Tiroler Landwirtschaftskammer unter neuer Führung

Präsident Josef Hechenberger, der scheidende Direktor Richard Norz und der neue Ferdinand Grüner. | Foto: LK
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TIROL. Es sind bewegte Zeiten für den Bauernstand, den Bauern geht auch in Tirol zusehends die Luft aus. Unter diesen schwierigen Vorzeichen wird der Silzer Ferdinand Grüner ab 1. September die Landwirtschaftskammer Tirol übernehmen. Grüner zur Amtsübergabe: „Als meine Hauptaufgabe betrachte ich es, die Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder und deren Arbeit bestmöglich zu gestalten“, so Ferdinand Grüner. „Schwerpunkte werden dabei die Optimierung interner Abläufe, die Sicherung des Beratervertrages sowie eine transparente Auflistung aller erbrachten Leistungen sein. Diese Prozesse wurden bereits gestartet und ich bin zuversichtlich, dass wir die gesteckten Ziele erreichen werden!“ Außerdem gilt es, die GAP für die nächste Periode auf Schiene zu bringen. „Dabei möchten wir auch einen Bürokratieabbau erreichen, da die oft komplizierte Abwicklung unsere Mitglieder belastet.“ Dieser Bürokratieabbau ist auch ein Thema des im Sommer gestarteten LK-Strategieprozesses „Landwirtschaft in Tirol 2025“, dessen Ergebnis im Dezember präsentiert wird.

Norz 27 Jahre Direktor

EU-Beitritt, Kammerumstrukturierung oder Reform der Pensionsversicherung: In den 27 Jahren seiner Amtszeit hat Richard Norz hat in seiner Amtszeit die Entwicklung der Landwirtschaftskammer Tirol maßgeblich geprägt.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit stand Norz vor einer großen Herausforderung: Die Vorbereitung des EU-Beitritts. Dabei war es für ihn wichtig, die Bauern gut darüber zu informieren, was sich in Zukunft für sie ändern wird – und das war einiges. Damit verbunden waren auch die Vorbereitungen für die Förderungsabwicklung in der Kammer, mit der sie seit dem Beitritt betraut ist. „1995 standen wir alle auf dem Prüfstand. Der Milchpreis war gesunken, die Ausgleichszahlungen zunächst noch nicht ausbezahlt. Als diese dann im Herbst überwiesen wurden, waren die Prognosen erfüllt und das bedeutete für die Agrarpolitik wie auch für die Kammer einen starken Vertrauensgewinn“, erklärt Norz die damalige Situation.
Ein Meilenstein in seiner beruflichen Laufbahn war die Reform der Kammerstruktur: Aus elf Kammern mit eigener Rechtspersönlichkeit wurden zwei – die Landwirtschaftskammer und die Landarbeiterkammer. Ebenfalls mit der Kammergesetzesnovelle 1993 beschlossen wurde die Verankerung der Tiroler Bäuerinnenorganisation im Kammergesetz. Damit kam der Arbeit der Bäuerinnen der verdiente Stellenwert zuteil.
Als die zwei negativsten Ereignisse in seiner Amtszeit nannte Norz die Streitigkeiten um die Agrargemeinschaften und der fehlende wirtschaftliche Erfolg der Großgenossenschaften.

Dank vom Präsidenten

„Mit Richard Norz hat die Landwirtschaftskammer Tirol jahrelang einen fachlich kompetenten und von allen Mitarbeitern und Funktionären gleichermaßen geschätzten Direktor an ihrer Spitze gehabt. Auch ich habe von ihm von Anfang an die volle Unterstützung erfahren und ich möchte mich für die stets professionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe bedanken“, so LK-Präsident Josef Hechenberger. „Ich bin überzeugt, dass wir mit Ferdinand Grüner einen würdigen Nachfolger gefunden haben und so auch in Zukunft mit vollstem Einsatz für unsere Mitglieder arbeiten werden.“

Wir baten den neuen LK-Kammerdirektor Ferdinand Grüner zum Kurzinterview:

Welche Hauptaufgaben sehen Sie unmittelbar nach der Amtsübergabe von Richard Norz als Landwirtschaftskammerdirektor?
„Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, die Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder bestmöglich zu gestalten. Wir wollen uns im Beratungsbereich weiter spezialisieren und im Bereich der Förderungsabwicklung optimal unterstützen. Die Vorbereitung der GAP-Periode ab 2021 wird eine weitere wichtige Aufgabe sein. Die LK Tirol soll eine starke Interessensvertretung bleiben.“

Wie schätzen Sie die Situation der Bauern in Tirol für die Zukunft ein? Werden mehr Stalltüren schließen als in der Vergangenheit?
„Für mich ist klar: Landwirtschaft hat Zukunft! Ich bin überzeugt, dass uns der Strukturwandel nicht so schnell ereilt wie im Osten und sich nicht signifikant mehr Stalltüren schließen werden wie bisher. Der Beruf Landwirt ist ein wunderschöner und in Tirol profitieren wir von Kooperationen mit dem Tourismus, die noch weiter ausbaufähig ist. Was es für den flächendeckenden Erhalt der Landwirtschaft aber auf jeden Fall braucht, ist ein Mix aus fairer Leistungsabgeltung und angemessenen Produktpreisen.“

Wird es Verhandlungen mit dem Land geben, um die Rechnungshofempfehlung für die 72 Planstellen der Kammer, die das Land pauschal finanziert, auf neue Beine zu stellen?
„Ja. Wir sind bestrebt, eine zeitgemäße und transparente Regelung zu finden. Erste Überlegungen wurden bereits angestellt. Darauf aufbauend werden von uns konkrete Vorschläge unterbreitet. Daher blicken wir diesem Prozess optimistisch entgegen.“

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