Hödlmayr: „Ein Lkw-Fahrer ist kein Hilfsarbeiter!“
Der technologische Umbruch im Zuge der Digitalisierung sowie der Arbeitskräftemangel beschäftigen die Logistikbranche und damit das Mühlviertler Unternehmen Hödlmayr in überdurchschnittlichem Maße.
SCHWERTBERG. „Ärmel hochkrempeln“, hieß es bei Hödlmayr im vergangenen Jahr, so CEO Johannes Hödlmayr. Nach dem Rekordjahr 2016 und dem unerwarteten Wegfall eines 20 Millionen Euro Auftrages des Automobilherstellers Dacia in Rumänien setzte man sich das bescheidene Ziel, das 2016er Ergebnis zumindest zu halten. Mit einem Umsatz von rund 275 Millionen Euro schaffte Hödlmayr das und erzielte das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte. Das Schwertberger Logistikunternehmen beschäftigt aktuell rund 1.700 Mitarbeiter in 16 europäischen Ländern, 340 davon in Oberösterreich. Sie bedienen unter anderem 780 Fahrzeugtransporter und zwölf sogenannte Ganzzugsysteme. Letzteres bezeichnet Züge, die von A nach B ohne große Veränderungen an der Waggonzusammenstellung verkehren. Für 2018 hat Hödlmayr bereits große Aufträge von Jaguar und BMW akquiriert und erwartet ein „vernünftiges Wachstum“.
Hödlmayr: „Ein Lkw-Fahrer ist kein Hilfsarbeiter!“
Als Gefahr für die Branche sieht Hödlmayr den akuten Mangel an Lkw-Fahrern – aktuell sucht das Unternehmen 50. Drei große ausschlaggebende Faktoren gelte es hier zu beeinflussen: Das Ansehen des Berufsbildes, die Arbeitsbedingungen und die Zukunftsaussicht. Finanzielle Aspekte, also der Lohn, würden durch den Mechanismus von Angebot und Nachfrage vom Markt reguliert werden – problematisch nur, so Hödlmayr, dass das von Kundenseite oft ignoriert wird. Überhaupt wünscht sich der Schwertberger mehr Wertschätzung für die Fahrer von den Kunden: „Wenn man Fahrer bei der Anlieferung von Produkten stundenlang warten lässt, ohne die Möglichkeit der Benutzung einer Toilette zu bieten, ist dies nicht gerade wertschätzend“, so Hödlmayr. Außerdem sei es „total falsch“ einen Lkw-Fahrer als Hilfsarbeiter zu bezeichnen, besonders im Hinblick auf kommende Entwicklungen.
Aufwertung statt Ablösung
Eine große Rolle spielt auch der technologische Umbruch, denn mit der Aussicht auf selbstfahrende Lkw in naher Zukunft, ist die Zukunftsperspektive nicht gerade üppig – zumindest in der allgemeinen Meinung. Das Berufsbild des Lkw-Fahreres werde sich in den kommenden Jahren ändern, wie Hödlmayr erklärt. So werden künftig administrative Tätigkeiten hinzukommen, während die Fahrt im eigentlichen Sinne vom Computer gesteuert wird. Initiativen in der Ausbildung müssten jetzt gestartet werden – auch in Richtung Aufklärung, und zwar dahingehend, dass auch in Zukunft Bedarf da ist – „da dürfen wir nicht zu lange zuschauen“, sagt Hödlmayr.
Lkw-Platooning noch heuer in OÖ
Um beim Einsatz neuer Technologien vorne dabei zu sein beteiligt sich Hödlmayr an Forschungsprojekten wie DigiTrans. In dem von Ländern und Bund, sowie führenden Unternehmen unterstützten Projekt wird autonomes Fahren auch im Logistikbereich unter Realbedingungen getestet. Heuer startet beispielsweise ein fünfjähriger Testlauf für das sogenannte Lkw-Platooning auf der A1 im Bereich Enns – dabei werden mehrere Lkw mittels einer „elektronischen Deichsel“ verbunden. Die Transporter können dadurch bis zu 15 Prozent an Treibstoff einsparen, für die Fahrer könnte das weniger Stress bedeuten.
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