt "Wave"-GF und Globetrotter Andreas Ramsauer. Zwar habe man die thailändische Bürokratie etwas unterschätzt – für die Ausfuhr einer Buddha-Statue braucht's etwa eine eigene Lizenz und Belehrung – dafür habe man aber authentische Kunstgegenstände zu leistbaren Preisen bekommen. "Allein der handgeschnitzte Torbogen hätte hier bei uns 60.000 Euro gekostet, wir haben mehrere Kostenvoranschläge eingeholt", so Ramsauer. In Thailand habe man 4.000 Euro bezahlt, "ein fairer Preis", meint Ramsauer, "da haben wir nicht verhandelt". Allerdings sei auch auf die heimische Wirtschaft besonderer Wert gelegt worden: "Nur die Dinge, von denen wir wussten, dass wie sie hier nicht bekommen, haben wir in Südostasien gekauft. Die Wandverkleidungen oder Sitzbänke sind etwa alle aus Tiroler Fichte."
Für die gesamte Ausstattung aus Thailand nahm man im "Wave" 45.000 Euro in die Hand, der Gesamtumbau verschlang 900.000 Euro. Der Hauptanteil, satte 700.000 Euro, steuerte der TVB Hohe Salve bei, obwohl die anderen Gesellschafter (Stadtwerke Wörgl, Stadtgemeinde) kein Geld locker machen wollten. "Der TVB hat die Notwendigkeit erkannt", so Ramsauer, "wir könnten solche Projekte niemals umsetzen, wenn wir nicht solche Partner hätten".

"Die Gäste, die wir ansprechen wollen, wollen so etwas", weiß TVB-GF Stefan Astner, "nach den Bergbahnen ist das 'Wave' die zweitwichtigste Einrichtung in unserem Verband." Der TVB Hohe Salve setzt seit geraumer Zeit in seiner Ausrichtung auf Öffentliche Verkehrsmittel, auch das "Wave" kann per Gästekarte von gesamten Verbandsgebiet aus gratis per Bahn und Bus erreicht werden. Laut Astner nutze bereits rund ein Viertel der Urlauber in Brixen im Thale die Öffi-Anreise- und Ausflugsmöglichkeit des TVB. Finanziert wird dies über die Kurtaxe. "Uns geht es um die Gesamtwirtschaftsleistung der Region", erklärt Astner weiter.

Das ist "Bathai"

Mit "Bathai" gehen die Wörgler Wasserwelten einen neuen Weg, Branchenkollegen seien bereits auf die ersten Ergebnisse gespannt, meint Ramsauer, eine vergleichbare Anlage gäbe es zumindest in Europa noch nicht.
"Bathai" soll ein Wellnessbereich für alle Badegäste sein. Die Ruhezone zum entspannten Herumliegen mit Infrarot und Saunakabinen können alle Gäste ohne Aufpreis und in Badekleidung nutzen. Der gesamte Bereich versprüht mit vielen Details einen authentischen Flair Südostasiens.
"Wir schauen uns sehr genau an was unsere Kunden nutzen und wollen", erklärt Ramsauer. "Was fehlt?", fragten sich die Verantwortlichen und stießen auf "eine Zielgruppe, die sich im klassischen Schwimmbad nicht mehr wiederfindet". Die meisten Wellness-Nutzer seien zwischen 20 und 30 Jahre alt, hätten ein immer stärkeres Körperbewusstsein aber säßen "nicht gerne nackt in der Sauna". Ähnlich gehe es Sauna-Neulingen in fortgeschrittenem Alter. Nicht nur, um ihnen das Saunieren schmackhafter zu machen, lässt sich die anregende Schwitzerei in "Bathai" mit Schwimmbekleidung probieren. Zudem seien zahlreiche Urlaubsgäste immer wieder irritiert aus der bestehenden Saunalandschaft gekommen, manche hätten sogar ihr Geld zurück verlangt, wie Ramsauer erzählt. Der Grund? Nacktheit. "Wir haben mit den Touristen festgestellt, dass etwa in Italien Großbritannien, frankreich oder auch Skandinavien niemand nackt in die Sauna geht, da sind wir eher die Exoten", so Ramsauer, "diese Beobachtungen haben uns dazu bewogen einen Wellnessbereich zu machen, wo wir andere Dinge tun".
Im Gegensatz zur bestehenden (nackten) Saunawelt, müssen die "Bathai"-Besucher auch ihr Handy nicht am Eingang zurück lassen, sondern bekommen noch gratis W-Lan zum Texten und Browsen.

