Eltern kämpfen um Erhalt der Inklusionsklassen – Landtag startet Initiative
Gemeinsamer Unterricht für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung in Sonderschulen wird durch Aus für Schulversuche in Frage gestellt – obwohl Plätze in diesen Inklusionsklassen heiß begehrt sind. Landeshauptmann Stelzer will sich beim Besuch von Bildungsminister Faßmann Anfang März in Linz für eine solide Rechtsgrundlage der Inklusionsklassen einsetzen.
OÖ (red). Eine Hinterlassenschaft der früheren Bildungsministerin Sonja Hammerschmid sorgt weiterhin für Aufregung: Das Schulorganisationsgesetz begrenzt die Anzahl der Klassen, die als Schulversuch geführt werden, auf maximal fünf Prozent. Was dem Eindämmen des Wildwuchses an Schulversuchen dienen sollte, trifft nun die Inklusionsklassen an zehn Sonderschulen in Oberösterreich. Denn deren gemeinsamer Unterricht für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen wurde bisher als Schulversuch geführt – an insgesamt zehn Kompetenzzentren:
- Martin-Boos-Schule in Gallneukirchen,
- Integratives Sonderschulzentrum Dr.-Schärf-Schule in Wels,
- Nikolaus-Lenau-Schule in Gmunden,
- Martin-Buber-Landesschule in Hartheim (Alkoven),
- Johann-Eisterer-Landesschule in Peuerbach,
- Steyrdorfschule in Steyr,
- Pestalozzischule in Vöcklabruck,
- Karlhofschule in Linz,
- Integratives Schulzentrum Traun,
- Stifter Schule Ried im Innkreis
Online-Petitionen für Rechtsgrundlage für Inklusionsklassen
An den Schulen wird ein Miteinander von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung täglich gelebt. Das Ende der Schulversuchsklassen hätte bewirkt, dass nur Kinder mit besonderen Bedürfnissen unterrichtet werden könnten. Freundschaften und Begegnungen zwischen Kindern mit und ohne Beeinträchtigung hätten der Vergangenheit angehört.
Die Nachricht an die Eltern, dass die Schulversuche und damit die Inklusionsklassen aufgrund der gesetzlichen Änderung aufgelassen werden müssten, sorgte deshalb für einen Aufstand. Zahlreiche Online-Petitionen wurden ins Leben gerufen – zu finden auf:
Die einzelnen Petitionen:
Vier-Parteien-Initiative für Erhalt der Integrationsklassen
In einer gemeinsam getragenen Initiative setzen sich nun alle Landtagsfraktionen für den Erhalt der Integrationsklassen an Sonderschulen ein. „Wir wollen Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bestmöglich unterstützen. Das geht am besten in Klassen, wo Kinder mit und ohne besonderen Bedürfnissen gemeinsam unterrichtet werden. Wir haben in Oberösterreich gute Erfahrungen mit dieser Inklusion, von der alle Kinder profitieren. Diesen Weg wollen wir weiter gehen!“, so Landtagsabgeordnete Regina Aspalter (VP).
Organisatorische Krücke als Übergangslösung
Um der neuen Gesetzeslage gerecht zu werden und die Inklusionsklassen fortzuführen, wird laut amtsführendem Landesschulratspräsidenten Fritz Enzenhofer intensiv an einer Lösung gearbeitet. Vorerst sollen die Inklusionsklassen durch die Kooperation mit Volksschulen in Form sogenannter "dislozierter Klassen" erhalten bleiben. Von diesem organisatorisch-rechtlichen Spagat sollen weder Eltern noch Kinder etwas mitbekommen und Enzenhofer versichert: "Am Modell der Reintegration, das sich in Oberösterreich seit vielen Jahren bewährt hat, werden wir weiterhin festhalten." Die Betreiber der Sonderschulen sind mit dieser Lösung nicht glücklich – trotzdem wurde die vorläufige Lösung von so gut wie allen Schulen bereits angenommen, so Enzenhofer.
Landeshauptmann Stelzer bemüht sich um Dauerlösung
Damit die organisatorisch-rechtliche Krücke aber nicht zum Dauerzustand wird, will Landeshauptmann Thomas Stelzer das Problem beim Besuch des zuständigen Bildungsministers Heinz Faßmann in Linz Anfang März diskutieren: "Integrationsklassen haben sich bewährt und sind ein Erfolgsmodell. Das werde ich auch beim zuständigen Bildungsminister deponieren", so Stelzer zur BezirksRundschau.
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