BUCH TIPP: Berühmt und auf der Straße gestorben

Als Autohasser outete sich Klaus Gietinger 2010 mit seinem Bekennerbuch "Totalschaden". Es ging dem Autor um die Folgekosten der "Kfz-Gesellschaft". Und darum, ihre "Drogenbarone, Dealer und Junkies" zu benennen.

In "99 Crashes – Prominente Unfallopfer" beschreibt der Frankfurter Filmregisseur, Drehbuchautor und Sozialwissenschafter nun akribisch den Weg Prominenter in den Tod auf der Straße: von Albert Camus über Lady Di bis zu Barack Obamas autosüchigem Vater. Verschwörungstheorien inklusive.

Beispielhaft
So hatte Camus am Silvesterabend 1959 Grüsse an seine drei Geliebten geschickt und jeder in den annähernd gleichlautenden Nachrichten ein baldiges Rendezvous versprochen. Statt der angekündigten Treffen schlitterte er auf dem Beifahrersitz eines Facel Vega HK 500, einem 360 PS-Sportwagen, mit 150 km/h auf einer schmierig glatten südfranzöischen Überlandstraße in den Tod. In seiner Hosentasche soll ein Bahnticket gefunden worden sein.

Gietingers Ton bleibt anklagend: "Autounfälle sind nicht tragisch, sondern banal und Ausdruck eines verbrecherischen Geschwindigkeitswahns. Nichts ist gefährlicher als ein Kfz."

1 bis ...
Des Frankfurter Autohassers erstes Crash-Opfer ist Bridget Driscoll. Die Fußgängerin wurde 1896 in London von einem angeblich nur 6,4 km/h fahrenden Roger-Benz umgestoßen und erlag ihren Kopfverletzungen. Misses Driscoll ist das offziell erste Todesopfer eines Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor – das einzige in diesem Jahr in Großbritannien und weltweit.

3500 Menschen starben zuletzt jährlich auf Deutschlands Straßen. Das sind wenig im Vergleich zu den mehr als 21.000 Straßenverkehrstoten 1970. Doch weltweit nimmt die Zahl der Todesopfer durch Verkehrsunfälle zu. "Weltweit sterben jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen durch einen Crash mit einem Kfz", klärt Gietinger auf. "Bis 2015 werden mehr als 50 Millionen Menschen durch Kfz-Crahes ums Leben gekommen sein."

Auch den tödlichen Unfällen von Falco und Jörg Haider widmet sich der Bahnfahrer und Fußgänger Gieting. In Österreich ist die Zahl der Suizidtoten mehr als doppelt so hoch wie jene der Verkehrstoten.

... 99
Gietingers finales Kraftfahrzeug-Opfer ist der US-amerikanische "Fast and Furious"-Schauspieler und Filmproduzent Paul Walker. Er kam 2013 im kaliforischen Santa Barbara nach einer langgezogenen Rechtskurve bei etwa der doppelten Geschwindigkeit der erlaubten 70 km/h in einem brennenden Porsche Carrera GT ums Leben, den der Ex-Rennfahrer Roger Rodas gegen einen Laternenmast gelenkt hatte.

Gietinger lässt seine Leser wissen, dass Rodas Witwe Porsche – erfolglos – wegen einer defekten Radaufhängung verklagte. Der Autohasser hätte es naheliegender gefunden, hätte die Klage auf Sterbehilfe gelautet. Immerhin macht der Carrera GT gut 330 Sachen.

Westend Verlag, 271 Seiten, 18,50 € (SM Wagnermaier)

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