LK zum Milchpreis: "40 Cent pro Liter wäre akzeptabel"

Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger, Bezirksbäuerin Margreth Osl und LK-Bezirksobmann Johann Gwiggner (v.l.).
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  • Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger, Bezirksbäuerin Margreth Osl und LK-Bezirksobmann Johann Gwiggner (v.l.).
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BEZIRK (nos). Zum "Tag der Milch" startete die Landwirtschaftskammer (LK) auch im Bezirk Kufstein eine Verteilaktion. Ziel war, die Verbraucher auf den aktuell extrem niedrigen Milchpreis und die damit verbundenen Probleme der Tiroler Bauern aufmerksam zu machen. Vor mehreren Supermärkten in Wörgl und Kufstein gaben die Landwirte neben Infomaterial auch Halbliterpackungen Vollmilch aus und warben um Unterstützung für ihre Anliegen mittels Unterschriftenlisten. 28 Cent bekommt ein Landwirt aktuell für einen Liter konventionell produzierter Milch von den Molkereien – weniger, als eine Flasche Wasser im Supermarkt kostet.

"Bewusst keine Protestaktion"

"Wir wollen bewusst machen, dass hier mehr dahintersteckt", erklärt LK-Bezirksobmann Johann Gwiggner. Eine höherer Milchpreis sei dringend notwendig für die kostendeckende Produktion, besonders in Tirol, "wenn wir auch in Zukunft im Berggebiet Milchproduktion haben wollen". Als Beispiel führt der Kammerobmann den Getreideanbau an. Bis vor einigen Jahren wurde in Tirol bis in hohe Lagen hinauf Getreide für Mehl oder als Futtermittel gezogen, innerhalb kurzer Zeit verschwanden die Äcker, weil die Produktion nicht mehr rentabel war.

"Wenn uns so etwas bei der Milch passiert, würde sich Vieles bei uns ändern!"

Davon ist Gwiggner mit Blick auf die Kulturlandschaft überzeugt. "Wir können in extremen Lagen kein Obst oder Gemüse anbauen, dann bliebe nur noch die Forstwirtschaft übrig. Darum müssen wir stärker bewusst machen, wie viel wir in Tirol der Kuh zu verdanken haben!", meint Gwiggner zur Aktion der Kammer. Die Landwirte haben sich bewusst gegen eine Protestaktion entschieden.

Diversifikation geht weiter

Die Landwirtschaftliche Produktion im Bezirk Kufstein sei bereits stark diversifiziert, so die LK, aber der Milch komme eine zentrale Rolle zu. "Es muss uns allen klar sein, dass die Milchproduktion um 28 Cent je Liter nicht machbar ist", stellt Gwiggner fest. Viele Landwirte hätten sich in den vergangenen Jahren bereits spezialisiert, produzieren Bio- oder Heumilch, aber "auch die leiden unter dem Preisdruck", weiß der LK-Bezirksobmann. Zudem werde "auch konventionelle Milch bei uns nach hohen Standards produziert", also etwa genfrei und ohne Verwendung von Klärschlamm auf den Wiesen. Aber: "Wer konventionell produziert zahlt zur Zeit sicher drauf", so Gwiggner. 40 Cent pro Liter "konventioneller" Milch wäre für die LK ein akzeptabler Preis.
"Unfair" findet Johann Gwiggner das Verhalten einiger Handelsketten: "Die setzen einerseits auf Regionalität, aber andererseits erzwingen sie Preissenkungen auf Bauernseite und rechtfertigen das mit dem Preis auf dem Weltmarkt."
Tirols LK-Präsident Josef Hechenberger findet: "Auch die Landwirtschaft ist in die Pflicht zu nehmen!" Er sieht, dass viele Bauern "aus Verzweiflung" mehr produzieren würden. "Unsere Vorstellung ist – um Angebot und Nachfrage ausgeglichener zu gestalten – ein Anreizsystem für einen freiwilligen Lieferverzicht", so Hechenbichler. Er will "Stimmung machen" und auf allen politischen Ebenen "Partner finden". Zur Lösung des Debakels hofft die LK auf den EU-Agrarministerrat im Juli – einige Mitgliedsstaaten hätten schon laut über neue Milchquoten nachgedacht.

Regionalität als Weg aus der Krise?

Im Land wäre der Bedarf an Milchprodukten zu 80 Prozent über die heimischen Landwirte deckbar, so die LK, aber die Hälfte der in Tirol produzierten Milch würde ins Ausland exportiert. Die Kammer setzt sich zum Ziel dafür zu sorgen, dass mehr heimische Milch auch in Tirol veredelt und verbraucht wird. Besonders in Altenwohnheimen, Krankenhäusern und ähnlichen Institutionen will man besser Fuß fassen. Der erste Schritt dazu sei bereits getan, meint Hechenberger:

"Weg vom Billigstbieterprinzip zu kommen war dafür sehr wichtig."

Die Tiroler Bauern und ihre Anliegen kann man auch mittels Online-Petition unterstützen. Hier geht's zur Website. Die Unterschriften will Hechenberger dem designierten Bundespräsidenten übergeben.

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