Tausende bei Demo gegen Akademikerball in Wien
Zwischen 7.000 und 10.000 Teilnehmer nahmen am Freitag an der Demonstration gegen den Akademikerball in der Hofburg teil. Die Kundgebung verlief friedlich.
WIEN. Was anfangs nach einer schlecht besuchten Demo aussah, entwickelte sich binnen kurzer Zeit zu einer Großdemonstration. Am Freitagabend marschierten Tausende in Wien gegen den von der Wiener FPÖ organisierten Akademikerball in der Hofburg. Die Veranstalter sprechen von 10.000 Teilnehmern, während die Polizei von bis zu 8.000 ausgeht. Selten liegen diese Zahlen so weiter aneinander.
#Aktuell: 7500 bis 8000 TeilnehmerInnen #WAB18
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) 26. Januar 2018
Kurz nach 18 Uhr verließ der Demozug den Vorplatz der Hauptuniversität und marschierte über den Ring bis zur Bellariastraße. Die restliche Ringstaße Richtung Heldentor und Karlsplatz war bereits im Vorfeld mit einem Platzverbot belegt worden, weswegen der Demozug über Bellariastraße, Muesumplatz und Getreidemarkt zum Karlsplatz weiter zog. Die Schlusskundgebung fand beim Girardipark statt. Gegen 19.30 Uhr war die offizielle Demo zu Ende. Eine kleinere Gruppe versammelte sich – offiziell und genehmigt - noch hinter dem Burgtheater. Die letzten Demonstranten zerstreuten sich aber auch dort kurz nach 22 Uhr.
2.800 Polizisten im Einsatz
Im Vorfeld ging der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl von einer "hohen Gewaltbereitschaft" und einer "Mobilisierung im Ausland" aus. Hinweise, dass dies tatsächlich zutreffen könnte, gab es jedoch keine. Der Demoabend verlief friedlich. Der "Schwarze Block" blieb der Demonstration ganz fern. Dennoch war die Exekutive mit 2.800 Beamten im Einsatz – rund 900 wurden extra aus den Bundesländern hinzu beordert. Es kam zu keiner einzigen Festnahme. Auch in den Jahren 2016 und 2017 gab es während der traditionellen Demo gegen den Ball – heuer findet sie bereits zum 10. Mal statt – keine Zwischenfälle.
Auf das Heldentor wurde im Laufe des Abends der Mauthausen-Schwur projeziert. Die Aktion ging von einer kleinen Gruppe Aktivisten aus, die vor der Maria-Theresien-Statue mit einem Projektor Stellung bezogen. Die Aktion war angemeldet und genehmigt. Besondere Brisanz erhielt der Akademikerball 2018 nach der Veröffentlichung eines Liederbuches der Wiener Neustädter Burschenschaft "Germania". "Gebt Gas, ihr Germanen, wir schaffen die siebente Million" ist darin etwa in Anspielung auf sechs Millionen ermordete Juden zu lesen. Bis zur Aufdeckung des skandalösen Liederbuches war auch Udo Landbauer, Spitzenkandidat der FPÖ bei den kommenden Wahlen in Niederösterreich, Mitglied der "Germania". Er legte seine Mitgliedschaft zurück.
Eine klare Antwort auf den Antisemitismus der Burschenschaften:
Der Schwur des Konzentrationslager Mauthausen wird heute an den Eingang zur Wiener Hofburg projeziert. Die Burschenschafter müssen hier vorbei, um zum#Akademikerball der FPÖ zu kommen.#nowkrpic.twitter.com/8V3Mflb2yV— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) 27. Januar 2018
3.000 Gäste am Akademikerball
Gegen 19 Uhr trafen die ersten Ballgäste bei der Hofburg ein – allen voran FP-Vizekanzler Heinz-Christian Strache mit Gattin Philippa. Weiters unter den Gästen: Der geschäftsführende Obmann des FPÖ-Nationalratklubs, Johann Gudenus, der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf, der frühere FP-Vizekanzler Herbert Haupt und Ursula Stenzel, ehemalige Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt. Auch das Gesicht der Identitären Bewegung, Martin Sellner, besuchte den Ball. Laut Ball-Organisator Udo Guggenbichler waren insgesamt rund 3.000 Gäste anwesend.
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