Hans Niessl: "Mit allen reden ist Pflicht"
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl im Interview mit Christian Uchann und Wolfgang Unterhuber über SPÖ-Strategien und die hohe Bedeutung von Sicherheit.
Indem wir das Positive in den Vordergrund stellen. Das ist der Plan A. Zuletzt wurden ja wichtige Punkte aus dem Plan A umgesetzt. Kanzler Christian Kern hat auch den notwendigen Weitblick, um das Land positiv zu verändern.
Bei der Kanzlerfrage legt Christian Kern bereits zu. Das wird die Partei mitziehen.
Eher Schwarz-Blau. Sebastian Kurz hat seine Obmannschaft minutiös vorbereitet und verfügt über gute Kanäle zur FPÖ. Wir müssen daher unbedingt Erster werden, um Schwarz-Blau zu verhindern.
Aber als Erster bekommt man den offiziellen Regierungsauftrag und kann mit allen reden.
Ich würde mit allen reden.
Über mehr soziale Gerechtigkeit, eine Belebung der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen, über ein gutes Gesundheits- und Pensionssystem.
Das Weg-Rationalisieren von zigtausenden Jobs. Schwarz-Blau hat tausende Postämter geschlossen, 120 Polizeiposten wurden damals geschlossen sowie 50 Kasernen und 17 Bahnlinien. Das will ich nicht. Aber die ÖVP unter Kurz wird es genauso wieder machen.
Soziale Gerechtigkeit. Das ist für mich sozusagen die große Koalitions-Überschrift. Die Einkommensschere muss wieder zusammengehen.
Es müssen jene zum Wohlfahrtsstaat einen etwas größeren Beitrag leisten, die viele Millionen besitzen. Das heißt: Eine moderate Erbschaftssteuer ab einer Million macht die Erben nicht ärmer, aber Österreich gerechter.
Kommt Rot-Blau? Niessl: "Eher Schwarz-Blau." (Foto: Arnold Burghardt)
Wer glaubt, dass man auf Knopfdruck hier Milliarden holen kann, dem wünsche ich viel Glück. Ich bin absolut dafür, nachhaltige Synergien in der Verwaltung zu heben. Das geht aber nur schrittweise.
Und wer stellt seit 30 Jahren den Wirtschaftsminister? Die ÖVP.
Ich bin für eine faire Aufteilung. Aus meiner Sicht kann es nicht sein, dass Finanz- und Wirtschaftsministerium in einer Hand sind. Das gilt auch für Innen- und Außenministerium.
Die Antwort auf diese Frage wird für die SPÖ die Wahl entscheiden. Aber eines ist klar: Die Situation von 2015 darf sich nie mehr wiederholen!
Das klingt schön, löst aber kein Problem.
...ist der Vier-Punkte-Plan von Minister Hans Peter Doskozil. Punkt eins: sofortige Erstverfahren außerhalb der EU. Zweitens: Schengen-Grenze endlich sichern. Drittens: Rückführungsabkommen durchziehen. Viertens: gerechte Aufteilung der Kriegsflüchtlinge innerhalb der EU.
Umso stärker muss die neue Regierung hier Druck in Brüssel machen. Denn nur dieser Plan ist wirklich seriös.
Man soll nicht über alles abstimmen. Aber für die SPÖ geht es mit dem Ende der Vranitzky-Doktrin hier um einen Paradigmenwechsel.
Das wäre die schnellere und bessere Lösung. Viel Zeit bei Koalitionsverhandlungen gibt es nicht.
Danke für das Gespräch!
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