"Ich bin ein Arbeiterkind!" – Sonja Hammerschmid im Interview

"Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, müssen Aufnahme finden und die Möglichkeit haben zu überleben" – Sonja Hammerschmid (SPÖ) im Interview mit den Bezirksblättern | Foto: Helmut Stamberg
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  • "Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, müssen Aufnahme finden und die Möglichkeit haben zu überleben" – Sonja Hammerschmid (SPÖ) im Interview mit den Bezirksblättern
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Was sind für Sie als SPNÖ-Spitzenkandidatin die drei wichtigsten Punkte für eine bessere Politik in Niederösterreich?
In Niederösterreich haben wir in den Kindergärten noch viele Schließtage. Über weite Strecken sind sie halbtägig geführt. Das ist aus der Position der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für Frauen und Alleinerzieherinnen sehr suboptimal. Wir brauchen längere Öffnungszeiten, weniger Schließtage.

Bis wann soll ein Kindergarten offen haben?
In Wahrheit jedenfalls bis 17 Uhr. Wenn man Wien mit Niederösterreich vergleicht, so sehen wir, dass 94,6 Prozent der Kindergärten in Wien länger als sechs Stunden geöffnet sind. In Niederösterreich sind es 46 Prozent. Bei den Schließtagen haben wir in Wien 4,4 Tage im Jahr, in Niederösterreich sind es 31,2 Tage. Hier ist einiges zu tun. Wir brauchen Flexibilität in den Kindergärten. Denn die Eltern arbeiten ja auch immer flexibler. 

Niederösterreich ist ein Flächenbundesland. Im Vorjahr waren an der Volksschule Annaberg sechs Schüler. Ab welcher Größe macht es keinen Sinn mehr, einen Schulstandort aufrechtzuerhalten?
In Österreich haben 77 Prozent aller Schulen weniger als 200 Kinder. Wir stehen zu den Kleinschulen. Deshalb haben wir die Cluster geschaffen. Die Kleinstschulen können sich zusammenschließen und das sichert ihr Überleben. Man muss sich vorstellen, so eine Kleinstschule mit sechs Kindern kann nicht einmal Fußballspielen. Da macht es Sinn, dass Kleinstschulen etwa beim Sport und natürlich auch in der Verwaltung kooperieren. 

"Ich bin ein Arbeiterkind. Ich stehe zutiefst für sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft"
-Sonja Hammerschmid, SPÖ

Ihre Vorgängerin wollte Schulen unter 300 Schülern zusammenlegen. Ist das ein Thema?
Das soll vor Ort entschieden werden. 

Abseits des "Heimspieles Bildungspolitik": Was sind Ihre politischen Herzensangelegenheiten?
Ich bin ein Arbeiterkind. Ich stehe zutiefst für sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Was passiert, wenn die Gesellschaft auseinanderdriftet, wissen wir aus vielen umliegenden Staaten. Das ist friedensgefährdend und hat Sprengpotenzial. Um das zu verhindern, gehört ein Mindestlohn von 1.500 Euro steuerfrei dazu. Da gehört dazu, dass Pensionisten von Pensionen auch leben können. Wir haben 1.000 Euro für 30 Beitragsjahre umsetzen können. Nun müssen wir Paare auf 1.500 Euro Mindestpension anheben. 

Wie stehen Sie zum NÖ-Modell der Mindestsicherung?
 
Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, müssen Aufnahme finden und die Möglichkeit haben zu überleben. Wenn das nicht der Fall ist, schieben wir sie automatisch in die Kriminalität ab. 

"Die Finanzierbarkeit einer Pflege in Würde  ist eine wahrlich große Herausforderung."
-Sonja Hammerschmid, SPÖ

Wir haben das Schulsystem und die soziale Gerechtigkeit. Was wären weitere Themen?
Etwa der Pflegeregress. Der wurde zum Glück abgeschafft. Die Finanzierbarkeit einer Pflege in Würde  ist eine wahrlich große Herausforderung, und da haben wir eine Antwort gegeben. Wir wollen eine Erbschaftssteuer ab einer Million Euro. Genau über diese Einnahmen wollen wir die Pflege finanzieren. Wir erwarten uns 200 bis 300 Millionen Euro daraus im Jahr. 

Was unterscheidet Sie am meisten von der ÖVP in Niederösterreich?

Etwa die Frage, ob wir schaffen, die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in normalen Schulen zu integrieren. Da sind wir in Niederösterreich weit entfernt. In Wien haben wir eine Quote von 90 Prozent der Kinder mit Förderbedarf, die in eine Regelschule und nicht in eine Sonderschule gehen. In Niederösterreich haben wir 50 Prozent der Kinder mit Bedarf in einer Sonderschule. In Niederösterreich gibt es besonders viele Sonderschulen. 93 von 290 Sonderschulen im Bundesgebiet sind in Niederösterreich. Mir ist es wichtig, dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen im normalen Klassenverbund ankommen. In Südtirol gibt es seit 40 Jahren keine Sonderschule mehr.

Sie kämpfen auch für die Ganztagsschulen, was Ihnen massive Kritik der ÖVP einbringt.
Ich wurde da gerade von der ÖVP Niederösterreich wahrlich bekämpft, weil wir die 750 Millionen aus der Bankenabgabe in den Ausbau der Ganztagsschulen gewidmet haben. Das ist für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig, und hier hat man von Seiten der ÖVP Niederösterreich alles getan, um das zu verhindern. Und jetzt haben wir das Gesetz und auch in Niederösterreich geht etwas weiter. In Niederösterreich gibt es ein paar Leuchttürme, einer ist in Wieselburg, einer ist in Zwentendorf. Hier gibt es Ganztagsschulen, wo sich Unterricht mit Spiel und Spaß abwechseln. Wo Hausaufgaben und Förderstunden in der Schule stattfinden, weshalb keine Nachhilfe notwendig ist. Das ist in Kooperation mit Musikschulen und Sportvereinen, damit das ein tolles Angebot für unsere Kinder ist. Das ist ein Thema, wo sich Niederösterreich sehr von Wien unterscheidet.

Wir haben ein Interview mit einem großen Immobilienmakler geführt. Es gibt einen Boom an Wienern, die ins Umland ziehen. Als Hauptgrund nennen viele, dass sie in Niederösterreich bessere Schulen für die Kinder finden. Warum haben die Leute dieses Gefühl, wenn das Angebot Ihrer Meinung nach in Wien eh besser ist?
Hier gehts um Informationsbeschaffung. In Wien gibts hervorragende Schulen. Gerade in den Volksschulen erlebe ich in Wien sehr große Innovationskraft. Hier wird schon ganz anders unterrichtet, spielerisch und themenübergreifend. Ich glaube dass der Hauptgrund ist, ins Grüne zu ziehen. Und ich glaube, das Schulthema ist eine Unterstellung. 

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