BMW Steyr-Chef Schröder: Verbrenner hat auch langfristig Zukunft

BMW Group Werk Steyr-Chef Christoph Schröder glaubt, dass Verbrennungsmotoren dank umweltfreundlich hergestellter künstlicher Treibstoffe noch eine lange Zukunft haben. | Foto: BMW
  • BMW Group Werk Steyr-Chef Christoph Schröder glaubt, dass Verbrennungsmotoren dank umweltfreundlich hergestellter künstlicher Treibstoffe noch eine lange Zukunft haben.
  • Foto: BMW
  • hochgeladen von Thomas Winkler, Mag.

Wie sieht der Antrieb der Zukunft aus?
Bestimmt bunter, als sie es heute ist. Wir werden abhängig vom Fahrverhalten der Kunden einen Mix aus verschiedenen Antrieben sehen: Benziner, Diesel und Elektromobilität für Kurzstrecken und im urbanen Bereich. Bisher ist aber die Kombination aus Energiedichte, also was in einem Liter Treibstoff steckt, und Verbrauchseffizienz beim Diesel unerreicht. Der Verbrennungsmotor und allen voran der Diesel wird daher noch auf lange Sicht weltweit eine wichtige Antriebsform sein. Langfristig könnten dabei synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels, die aus Wind- oder Sonnenenergie gewonnen werden, sogar eine CO2-neutrale und in der Gesamtbetrachtung ökologischere Alternative zur Elektromobilität darstellen.

Welches Potenzial hat der Hybridantrieb?
Die BMW Group hält den Hybrid für sehr zukunftsweisend, weil er lokal komplett emissionsfrei fahren kann, aber auf Langstrecken den Vorteil des Verbrenners hat. Kostenmäßig ist er heute noch günstiger als ein Elektroauto. Ich habe zwar zwei Motoren, aber ich brauche nicht die große, noch sehr teure Batterie wie beim reinen Elektroauto. Neben dem Anschaffungspreis wissen wir, dass für die Kunden Reichweite und Ladeinfrastruktur ausschlaggebend sind. So gesehen stellt der Hybridantrieb eine ideale Brückentechnologie dar, bis sich beim reinen Elektroantrieb diese Themen weiterentwickelt haben.

Ist der Hybridantrieb nur mit Benzinmotor oder auch in Kombination mit Diesel sinnvoll?
Bei uns ist ein Diesel-Hybrid einstweilen nicht geplant.

Noch deutliche Fortschritte bei Verbrennungsmotoren möglich

Wie sauber können Diesel und Benziner noch werden?
Die Luft ist – auch in den Städten – heute so sauber wie noch nie. Und der Individualverkehr ist bei weitem nicht der alleiniger Verursacher der Luftverschmutzung So zeigen Zahlen des Umweltbundesamtes, dass die NOx-Emissionen in Deutschland um 60 Prozent niedriger sind als vor 10 bis 15 Jahren. Aufgrund des wachsenden Anteils von Euro 6-Fahrzeugen bei Lkw und Pkw ist in den nächsten Jahren auch mit einem weiteren Rückgang der NOx-Emissionen zu rechnen.
Mit der aktuellen Diesel-Motorengeneration, die wir seit November 2017 produzieren, sehen wir deutliche Fortschritte - vier bis fünf Prozent weniger Sprit-Verbrauch und damit CO2-Ausstoß - und erfüllen die aktuelle Gesetzgebung Euro 6d-TEMP. Seit März 2018 haben wir übrigens mit dem X1 und dem X2 auch die ersten Fahrzeuge mit dieser Typisierung am Markt und werden unser Angebot in diesem Bereich sukzessive erweitern.
Mit der nächsten Motorengeneration, die bereits in Entwicklung ist und ab 2020 produziert wird, sehen wir nochmals deutliche Fortschritte und werden auch das Thema 48 Volt integrieren.
Selbstverständlich werden wir auch in Zukunft weiter die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide reduzieren. Die Lösungen sollten aber umfassend und länderübergreifend sein. Wer den Diesel aus einzelnen Städten verbannt, der bekommt am Ende des Tages nicht nur mehr CO2, sondern der bestraft auch hunderttausende Besitzer älterer Dieselfahrzeuge mit pauschalen Fahrverboten.

