Diskussion: Die Landwirtschaft muss raus aus der Nostalgie-Falle

Die Diskussionteilnehmer (v.li.): Franz Sinabell (Wifo), Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, Helene Binder (Landjugend), der Österreich-Chefredakteur der RMA, Wolfgang Unterhuber, die Bundesparteiobfrau der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Petra Nocker-Schwarzenbacher plus Moderator | Foto: Landwirtschaftskammer/APA-Fotoservice/Schedl
6Bilder
  • Die Diskussionteilnehmer (v.li.): Franz Sinabell (Wifo), Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, Helene Binder (Landjugend), der Österreich-Chefredakteur der RMA, Wolfgang Unterhuber, die Bundesparteiobfrau der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Petra Nocker-Schwarzenbacher plus Moderator
  • Foto: Landwirtschaftskammer/APA-Fotoservice/Schedl
  • hochgeladen von Kerstin Wutti

ÖSTERREICH. Den Wert der Land- und Forstwirtschaft in Österreich kann man durchaus in Zahlen bemessen. So gab es im Jahr 2017 eine Wertschöpfung von 4,17 Milliarden Euro. Damit lässt sich zwar der Wert für die Volkswirtschaft, aber jedoch nicht der Wert für die Gesellschaft ermitteln.

Dass es hier Aufholbedarf gibt, darüber waren sich bei einer Diskussion Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger, der Österreich-Chefredakteur der RMA, Wolfgang Unterhuber, Franz Sinabell, vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsordnung, die Bundesparteiobfrau der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Petra Nocker-Schwarzenbacher, und Helene Binder, Bundesleiter Stv. der Landjugend Oberösterreich, einig.

Landwirtschaft drohen Kürzungen

Viele Konsumenten sehen der Mehrwert der Landwirtschaft gar nicht mehr. Und die Leistungen der Landwirte werden gar nicht mehr wirklich wahrgenommen - darin waren sich die Diskutanten ebenfalls einig.

Aber nicht nur die Konsumenten scheinen die Wertigkeit weniger wahrzunehmen, auch in der Politik scheint die Landwirtschaft einen geringeren Stellenwert einzunehmen. So sieht es zumindest Landwirtschaftskammer-Präsident Moosbrugger. Die drohenden Kürzungen um mehr als 15 Prozent in der nächsten EU-Agrarpolitik-Periode sind für ihn völlig unverständlich.

Ohne Landwirtschaft keine Touristen

Petra Nocker-Schwarzenbacher, sieht ebenfalls eher Förderungs- als Kürzungsbedarf. "Wir verkaufen Idylle und Nostalgie", meint Nocker-Schwarzenbacher und verweist auf das Hand-in-Hand gehen von Tourismus- und Landwirtschaftsgebieten in Österreich.

"Touristen sind dort, wo Grünland ist." Gleichzeitig ist aber auch die Abwanderung in die Städte ein Thema. 85 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich sind Familienbetriebe. Es brauche also Perspektiven und attraktive Angebote für die Jugend, um Betriebe auch weiterführen zu wollen.

Für den Breitband- und Infrastrukturausbau möchte sich Nocker-Schwarzenbacher einsetzen, was auch eine Forderung der Landjugend ist. Helene Binder wies darauf hin, dass auch die Ausbildung von Junglandwirten weiterhin gefördert werden muss und auch weitere Arbeitsplätze am Land geschaffen werden müssen, um eine Abwanderung aufzuhalten und den Mehrwert von Landwirtschaft ins Bewusstsein zu bringen. "Wir sind die jungen Familienlandwirte und Unternehmer, die den ländlichen Raum aktiv mit gestalten", betonte Binder. 

Den "Idyllikern" ein reales Bild zeigen

Der nationale Chefredakteur der Regionalmedien Austria, Wolfgang Unterhuber, sieht in puncto Image der Landwirtschaft auch die Medien gefordert. Seiner Wahrnehmung nach existieren bei den Medienkonsumenten drei Gruppen mit unterschiedlichen Zugängen zum Thema Land- und Forstwirtschaft.

Die erste Gruppe sehe die Landwirte als reine EU-Fördergeldempfänger. Die zweite Gruppe habe ein realistisches Bild von der Agrarwirtschaft. Die dritte und größte Gruppe bezeichnte Unterhuber als die "Idylliker". 

"Diese Menschen verbinden Land- und Forstwirtschaft mit der Sehnsucht nach der scheinbar guten alten Zeit." Speziell diese Menschen gelte es abzuholen. "Die Landwirtschaft ist heute speziell bei Mechanisierung und Digitalitsierung ein Innovationstreiber und somit ein wichtiger Modernisierungmotor für die Gesellschaft. Mit Kinderbuch-Nostalgie hat die Land- und Forstwirtschaft absolut nichts mehr zu tun.


"Ein Drittel sind Idylliker und sehen der Mehrwert der Landwirtschaft noch nicht" - Wolfgang Unterhuber

3 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.