Joanneum Research verleiht Tunnel Ohren

Präsentierten die Technologie hinter AKUT: Karin Zipperer, Vorstandsdirektorin der Asinag mit AKUT-Projektleiter Franz Graf (l.) und Geschäftsführer Wolfgang Pribyl (r.), beide von Joanneum Research. | Foto: Joanneum Research
  • Präsentierten die Technologie hinter AKUT: Karin Zipperer, Vorstandsdirektorin der Asinag mit AKUT-Projektleiter Franz Graf (l.) und Geschäftsführer Wolfgang Pribyl (r.), beide von Joanneum Research.
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Türschlagen, Menschenstimmen, platzende Reifen – alles Geräusche, die man in einem Tunnel besser nicht zu Ohren bekommen sollte. Und doch ist niemand vor Pannen oder Unfällen in Tunnelröhren gefeit. Um die Gefährdung für Autofahrer in den Tunnels zu minimieren, setzt die Asfinag bereits seit mehreren Jahren auf das Know-how des Joanneum Research: Das als „Tunnelohren“ bekannte Sicherheitssystem AKUT erkennt untypische Geräusche wie einen Reifenplatzer oder auch Stimmen und löst deutlich schneller Alarm aus als es Videosysteme alleine können.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Die Innovation des steirischen Forschungsunternehmens Joanneum Research wurde gemeinsam mit der Asfinag bis zur Serienreife entwickelt. "Die Idee dazu ist mir eigentlich in der Badewanne gekommen", schildert der Entwickler Franz Graf. Das war 2002, erstmals zum Einsatz kam das System AKUT im Jahr 2010 als Pilotprojekt im Kirchdorftunnel auf der S 35 Brucker Schnellstraße. Mikrofone nehmen dabei alle Geräusche auf, eine Software trennt dann typische Verkehrsgeräusche von untypischen und löst entsprechend Alarm aus. In Kombination mit den dadurch aktivierten Videokameras können die Operatoren in den Verkehrsmanagementzentralen innerhalb von Sekunden auf Gefahrensituationen reagieren. 

Bis 2029 insgesamt 59 hörende Tunnel

Derzeit ist AKUT bereits in 17 Tunnel österreichweit im Einsatz, an einem Ausbau wird laufend gearbeitet. So sollen es bis 2029 knapp 60 akustisch überwachte Tunnel sein. Auch das Ausland hat bereits angeklopft: Als erster Autobahnbetreiber außerhalb Österreichs entschied sich im Jahr 2017 „Highways England“ dazu, das akustische Tunnelmonitoring AKUT in einem ihrer Tunnel einzubauen. Im Southwick Tunnel in Südengland wird das System im Jänner 2018 fertig installiert sein und in Betrieb gehen. Nach einer Evaluierungsphase von etwas mehr als einem halben Jahr soll die Entscheidung fallen, wie viele und welche weiteren Tunnel in England mit den „Tunnelohren“ ausgestattet werden. Joanneum Research  führt zusätzlich Verhandlungen mit Autobahnbetreibern und Vertriebspartnern in Norwegen, Schweden, Dänemark sowie in China. „Das akustische Tunnelmonitoring AKUT ist für uns ein hervorragendes Beispiel für erfolgreiches Innovationsmanagement. Es freut uns, dass es auch von anderen Ländern reges Interesse an mehr Sicherheit im Verkehr und somit an unserem Produkt gibt", erklärt Wolfgang Pribyl, Geschäftsführer von Joanneum Research.

Wie effektiv das akustische Monitoring arbeitet zeigt  dieses Beispiel:
Am 16. Juli 2016 Bosrucktunnel: AKUT erkennt das Geräusch des platzenden Reifens und schlägt Alarm, die Asfinag-Operatoren können reagieren und den Tunnel auf Rot schalten. Ohne AKUT hätte es bis zur Alarmauslösung vier Minuten 39 Sekunden länger gedauert. Nach dieser Zeitspanne hat der Lenker die SOS-Taste in der Notrufnische gedrückt.

Diese österreichische Tunnel können hören:

• A 1 West Autobahn: Liefering
• A 2 Süd Autobahn: Ehrentalerberg, Falkenberg, Lendorf, Trettnig, (Nordumfahrung Klagenfurt)
• A 9 Pyhrn Autobahn: Bosruck
• A 10 Tauern Autobahn: Kroislerwand und Oswaldiberg
• A 12 Inntal Autobahn: Wilten

• S 10 Mühlviertler Schnellstraße: Götschka, Lest, Neumarkt, Pernau
• S 16 Arlberg Schnellstraße: Dalaas, Flirsch, Arlberg
• S 35 Brucker Schnellstraße: Kirchdorf

• A 9: Im Plabutschtunnel wird AKUT ab ca. Mitte 2020 in Betrieb gehen.

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