Chef der Jungen Wirtschaft: "Gründen heißt: Jetzt oder nie"
Jochen Flicker über Stehauf-Qualitäten und Gründergeist in Niederösterreich
>Was hat Sie dazu bewegt, sich selbstständig zu machen?
JOCHEN FLICKER: Das ist ein Moment, in dem es heißt 'Jetzt oder nie'. Entweder ich mache es gleich oder wohl nie. Bei mir war es eine spontane, schnelle Entscheidung als ich 2006 meinen Fliesenleger- und Hafnerbetrieb gegründet habe. Heute arbeiten fünf Mitarbeiter bei mir. Und wir bilden Lehrlinge aus, das war mir von Anfang an wichtig.
Sind Gründer ein eigener Menschenschlag?
Man muss zumindest an sich selber glauben. Man muss aber auch die Fähigkeit haben, dass man sich selber hinterfragt. Nur weil man an sein Produkt glaubt, wird es nicht immer funktionieren. Und: wenn man hinfällt, muss man auch wieder aufstehen. Solche Typen sind Gründer.
Wenn ich gründen möchte, wen sollte ich um Rat fragen?
Es gibt ja in der Wirtschaftskammer das Gründerservice, das einem zur Seite steht: Welche Geschäftsform ist die richtige, was will ich machen, was kann ich machen, welche Förderungen kann ich in Anspruch nehmen. Dort sollte man auf jeden Fall vor der Gründung vorbeischauen.
Für was steht die "Junge Wirtschaft"?
Wir von der 'Jungen Wirtschaft' sind die größte Vereinigung von Jungunternehmern – eigentlich weltweit. Wichtig ist uns vor allem, dass unsere Mitglieder gut vernetzt sind. Denn es gibt so gut wie kein Problem, vor dem nicht schon einmal ein anderer gestanden hat – und es gelöst hat. Im direkten Kontakt kommt man viel schneller zu Lösungen. Dazu kommen Veranstaltungen, wie der "Jungunternehmertag", bei dem wir 30 Workshops für alle Interessen anbieten.
Fachkräfte und engagierte Lehrlinge sind heiß begehrt. Wie ist Ihre Erfahrung damit?
Man muss selber von der Arbeit begeistert sein, sonst kann ich keinen Lehrling begeistern. Heute stehen den jungen Leuten alle Türen offen und es ist schwer jemanden zu begeistern. Dafür braucht der Lehrherr "Enthusiasmus und Drive". Und wenn man dann sieht, wie sich die jungen Leute entwickeln und wie ihnen der Beruf Spaß macht – das macht einen als Chef schon stolz.
Wenn Sie sich was wünschen dürften, was wäre das?
Mit der Arbeitszeitflexibilisierung wäre Unternehmern sehr geholfen. Diese müsste aber auch für Lehrlinge möglich sein. Momentan kann ich einen Lehrling nicht mit seinen Kollegen am Donnerstagabend ins Wochenende schicken, da er nicht zehn Stunden pro Tag arbeiten darf! Das heißt, der Lehrling muss täglich früher aufhören und freitags arbeiten. Wenn man das fair regelt, wäre es eine gute Sache.
Das Gespräch führte Christian Trinkl
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