Mensch und Roboter im Team

Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (mitte) mit einer Wirtschaftsdelegation an der Elite-Uni in Berkeley (USA). Niederösterreich soll die Chancen der Digitalisierung nutzen.
  • Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (mitte) mit einer Wirtschaftsdelegation an der Elite-Uni in Berkeley (USA). Niederösterreich soll die Chancen der Digitalisierung nutzen.
  • hochgeladen von Oswald Hicker

Derzeit kursieren verschiedene Zahlen über die Wirtschaftslage im Land. Wie gut geht es Niederösterreich wirklich?
Wir arbeiten seit Jahren mit den IHS-Zahlen. Wenn man ein gutes Bild über die Lage haben will, dann muss man das über lange Zeit beobachten, sonst gibt es etwa Zahlen wie jene der Bank Austria oder des Wirtschaftsforschungsinstitutes, die nicht nachvollziehbar sind.

Also was sagen Ihre IHS-Zahlen nun genau?
Seit 2013 war es immer so, dass Niederösterreich stärker gewachsen ist als der Österreich-Schnitt. 2012 waren wir noch etwas unter dem Schnitt. Aber egal ob die Zahlen gut oder schlecht für uns sind, wir nehmen immer diese IHS-Zahlen und leiten daraus Maßnahmen ab. Umso schöner ist es, dass die IHS-Zahlen für 2017 gut sind. Niederösterreich hat aktuell ein Wachstum von 2,5 Prozent und der Österreich-Schnitt liegt bei 2,2 Prozent.

Wie sieht der Tend für die Zukunft aus?
Die Prognose bis 2018 schaut so aus, dass Niederösterreich bei 2 Prozent Wachstum liegt und der Österreich-Schnitt bei 1,7 Prozent.

"Bei der Kaufkraft ist Niederösterreich die Nummer 1 in Österreich"
-Petra Bohuslav

Das heißt, es scheint tatsächlich nicht übel zu laufen?
Ja. Zusätzlich gibt es ja noch zwei weitere Parameter. Einerseits die Kaufkraft. Da ist Niederösterreich die Nummer 1 in Österreich, vor Vorarlberg und Salzburg. Andererseits die Tourismuszahlen. Da sind wir derzeit um 3,4 Prozent über dem Vorjahr. In absoluten Zahlen sind das 82.700 mehr Nächtigungen. Unser Ziel war es, 2017 sieben Millionen Nächtigungen zu schaffen. 2016 waren es 6,9 Millionen. Von den fehlenden 100.000 haben wir bis Ende Mai schon 82.700 geschafft, somit sind wir zuversichtlich, dass wir das schaffen können.

Sie reisen viel mit Wirtschaftsdelegationen ins Ausland. Zeigt das Wirkung?
Wir haben in den vergangenen drei Jahren immer Ware im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro exportiert. Uns ist es wichtig, den Export anzukurbeln, weil da viele Arbeitsplätze dranhängen. Wir wissen: Eine Milliarde Euro Export sichert 11.000 Arbeitsplätze. Somit sind das 220.000 Jobs, die am Export hängen.

Was ist die Exportstrategie?
Wir werden weiter neue Wachstumsmärkte intensiv bearbeiten. Die sind natürlich schwankend, da muss man aber langfristig dranbleiben, denn so kurzfristig kann man keinen Markt aufbauen. Das beste Beispiel ist der arabische Raum. Die Firma Lights of Vienna hat einen Millionenauftrag für die Beleuchtung der Moschee in Mekka erhalten. Aber das hat Jahre gedauert, bis sie den Zuschlag gekriegt hat. Zusätzlich zu diesen Hoffnungsmärkten werden wir unsere Kernmärkte wie Deutschland oder Osteuropa nicht aus den Augen verlieren. Im Herbst werden wir nach Rumänien und Ungarn reisen, wir feiern zehn Jahre Eco-Büro in Temesvar, auf der Rückfahrt besuchen wir unser Büro in Budapest.

"Die Trends sind, dass aus der Digitalisierung neue Jobs entstehen"
-Petra Bohuslav

Wie wichtig ist dieser Markt in Osteuropa?
In der zuvor erwähnten IHS-Studie sehen wir, dass unsere guten Zahlen sehr stark von den EU-Förderungen in Osteuropa profitieren. Die EU fördert Projekte in diesen Ländern und mit diesem Geld werden vermehrt Produkte und Dienstleistungen aus Niederösterreich gekauft. Das hat auch dazu beigetragen, dass 2017 die Arbeitslosigkeit seit Langem wieder sinkt.

In welchen Branchen bestehen die besten Jobaussichten für die Zukunft?
Eindeutig in der IT. Im gesamten Bereich der Digitalisierung spielt sich gerade sehr viel ab. Und um unsere Unternehmen zu begleiten, die Chancen zu sehen, tun wir sehr viel. Wir haben eine Stabsstelle für Digitalisierung eingerichtet, die eine Strategie entwickelt hat. Die Trends sind, dass aus der Digitalisierung neue Jobs entstehen. Andererseits zieht die Digitalisierung in traditionelle Bereiche wie Baubranche oder Handwerk ein. Hier können die Firmen schneller und kundenorientierter werden. Auch die Produktion wird flexibler. Man muss nicht mehr 1000 Stück einer Ware bestellen, sondern es wird möglich, einzelne Artikel extra anzufertigen.

Gibt es da handfeste Erfolgsgeschichten?
Mein Lieblingsbeispiel ist die Firma Haumberger in Judenau. Das sind Metallverarbeiter, ein Klein- und Mittelbetrieb mit knapp unter 30 Mitarbeitern. Die Firma hat sich auf Fabrik 4.0 umgestellt und einen Roboter mit ins Team genommen. Durch diesen Roboter sind die schweren und schmutzigen Arbeiten für die Mitarbeiter weggefallen. Die Firma wurde flexibler in der Losgröße, konnte Einzelstücke produzieren. Die Firma hat deswegen nun mehr Kunden, mehr Aufträge, mehr Projektvolumen und schlussendlich mehr Mitarbeiter. Derzeit sind es, glaube ich, 35.

Das heißt, der Roboter hat Arbeitsplätze geschaffen?
Wir sehen das so, dass es ein Miteinander braucht. Roboter und Menschen bilden ein Team, der Roboter nimmt die körperlich schweren Arbeiten ab und der Mensch macht die höher qualifizierten Arbeiten. Insgesamt hat das Unternehmen so die Möglichkeit, wettbewerbsfähiger am Markt zu sein und somit mehr Jobs zu schaffen. Dazu brauchen wir starke Datennetze, daran arbeiten wir gerade mit Hochdruck.

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