In Qualität investieren oder zusperren

"Ein lange Gedankenprozess" sei notwendig gewesen, bevor man sich im "Wave" dafür entschied, keinen Aufpreis für die neue Anlage zu verlangen. Die Saunawelt, die "Isla Sola" oder auch die Doppelloopingrutsche "L2" kosten im "Wave" extra, "Bathai" stehe allen Erlebnisbadbesuchern und Kombikartenbesitzern frei.
Testläufe machte man für die neue, Allen offen stehende Anlage mehrere: Um den möglichen "Ansturm" zu prüfen, ließ Ramsauer zwei Wochen lang das Solebad öffnen. Lerneffekt: "Die Besucherströme regulieren sich von selbst". Zudem ist "Bathai" seit 30. September im Probebetrieb, am 2. Oktober zählte man 1.700 Besucher in der Anlage.

"Wir müssen schauen, dass wie das qualitative Erlebnis für unsere Gäste ständig verbessern", meint Ramsauer zum Innovationsdruck in der Bäderbranche. Als das "Wave" 2003 eröffnet wurde, habe es neben dem Bad Tölzer "Alpa Mare" und einigen kommunalen Hallenbädern keine Konkurrenz in der Region gegeben, erinnert sich Ramsauer. 13 Jahre später haben zahlreiche Gemeindebäder zugesperrt, dafür wuchs mit diversen Thermen die Wellnesskonkurrenz. Innovationen und Umbauten seien notwendig, um den Gästen laufend Neues zu bieten, wissen Astner und Ramsauer. "Unsere neueste Errungenschaft wird auch in der Branche als Pilotprojekt gesehen", freut sich Ramsauer.
Im "Bathai"-Bereich findet sich auch Thomas Kirchmairs "Protheus Bodylounge". Er bietet "Power-Training" mit Elektrostimulation von "Miha-Bodytech" und lädt am Eröffnungswochenende zum Schnuppern (14. - 16. Oktober, 10-14 Uhr). Nach einem Partner für wohltuende Massagen sei man noch auf der Suche. Andreas Ramsauer musste feststellen, dass sich wenige Therapeuten und Masseure fänden, die auch an Wochenende und in den Ferien – also dann, wenn die meisten Gäste ins "Wave" kommen – arbeiten würden.

Neu ist im "Wave" seit Oktober auch die Gastronomiesituation. Der Pachtvertrag mit "Prima" sei ausgelaufen, nun habe das "Wave" die Gastronomie selbst übernommen, was Ramsauer als gelernten Gastronomen besonders freue. Die Mitarbeiter für die Gästebewirtung habe man "größtenteils übernehmen können", so der GF.

Elf Vereine nutzen das "Wave" als Sportstätte, bis zu 200 Sportler trainieren hier täglich, stellt Ramsauer fest. Dennoch gibt es seit Auslaufen der Sportstättenförderung der Gemeinde keine Unterstützung von Seiten der Stadt. Einzig die Differenz aus dem verbilligten Eintrittspreis für "Energy-Card"-Besitzer wird von der Stadt abgegolten, dabei kostet allein der Betrieb des Sportbeckens rund 300.000 Euro im Jahr. "Wir zahlen für Wasser und Strom gleich viel wie alle anderen Großabnehmer auch", erklärt Ramsauer. Kostendeckend sei das nicht zu betrieben, die Anlage werde über alle anderen Leistungsbereiche querfinanziert.

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