Kampf gegen die Abwanderung: Das Land soll wieder attraktiver werden
Lebensminister Andrä Rupprechter will die Verlegung von Bundesbehörden in den ländlichen Raum, eine Stärkung der Rolle der Frau am Land und rechtliche Vereinfachungen für Ehrenamtliche. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer hofft, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt.
ÖSTERREICH. Lebensminister Andrä Rupprechter will den ländlichen Raum attraktiver machen. "Mir geht es darum, die regionale Wirtschaft zu stärken und die Wertschöpfung in den Regionen zu halten." Das sagte Rupprechter bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tirols Landeshauptmann Günther Platter, der im nächsten Halbjahr den Vorsitz der LH-Konferenz führen wird, und Gemeindebund-Präsident Mödlhammer.
Die Stadt ruft, das Land verödet
Hintergrund: Noch leben zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher im ländlichen Raum. Doch bis 2030 werden mindestens zehn Prozent dieser Menschen das Land verlassen haben. Rupprechter will gegensteuern: Unter anderem fordert er die Verlagerung von Behörden und Ämtern in die Regionen. Von den 68 Bundesdienstellen befinden sich 64 in Wien.
Bundesbehörden von Wien in die Regionen
Dazu Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer: "Es gibt wenig plausible Gründe, warum alle Bundes- und Landesbehörden in Wien bzw. den Landeshauptstädten sein müssen. Viele Dinge können inzwischen von allen Orten Österreichs aus erledigt und bearbeitet werden. Die Verlagerung hochrangiger Behördenstandorte in die ländlichen Gebiete schafft dort auch qualifizierte Arbeitsplätze."
Der ländliche Raum braucht mehr Modernität
Da vor allem junge Frauen die ländlichen Regionen verlassen, sieht Rupprechter auch in diesem Punkt zentralen Handlungsbedarf. "Der ländliche Raum ist für Frauen dann attraktiv, wenn sie Arbeitsplätze vorfinden. Wir brauchen daher ein modernes Frauenbild, flexible Arbeitszeitmodelle, mehr Telearbeitsplätze und für junge Familien eine gute Infrastruktur bei den Kinderbetreuungseinrichtungen."
Gemeinden sollen sich einem Audit stellen
Vor diesem Hintergrund soll es wie schon einmal ein sogenanntes Kommunalaudit geben. Dabei sollen sich die Gemeinden freiwillig einem internen Check unterziehen. Die Themen: Verwaltung, Finanzen, Management, Infrastruktur.
Ohne Vereine und Ehrenämter geht am Land nichts
Nicht zuletzt verwies Rupprechter auch auf die Rolle der Vereine und Ehrenämter. "Viele Tätigkeiten basieren in dem ländlichen Raum auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Dieses Prinzip ist ein wesentlicher sozialer Faktor, ohne den der ländliche Raum nicht funktionieren würde."
Breitbandausbau ist ein absolutes Muss
Tirols Landeshauptmann Günther Platter: "Wir müssen gemeinsam – Bund, Länder und Gemeinden - an vielen Rädern drehen, um den ländlichen Raum als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten. In Tirol setzen wir dafür bereits vielfältige Initiativen, u.a. die Breitbandoffensive, über die bis 2018 rund 50 Millionen Euro in den Ausbau schneller Datenverbindungen investiert werden."
"Hoffentlich nicht nur Lippenbekenntnisse"
Apropos Geld. Mödlhammer verweis in diesem Zusammenhang auch auf den Strukturfonds für strukturschwache Regionen. "60 Millionen Euro stehen dafür bereit." Gleichzeitig mahnte er jedoch ein, dass diese Vorhaben auch wirklich umgesetzt werden müssten: "Ich halte diese Diskussion und die dahingehenden Überlegungen für sehr, sehr wichtig, wenn es nicht – wie in der Vergangenheit schon so oft – nur bei Lippenbekenntnissen und Sonntagsreden für den ländlichen Raum bleiben soll."
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