LFD Fuchs: „Der Winter war heuer gnädig“

Landesforstdirektor Josef Fuchs arbeitet weiter an der Waldverjüngung in Tirol. | Foto: Land Tirol
  • Landesforstdirektor Josef Fuchs arbeitet weiter an der Waldverjüngung in Tirol.
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Bezirksblätter: Der Winter war heuer mit dem Wald eher gnädig, keine Stürme und relative wenig Schnee. Ist der Wald in gutem Zustand?
JOSEF FUCHS: „Ja, der Winter war heuer wirklich gnädig und die tiefen Jännertemperaturen führen hoffentlich zu einer Reduktion des Borkenkäfers. Das hängt davon ab, wie der Käfer überwintern konnte. Ein ausgereifter Käfer überlebt die Kälte, alle Stadien vorher nicht. Die geringe Schneedecke trägt auch dazu bei, dass der Boden tief gefroren war und dadurch auch die Population verringert.

Und der warme Herbst bis in den Dezember hinein?
„Da wurde eine Welle von Borkenkäferbefall festgestellt, das Schadholz wurde aber gut aufgearbeitet. Sollten noch Reste liegen, so muss das nun im Frühjahr sofort bearbeitet werden.“

So ist der Borkenkäfer immer noch der ärgste Feind des Waldes?
„Ja, das ist neben dem Wildeinfluss nach wie vor Problem Nummer eins im Tiroler Wald.“

Die Luftschadstoffe nehmen trotz sektoralem Fahrverbot und Lufthunderter nur wenig ab. Eine weitere Gefahr für den Tiroler Wald?
„Entlang der Inntalfurche oder im Wipptal etwa sind Luftschadstoffe ein Problem, aber auch der Hausbrand trägt zu Luftschadstoffen bei. Bei den Stickoxiden oder beim Feinstaub werden Rückgänge verzeichnet, der Weg ist also richtig. Aber es sind hier Langzeitbeobachtungen notwendig und nicht nur ein Jahr zu beurteilen.“

Die Forstdirektion betreibt drei Landesforstgärten. Welche Aufgaben erfüllen diese und rechen sich diese in Summe?
„Der Landesforstgarten hat sich zur Aufgabe gemacht, neben der Pflanzenzucht speziell sich auf die Saatgutbewirtschaftung zu spezialisieren. Damit Tirol aufgrund der Höhenlage ausreichend Saatgut zur Verfügung hat. Wir züchten künstlich Samen, die wir in der Natur nur in geringen Mengen zur Verfügung haben. Dadurch sind die Pflanzen bereits auf das Tiroler Klima angepasst und die Generhaltung ist ein wesentlicher Punkt. Das macht kein externer Forstgarten. Auch wurde der Landesforstgarten vom Rechnungshof geprüft und die Rentabilität bestätigt.“

Also auch in Bezug auf die Schutzwaldsanierung in Tirol?
„Ja, denn der Wald in Tirol ist zu 70 Prozent Schutzwald und schon dadurch ist diese Zuchtarbeit notwendig und finanziell tragbar. Denn spezielle Aufforstungen für die Tiroler Höhenlage sind am Markt nicht erhältlich. Und ich bin an das Forstgesetz gebunden, das die Herkunft der verwendeten Pflanzen klar regelt.“

Wie sieht die Schutzwaldsanierung in Tirol mittelfristig aus?
„An der Waldverjüngung arbeiten wir weiter mit Hochdruck, aber auch die Zusammensetzung der Bäume für den Schutzwald wird mit zunehmender Klimaerwärmung wichtig. Denn ein gesunder Mischwald ist auf die Klimaerwärmung besser vorbereitet als ein monotoner Waldbestand. Wir reden hier von 150 Jahre Planungszeit und wir wissen sicher, dass es wärmer wird.“

Erneut ist die Diskussion um die Freigabe aller Forstwege für die Mountainbiker aufgeflammt. Wie sehen Sie das generell?
„In Tirol gibt es seit 20 Jahren ein Mountainbikekonzept. Das wurde seither weiter ausgebaut und der Status quobei den geöffneten Mountainbikewegen ist so durchaus befriedigend, wo sich noch ein Bedarf abzeichnet sind sogenannte Singletrails, diese werden nun ebenso auf Vertragsbasis eingerichtet. Für mich löst eine generelle Freigabe das Problem nicht. Es gibt eine enge Verzahnung zwischen Gemeindestraßen, Forst- und Almwege. Wenn ich nur die Forstwege freigebe, ist das Problem nicht gelöst. Für die Forstwirtschaft ist der Forstweg Produktionsstätte und hier wäre eine Beeinträchtigung für die Waldwirtschaft gegeben und das Haftungsrisiko für den Wegerhalter zu groß.“

Etwas höher als 2015 wurden 2016 die Abschusspläne durch Tirols Jägerschaft erfüllt. Reicht das oder sind die Wildschäden noch immer zu hoch?
„Das muss auf differenziert gesehen werden. Zum einen ist eine Abschussquote eine Zahl, die für sich betrachtet wenig aussagt. Es ist ein Unterschied, ob der Wildbestand in einem Verjüngungsgebiet, im Schutzwald oder in einem Altbestand bewertet wird. Und zum zweiten ist die Abschussquote bei den weiblichen Tieren zurückgegangen, daher kann von keiner Reduktion gesprochen werden, sondern vielmehr wird es vermehrt Nachwuchs geben.“

Tirol will bis 2050 energieautark sein, welche Rolle wird hier die Forstwirtschaft spielen?
„Eine wichtige, wenn auch nicht die wichtigste. Tirols Forstwirtschaft ist bestrebt, Holz entsprechend derQualität zu vermarkten, das Verbrennen steht an letzter Stelle. Aber Die Tiroler Sägeindustrie verarbeitet enorme Holzmengen, sodass auch die Biomasse aus dem „Restholz“ einen wichtigen Faktor darstellt.“

Weitere Berichte zum Thema Holz aus ganz Österreich finden Sie in unserem Themen-Channel.

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