Wie sieht die Zukunft des BMW Werks Steyr vor dem Hintergrund der technologischen Veränderungen aus?
Der Fahrzeugmarkt wächst weltweit jedes Jahr. Das Premiumsegment wächst aktuell beinah doppelt so schnell als der Gesamtmarkt – von daher sehen wir weiteres Wachstum auf der Verbrennerseite und einen wachsenden Bedarf an elektrifizierten Fahrzeugen. Das heißt, wir rüsten uns am Standort für mehr Flexibilität und Kapazität auf Verbrennerseite und steigen auch in die Elektromobilität ein. Im Dieselmotoren-Entwicklungszentrum werden etwa Kühlkreisläufe für Elektromobilität erprobt und entwickelt. In unserer Mechanischen Fertigung bauen wir ab 2019 eine Linie auf, um Gehäuse für Elektroantriebe zu bearbeiten. Und in der Motorenmontage machen wir heute schon zwei Drittel aller Motoren für Hybridfahrzeuge der BMW Group.

Autonomes Fahren teilweise ab 2021

Es geht bei der Zukunft der Mobilität ja auch sehr stark um autonomes Fahren – wie schreitet das voran?
Autonomes Fahren ist für uns extrem interessant. Wir haben ja dafür ein Entwicklungszentrum in Unterschleißheim bei München mit demnächst 2000 Mitarbeitern. Wir bringen das Autonome Fahren dann in den Markt, wenn wir meinen, dass das wirklich sicher ist.

Wann wird das der Fall sein?

Der BMW iNext kommt 2021. Er wird Fahrsituationen autonom bewältigen, aber seine Passagiere nicht ohne Fahrereingriff von München nach Italien bringen. Autonomes Fahren ist ein stufenweiser Übergang, der auf der Autobahn oder in der Stadt schneller möglich sein wird als auf der Freilandstraße. Da spielen viele Themen mit rein, etwa die hochpräzisen Karten, die wir mit unserer Tochter Here entwickeln, die ganze Sensorik, die Algorithmen, ... Die Autoindustrie ist eine komplexe Industrie, die nicht so leicht zu kopieren ist, wie das vielleicht manche glauben. Insofern sind wir überzeugt, dass wir auch in Zukunft mit unserem Know-how die Nase vorne haben.

Mobilität für Kinder und Ältere durch autonomes Fahren

Wie wird sich die Nutzung des Autos durch autonomes Fahren in der Zukunft verändern?
Es wird alle möglichen Varianten geben. In Summe wird das autonome Fahren vielen Mobilität ermöglichen, etwa Kindern und Älteren, die in strukturschwachen Gebieten leben und nicht so gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind.

Erklärung "E-Fuels" zum Interview mit Christoph Schröder

E-Fuels sind künstlich etwa aus Sonnen- oder Windenergie hergestellte Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren ähnlich wie mit Benzin oder Diesel betrieben werden können – allerdings CO2-neutral und mit deutlich weniger Schadstoffaustoß. Eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) besagt: Es käme günstiger, in wind- oder sonnenreichen Gegenden wie Nordafrika diese E-Fuels zu produzieren und nach Europa zu verschiffen, als in Europa eine flächendeckende E-Mobilität aufzubauen – mit vergleichsweise teuren Batteriefahrzeugen, einer ausreichenden Ökostrom-Erzeugung in den vergleichsweise stark besiedelten Gegenden sowie der dafür notwendigen Infrastruktur mit Schnellladenetzen.

Anzeige
Foto: encrier/PantherMedia
5

schöner reisen mit Wiesinger
Traumurlaub an der Costa Smeralda auf Sardinien

schöner reisen mit Wiesinger GmbH – in die Karibik des Mittelmeeres! Erleben Sie Sardiniens Smaragdküste "Costa Smeralda" eine Woche lang mit Direktflug ab Linz inklusive Halbpension. Ab sofort buchbar! SCHWERTBERG, LINZ. Träumen Sie von Karibik-Feeling? Nutzen Sie diese einmalige Gelegenheit und lassen Sie sich von "schöner reisen mit Wiesinger GmbH" nach Sardinien an die Costa Smeralda entführen. Oft als die mediterrane Karibik bezeichnet, liegt die Insel von türkisfarbenem Wasser umgeben im...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.